Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)
Jahre dauern, damit das Erdvolk sich in Sicherheit bringen und der Ort des Tores in Vergessenheit geraten konnte.«
Bei diesem letzten Satz verzog Holly das Gesicht, und Artemis dachte sich seinen Teil.
»Aber es gab einen Verräter?«
Holly sah ihn überrascht an. »Woher … Ach, natürlich, so was ist dir ja nicht fremd, Artemis. Ja, wir wurden verraten, und zwar von dem berüchtigten Zauberergnom Shayden Fruid, einst bekannt als Shayden der Kühne, jetzt nur noch Shayden der Schandtäter von Taillte genannt. In der Hey-Hey-Kapelle steht eine auf den Kopf gestellte Statue von Shayden, und ihr könnt mir glauben, das ist nicht als Kompliment gemeint.«
»Was ist passiert, Holly?«, fragte Artemis drängend.
»Shayden Fruid versteckte sich in einer Nebelwolke, bis die sterbenden Berserker rund um das Tor begraben waren und das Erdvolk sich unter die Oberfläche zurückgezogen hatte, dann machte er sich am Schloss zu schaffen. Er wollte nicht nur das Tor für die Menschen öffnen, sondern auch die Berserker mit Hilfe des Zauberbanns gegen ihr eigenes Volk führen.«
»Der Kerl war ein echtes Herzchen«, rief Mulch vom Kühlschrank herüber. »Der Legende nach hat er damals sogar seine eigene Mutter verkauft. Und das meine ich nicht metaphorisch. Er hat seine Mutter in ein Boot verfrachtet, ist mit ihr in das nächste Dorf gerudert und hat sie vertickt. Da hätten eigentlich schon alle Alarmglocken läuten müssen.«
»Aber Shaydens Plan ging nicht auf, oder?«, hakte Artemis nach.
»Nein, weil er nicht wusste, dass der Rat jemanden an der Oberfläche zurückgelassen hatte, der das Tal über dem Tor zum Einsturz bringen sollte. Einen großen Zauberer, der den Nebel aufrechterhalten konnte, bis das Tor zugeschüttet war, um mit seiner Hilfe dann unbemerkt zu verschwinden. Da die Dämonen bereits fort waren, blieb nur der Zaubererelf Bruin Fadda, der die Menschen bis aufs Blut hasste, um die Mission zu vollenden. Er sollte auf den Rand des Tals klettern und mit seiner Magie den Einsturz auslösen, den eine Spezialeinheit von Ingenieurzwergen vorbereitet hatte.«
Irgendwie hatten Artemis, Butler und Holly das Gefühl, als wären sie bei alldem dabei gewesen. Vielleicht lag es an den letzten Tropfen Berserkerplasma, die auf ihrer Stirn klebten, aber auf einmal konnten sie Bruin Faddas keuchenden Atem hören, als er den Abhang hinunterrannte und Shayden zubrüllte, er solle vom Schloss weggehen.
»Sie kämpften wie die Besessenen, bis die beiden mächtigen Krieger sich gegenseitig tödlich verwundet hatten. Kurz bevor er starb, zauberte Bruin Fadda, halb wahnsinnig vor Schmerz, Hass und Verzweiflung, mit seinem eigenen Blut und verbotener schwarzer Magie ein zweites Schloss. Wenn jemand dieses Schloss öffnete, würde Danu, die Erdmutter, ihre Magie mit solcher Wucht an die Luft abgeben, dass alle Menschen vom Planeten gefegt würden und das Erdvolk für immer in Sicherheit wäre.«
»Nur die Menschen?«
Holly erwachte aus ihrer Versunkenheit. »Nur die Menschen. Die verhassten Unterdrücker. Bruin hatte bei einem Überfall seine ganze Familie verloren. Er wollte nur noch Rache.«
Butler rieb sich übers Kinn. »Jede Waffe hat ein Verfallsdatum, Holly. Das Ganze ist zehntausend Jahre her. Hat dieser Zauber keine Halbwertszeit oder so was in der Art?«
»Schon möglich. Aber die Berserker sind auferstanden, und das erste Schloss hat genau nach Plan funktioniert.«
»Warum sollte Opal das zweite Schloss öffnen wollen?«
Darauf wusste Artemis die Antwort. »Aus politischen Gründen. In Haven gibt es eine große Lobby, die seit Jahren einen Krieg mit allen Mitteln fordert. Für die wäre Opal eine Heldin.«
Holly nickte. »Genau. Außerdem ist Opal mittlerweile so abgedreht, dass sie ernsthaft glaubt, sie wäre eine Art gottgesandter Messias. Ihr habt ja gesehen, wozu sie bereit war, nur um zu fliehen.«
»Nämlich?«, fragte Mulch.
»Sie hat ihr jüngeres Ich entführen lassen und uns erpresst, sie in einen natürlichen Kernreaktor zu verfrachten. Auf die Weise konnte sie genug schwarze Magie erzeugen, um das erste Schloss zu öffnen.«
Mulch knallte die Kühlschranktür zu. »Mir tut’s wirklich leid, dass ich gefragt habe. Das ist genau die Sorte von Schlamassel, in die du uns jedes Mal bringst, Artemis.«
»He«, fuhr Holly ihn an. »Jetzt ist nicht der richtige Moment, um Artemis die Schuld zu geben.«
»Danke«, sagte Artemis. »Endlich.«
»Dafür ist später noch genug Zeit, wenn wir das alles
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