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Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)

Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)

Titel: Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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nachdem sie innerhalb weniger Minuten zweimal ein körperliches Trauma erlitten hatte, und auf ihrer Kopfwunde saß ein einzelner Magiefunke, der summte wie eine fleißige Honigbiene. Die Magie schien Artemis’ Hand zu bemerken; sie sprang auf seine Brandwunde und beruhigte die Haut, ließ aber eine fühlbare Narbe zurück. Nachdem sie ihre Arbeit getan hatte, kehrte sie zu Holly zurück und breitete sich wie eine Salbe über ihre Stirn aus. Hollys Atem war jetzt tief und gleichmäßig, und sie sah nicht mehr aus wie eine Verwundete, sondern als würde sie schlafen.
    »Wie lange sind Sie schon hier, Mulch?«
    »Warum? Willst du mir nachträglich Miete in Rechnung stellen?«
    »Nein, im Augenblick sammle ich einfach nur Informationen. Je mehr ich weiß, desto umfassender kann ich planen.«
    Mulch nahm den Deckel von einer Kühlbox, die Artemis ebenfalls bekannt vorkam – sie stammte aus einer alten Picknickausrüstung der Familie –, und fischte eine blutrote Salami heraus. »Den Kram erzählst du jedes Mal, von wegen umfassende Planung et cetera, aber letzten Endes hocken wir immer bis zur Nasenspitze in der Trollkuhle, und zwar ohne Sprungfederstiefel.«
    Artemis hatte es schon lange aufgegeben, Mulch um Erklärungen für seine Metaphern zu bitten. Er suchte nur händeringend nach Informationen, die ihm irgendeinen Anhaltspunkt gaben, irgendeinen Hebel, mit dem er diese verzweifelte Situation unter Kontrolle bekommen konnte.
    Konzentrier dich , ermahnte er sich. Hier steht so viel auf dem Spiel. Mehr als jemals zuvor .
    Artemis fühlte sich zerschlagen. Die gerade durchgestandene Heilung hatte ihn erschöpft und forderte ihren Tribut. Und untypischerweise wusste er nicht, was er tun sollte, außer darauf zu warten, dass seine beiden Freunde wieder zu sich kamen. Er schleppte sich zu Butler und überprüfte dessen Pupillen auf Anzeichen möglicher Hirnschäden. Holly hatte ihm einen Schuss in den Nacken verpasst, und sie waren ziemlich tief gefallen. Doch zu seiner Erleichterung waren beide Pupillen gleich groß.
    Mulch hockte sich neben ihn, leuchtend wie ein pummeliger Halbgott, was etwas irritierend war, wenn man den Zwerg näher kannte. Mulch Diggums war ungefähr genauso weit von Göttlichkeit entfernt wie ein Igel von samtiger Glätte.
    »Wie findest du meine Hütte?«, fragte der Zwerg.
    »Das alles ist …« Artemis deutete auf seine Umgebung. »Beeindruckend. Und das haben Sie allein ausgehöhlt? Wie lange wohnen Sie schon hier?«
    Mulch zuckte die Achseln. »Ein paar Jahre. Aber nicht ständig. Ich habe ein Dutzend von diesen Schlupflöchern überall auf der Welt. Ich hatte keine Lust mehr, ein gesetzestreuer Bürger zu sein, also zapfe ich ein bisschen von eurer Erdwärme ab und klinke mich in euren Kabelanschluss ein.«
    »Warum leben Sie überhaupt hier unten?«
    »Ich lebe hier nicht. Ich penne hier nur ab und zu. Wenn’s mir oben zu heiß wird. Ich hab gerade ein ziemlich großes Ding gedreht und musste mal eine Weile untertauchen.«
    Artemis blickte sich um. »Ein ziemlich großes Ding? Und wo ist die Beute?«
    Mulch wedelte mit seinem Finger, der aussah wie ein Leuchtstab. »Tja, das ist die Stelle, wo meine Lüge in sich zusammenkracht, wie mein Vetter Nord sagen würde.«
    Artemis zählte zwei und zwei zusammen und kam auf eine ziemlich unerfreuliche Vier. »Sie sind hier, weil Sie mich ausrauben wollten!«
    »Gar nicht wahr. So eine Frechheit!«
    »Sie lungern hier unten herum, weil Sie sich in unser Haus reingraben wollen. Mal wieder.«
    » Herumlungern ist kein besonders nettes Wort. Das klingt ja, als wäre ich ein entlaufener Streuner. Ich würde eher sagen, ich halte mich im Schatten versteckt. Cool wie ein Fassadenkletterer.«
    »An unserer Fassade würden Sie aber nicht weit kommen, Mulch.«
    Der Zwerg legte die Hände zusammen. »Also gut, ich geb’s zu. Ich hatte vielleicht vor, einen kleinen Blick in den Kunsttresor zu werfen. Aber sieh’s doch mal von der komischen Seite. Ich beklaue ein Verbrechergenie. Das hat doch was, oder? Ich dachte immer, ihr Hirnakrobaten hättet was übrig für Ironie.«
    Artemis war schockiert. »Sie können hier unten doch keine Kunstwerke lagern! Dazu ist es viel zu feucht und zu schmutzig.«
    »Hat den Pharaonen auch nicht geschadet«, gab Mulch zurück.
    In diesem Moment schlug Holly, die neben ihnen auf dem Fellbett lag, die Augen auf, hustete und sprang dann in einer einzigen rasanten Bewegung senkrecht in die Luft und landete auf ihren Füßen –

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