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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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darin einig waren, daß sie sich unterhalb des Kuppelgrabes befanden. Dann wurde gemeinsam zu Abend gegessen. Kapitän Ankaros hatte Fisch zubereitet, den sie tagsüber gefangen hatten, Gemüse, das sie in Spetsai gekauft hatten, zusammen mit drei Flaschen Wein.
    John rülpste vernehmlich und hoffte, der schlafende Kapitän fühlte sich nicht gestört. Noch ehe die zweite Flasche geleert war, hatte der Fischer zu singen begonnen, und seine drei Passagiere hatten unauffällig dafür gesorgt, daß er von dem kräftigen Roten viel mehr bekam als sie, und lange mit ihnen aufblieb. John setzte sich ungern mit auch nur leicht benebeltem Kopf mitten in stockfinsterer Nacht in ein kleines Beiboot, um an Land zu rudern, aber es war notwendig. Sie hatten alle drei Stunden voll angekleidet geschlafen und sich dann zum Heck des Fischkutters begeben. John und George schliefen sowieso auf Deck, vor und hinter dem Lukendeckel, weil unter Deck nur Raum für zwei war. Kapitän Ankaros hatte seine Koje in der Kajüte des Vorschiffs, und Claire genoß die Zurückgezogenheit der daran anschließenden kleinen Kabine auf Backbord.
    Sie hatten die fischig riechende, unsaubere Enge des Kutters während der drei Tage, die sie gebraucht hatten, um hierher zu kommen, wohl oder übel ertragen. Der Gedanke an vier oder fünf weitere Tage und Nächte, die sie in gleicher Weise würden verbringen müssen, ehe sie Italien erreichten, war nicht ermutigend. John war froh über diese Gelegenheit, an Land zu gehen und etwas zu tun, was sie dem Ende dieser ganzen Angelegenheit näher bringen konnte.
    Es hatte als ein toller Streich angefangen, aber drei Tage und zwei Nächte auf See mit den anderen hatten ihn davon geheilt. George hatte sich den ganzen ersten Tag übergeben und den Rest der Fahrt entweder krank auf dem Deck liegend oder wehklagend verbracht. Claire hatte, nachdem sie in der ersten Stunde nach dem Auslaufen von Santorin von heftiger Übelkeit befallen worden war, den Rest der Fahrt in stoischer Geduld ertragen. Wenn die beiden erklärt hatten, daß sie nicht segeln könnten, hatten sie nicht zuviel gesagt. Sie konnten den Bugspriet nicht vom Hauptmast unterscheiden. Und drei Tage auf See – selbst einer so sanften See wie der Ägäis – hatten sie beide überzeugt, daß sie nie, nie irgend etwas mit der Seefahrt zu tun haben wollten.
    George murmelte ihm zu: »Warum warten wir noch?«
    »Daß der Wind mehr nach vorn dreht. Ich möchte, daß er unsere Geräusche von ihm fortträgt.«
    Das traf zu, aber er wollte sich auch an die Nacht gewöhnen, ein Gefühl dafür bekommen und sehen, ob das Wetter umschlug. Es wäre genau das rechte, wenn sie eine kabbelige, hoch auflaufende See bekämen, die sie an den trümmerübersäten Strand setzte. Nächtliche Operationen waren immer riskant, und noch schwieriger wurde es, wenn sie mit einem Minimum von Geräuschen durchgeführt werden sollten. Er bedauerte bereits, daß er auf Claires Beharren, dem Kapitän nichts zu erzählen, eingegangen war. Gewiß, er hatte keinen plausiblen Grund für ihren nächtlichen Landausflug finden können, doch als er nun die anschwellende Macht der dunklen See fühlte, waren die Konsequenzen eines Fehlschlags realer, die Risiken bei weitem größer als ihre ruhigen, vernünftigen Diskussionen jemals zugaben. Seine sonnigen Segelwochenenden vor Galveston waren eine lächerlich unzulängliche Vorbereitung für dies.
    Er seufzte, versuchte die Nachwirkungen der reichhaltigen Mahlzeit und des Weines abzuschütteln und zog das Beiboot näher heran. Claire und George standen als schattenhafte Umrisse neben ihm und warteten. »Sie steigen zuerst ein. Ich halte das Boot an der Leine.«
    Sie kletterten vorsichtig über Bord und schafften es, nicht gegen die hölzerne Bordwand zu poltern. John stieg zuletzt ein und stieß das Boot gleichzeitig ab. Er suchte im Dunkeln nach den Riemen, setzte sich auf die Ruderbank und nahm Kurs auf das Kliff. Während er ruderte, prägte er sich die Positionslampen der Skorpio für später ein. Da die Ruderdollen quietschten, nahmen er und George je ein Ruder und paddelten.
    Obwohl die Entfernung nicht groß war, schien es viel Zeit und Mühe zu kosten, bis sie das Ufer erreichten. Sie navigierten nach dem leisen Brandungsrauschen und dem schwach sichtbaren Weiß der Gischt an vorgelagerten Felsblöcken. Eine schräg auflaufende Welle drehte das Boot seitwärts, und die nächste traf es breitseits; einen Augenblick dachte John, sie würden

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