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Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)

Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)

Titel: Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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es trivial war, zum anderen weil er sich ganz im Visualisierungsmodus befand. Er ging alle nur erdenklichen Szenarien durch, die sich ihnen bei der Ankunft in Fowl Manor bieten konnten, und ersann Pläne, wie sie als Sieger aus diesen Szenarien hervorgehen würden.
    In dieser Hinsicht glich Artemis’ Methode derjenigen des amerikanischen Schachmeisters Bobby Fischer, der in der Lage war, im Geist sämtliche möglichen Züge seines Gegners durchzugehen und zu überlegen, wie er sie parieren konnte. Das einzige Problem war, dass es ein paar Szenarien gab, die Artemis schlicht und einfach nicht verkraftete und die er deshalb ans Ende seines Gedankenprozesses schob, was die Effektivität der Technik ein wenig minderte.
    Und so plante er vor sich hin, obwohl er ahnte, dass es vermutlich sinnlos war, da er die meisten Konstanten in dieser Gleichung nicht kannte, ganz zu schweigen von den Variablen.
    Unter der Oberfläche seiner Logik trieb eine dunkle Drohung.
    Wenn denen, die mir lieb und teuer sind, etwas zustößt, wird Opal Koboi dafür bezahlen .
    Artemis versuchte, den Gedanken zu vertreiben, da er keinem sinnvollen Zweck diente, doch der Funke Rachlust weigerte sich zu erlöschen.
    Holly hatte nur ein paar hundert Flugstunden im Cupid absolviert, viel zu wenig für das, was sie vorhatte, aber andererseits hätte dafür ein ganzes Leben an Flugstunden nicht ausgereicht.
    Der Cupid schoss durch den Kanal. Die breiten Reifen liefen in der Plexiglaswanne fast wie auf Schienen, und der kleine, als Auspuff getarnte Raketenantrieb schmolz eine Rinne in das Plasma. Koffer wurden zerdrückt oder platzten auf wie Knallbonbons und ließen Kleider, Kosmetik und geschmuggelte Souvenirs aus der Menschenwelt herabregnen. Die Kontrolleure vom Zoll konfiszierten in der Regel das meiste davon, aber irgendwie hatte es jemand geschafft, ohne sich erwischen zu lassen einen lebensgroßen Papp-Gandalf in einen Koffer zu verfrachten, der sich für ein paar Sekunden vor die Windschutzscheibe des Cupid legte.
    Mit schweißnasser Stirn und zusammengebissenen Zähnen fuhr Holly weiter. Der Gepäcktunnel führte sie aus dem Bereich des Shuttlehafens hinaus in eine Felsmasse. Immer weiter aufwärts ging es, durch verschiedene archäologische Schichten, vorbei an Dinosaurierknochen und Keltengräbern, durch Wikingersiedlungen und Normannenwälle, bis der Cupid schließlich in einer großen Halle mit durchsichtiger Decke ankam, über der sich der Himmel wölbte. Mit den spinnenähnlichen Metallstreben und dem Gewirr aus Zuleitungsschienen sah das Ganze aus wie das Versteck eines Megaverbrechers aus einem James-Bond-Film.
    Normalerweise war das SkyWindow durch Projektoren und Schutzschilde getarnt, aber die gesamte Sicherungstechnik war außer Betrieb, bis die explodierten Teile aus Koboi-Fertigung ersetzt werden konnten. So trieben an diesem Nachmittag dunkle irische Regenwolken vor dem Facettenglas, die Halle war von oben vollständig einsehbar, man hätte problemlos die unterirdischen Gepäcksortierer oder Gabelstapler fotografieren können, die mit rauchenden Löchern dastanden, als wären sie Opfer eines Heckenschützen geworden.
    Holly fragte den Computer, ob es einen anderen Weg nach draußen gab als den, den er vorschlug. Woraufhin der Bordavatar ihr gleichmütig mitteilte, es gebe in der Tat einen, aber der sei dreihundert Kilometer entfernt.
    »D’Arvit« , fluchte Holly und beschloss, sich nicht länger Gedanken über Vorschriften oder das Beschädigen fremden Eigentums zu machen. Hier ging es um wichtigere Dinge, und Gejammer nützte niemandem.
    Gejammer nützt niemandem. Das hatte ihr Vater immer gesagt.
    Sie sah ihn vor sich, wie er jede freie Minute in seinem geliebten Garten verbrachte und seine Knollen im Schein der Erdsonne mit Algen düngte.
    »Du musst auch deinen Teil der Hausarbeit übernehmen, Poppy. Deine Mutter und ich arbeiten viele Stunden, um diese Familie zu ernähren.« Er hielt inne und strich ihr übers Kinn. »Vor langer Zeit haben die Berserker das höchste Opfer für das Erdvolk gebracht. So etwas verlangt niemand von dir, aber du könntest deine Aufgaben mit einem Lächeln auf deinem hübschen Gesicht erledigen.« Dann setzte er eine strenge Miene auf und spielte den Oberfeldwebel. »Also los, Soldatin Poppy. Gejammer nützt niemandem.«
    Holly starrte ihr Spiegelbild in der Windschutzscheibe an. In ihren Augen funkelten Tränen. In ihrer Familie erhielten alle Töchter den Spitznamen Poppy. Niemand konnte sich

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