Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)
irgendwie gelöst haben.«
Artemis verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. »Das ist unfair, Holly. Ich bin hier genauso ein Opfer wie alle anderen. Selbst diese Berserker werden nur benutzt, um einen Krieg weiterzuführen, der seit zehntausend Jahren beendet ist. Können wir ihnen nicht einfach sagen, dass der Krieg aus ist? Sie bewachen ein Tor, das vermutlich nicht mal mehr irgendwohin führt.«
»Das stimmt. Wir haben das alte Wegenetz seit Jahrtausenden nicht mehr benutzt.«
»Kannst du ihnen das nicht irgendwie beibringen?«
»Nein. Sie stehen unter einem Treuebann. Ganz gleich, was wir sagen, es wird keine Wirkung haben.«
»Wie viel Zeit bleibt uns noch?«, fragte Artemis.
»Ich weiß es nicht«, gestand Holly. »Mein Vater hat mir das als Gutenachtgeschichte erzählt. Und er hatte es wiederum von seinem Vater erzählt bekommen. Das Ganze geht zurück auf einen Einfühlungszauberer, der mit Bruin Fadda in dessen letzten Augenblicken Verbindung aufgenommen hatte. Wir wissen nur, dass das zweite Schloss aus komplexer Magie besteht. Opal ist jetzt mit schwarzer Magie aufgeladen, aber die hat einen hohen Preis und verflüchtigt sich schnell. Ich nehme an, sie wird es vor Tagesanbruch öffnen wollen, solange der Mond noch hoch am Himmel steht. Nach all der Zeit werden die Berserker nur noch ein Schatten ihrer selbst sein und nicht viel länger durchhalten. Einige werden sicher schon vorher dem Ruf des Jenseits folgen.«
Artemis wandte sich an Butler, denn Fragen zur Strategie waren das Fachgebiet des Leibwächters. »Wie wird Opal ihre Streitkräfte einsetzen?«
»Wahrscheinlich wird sie den größten Teil der Berserker als Schutz bei sich behalten, während sie dieses magische Schloss zu knacken versucht. Der Rest wird die Mauer bewachen und über das Anwesen patrouillieren, bis an die Zähne bewaffnet. Vermutlich mit meinen Waffen.«
»Haben wir irgendwelche Waffen?«, fragte Artemis.
»Ich habe meine Neutrino offenbar beim Sturz in den Tunnel verloren«, sagte Holly.
»Und ich musste meine Waffe bei der Einreise in Haven abgeben«, sagte Butler. »Ich hatte keine Gelegenheit mehr, sie mir wieder abzuholen.«
Mulch kehrte zum Lagerfeuer zurück. »Sie haben gesagt, alle Menschen an der Oberfläche würden getötet. Also, nur der Vollständigkeit halber: Sie sind jetzt unter der Erde. Sie könnten also auch einfach hierbleiben.«
Holly warf ihm einen Blick zu, der fast seinen Bart versengt hätte.
»He, schon gut. Ich dachte nur, es kann nicht schaden, alle Optionen aufzulisten.«
»Wenn es Opal gelingt, das zweite Schloss zu öffnen, werden nicht nur Milliarden von Menschen getötet, sondern dann bricht in Erdland ein Bürgerkrieg aus. Nach dessen Ende Opal Koboi sich vermutlich zur Höchsten Kaiserin aufschwingen wird.«
»Das heißt also, wir sollten sie daran hindern?«
»Das heißt, wir müssen sie daran hindern, aber ich weiß nicht, wie.«
Artemis blickte Richtung Himmel, als hoffe er auf eine göttliche Eingebung, doch alles, was er sah, waren die phosphoreszierenden Wände von Mulchs unterirdischem Schlupfwinkel, unterbrochen von den schwarzen Löchern der Tunneleingänge.
»Mulch«, sagte er und deutete mit dem Finger darauf. »Wohin führen diese Tunnel?«
Kapitel 8
Dalkey Island, südlich von Dublin
E s heißt im Allgemeinen, Trolle wären dumm. Das ist ein Irrtum. Trolle sind nur relativ dumm.
Im Vergleich mit Astrophysikern und Hey-Hey-Meistermönchen schneiden Trolle, was den IQ angeht, natürlich nicht so glänzend ab, aber selbst ein unterdurchschnittlich intelligenter Troll setzt ein Puzzle schneller zusammen als jeder Schimpanse oder Delphin. Es gibt Trolle, die einfache Werkzeuge fabrizieren, Zeichensprache lernen oder sogar ein paar verständliche Laute von sich geben können. Im frühen Mittelalter, als Trolle noch auf Jahrmärkten vorgeführt werden durften, ließ sich der berühmte Schautroll Graf Amos Moonbeam von seinem Zwergendompteur mit Honigpunsch füttern und rülpste dann eine recht beeindruckende Version der »Ballade von Tingly Smalls«.
Trolle sind also keineswegs dumm.
Aber sie sind stur. Geradezu krankhaft stur. Wenn ein Troll meint, jemand wolle, dass er durch die Tür A hinausgeht, wird er auf jeden Fall die Tür B nehmen und auf dem Weg dahin wahrscheinlich noch einen dicken Haufen vor die Tür A setzen.
Das macht es recht schwierig, die Trolle in die erdländische Gesellschaft zu integrieren. In der ZUP gibt es sogar eine spezielle
Weitere Kostenlose Bücher