Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)
konnte, und konzentrierte sich ganz auf Caballines Exemplar.
Flieg, meine Schöne, flieg .
Die modifizierte Libelle schwirrte durch das Belüftungssystem des Polizeipräsidiums und hinaus in das Chaos, das auf den Straßen und in den Häusern herrschte. Überall auf der Piazza und den Transportwegen brannte es. Von den Anzeigetafeln entlang der Straßen existierten nur noch die verkohlten Rahmen, und das in die Erde eingelassene Open-Air-Kino stand bis zur Reihe H unter Wasser.
Darum kann Mayne sich mal fünf Minuten allein kümmern , dachte Foaly. Ich komme, Caballine .
Das ARClight flog über das Zentrum hinweg in Richtung der südlichen Vorstadt, die etwas ländlicher gestaltet war. Genetisch veränderte Bäume bildeten kleine Wäldchen, und es gab sogar eine kontrollierte Anzahl von Waldtieren, die regelmäßig gezählt und an der Erdoberfläche freigelassen wurden, wenn sie sich zu stark vermehrten. Der Stil der Häuser hier war bescheidener und etwas konservativer, und sie lagen außerhalb der Evakuierungszone. Foaly und Caballine wohnten in einem kleinen Terrassenhaus aus Lehmziegeln mit Rundbogenfenstern. Die gesamte Einrichtung war in Herbstfarben gehalten, und das Dekor war für Foalys Geschmack ein bisschen zu sehr nach dem Motto »Zurück zur Natur« geraten, aber das hätte er niemals laut ausgesprochen.
Er zog das V-Board zu sich heran und dirigierte die kleine Libelle geschickt mittels Koordinateneingabe, obwohl es einfacher gewesen wäre, einen Joystick oder die Stimmsteuerung zu verwenden. Es lag eine gewisse Ironie darin, dass ausgerechnet er, der so viele bahnbrechende technische Erfindungen gemacht hatte, immer noch am liebsten mit einer alten virtuellen Tastatur arbeitete, die er während seines Studiums aus einem Fensterrahmen gebaut hatte.
Da die obere Hälfte der Haustür offen stand, ließ Foaly sein ARClight in die Eingangshalle fliegen, die mit Wandbehängen dekoriert war, auf denen man große Augenblicke der zentaurischen Geschichte bewundern konnte, beispielsweise die erstmalige Entzündung des Feuers durch König Thurgood und die zufällige Entdeckung des Penizillins durch seinen Stallburschen Shammy Sod, der sich nach einer durchzechten Nacht versehentlich auf einen angeschimmelten Pferdeapfel gelegt hatte und am Tag darauf erstaunt feststellte, dass die eiternde Wunde an seiner Wange zu heilen begann.
Die Libelle schwirrte durch den Flur und fand Caballine im Wohnzimmer, wo sie auf ihrer Yogamatte saß und das Handy in ihrer Hand anstarrte. Sie wirkte beunruhigt, aber unverletzt und tippte auf der Suche nach einem funktionierenden Netz wild auf dem Bildschirm herum.
Da wirst du kein Glück haben, meine Liebste , dachte Foaly und schickte ihr über das ARClight eine SMS.
Über dir schwebt eine kleine Libelle, die auf dich aufpasst , stand darin. Caballine las die Botschaft und hob suchend den Blick. Um ihr zu helfen, ließ Foaly die Augen des Insekts grün blinken. Die Zentaurin hob die Hand, und die Libelle flog zu ihr und setzte sich auf ihren Finger.
»Mein cleverer Mann«, sagte Caballine mit einem Lächeln. »Was ist bloß los mit der Stadt?«
Foaly schickte eine weitere Nachricht und machte sich in Gedanken eine Notiz, bei der nächsten Version der ARClights eine Sprachfunktion einzubauen.
Hier bist du in Sicherheit. Es gab ein paar schwere Explosionen, aber alles ist unter Kontrolle .
Caballine nickte. »Kommst du bald nach Hause?«, fragte sie die Libelle.
Nein. Ich fürchte, es wird eine lange Nacht.
»Schon gut, Liebling. Ich weiß, sie brauchen dich. Geht es Holly gut?«
Ich weiß es nicht. Wir haben den Kontakt verloren, aber wenn irgendjemand auf sich aufpassen kann, dann ist es Holly Short .
Caballine hob ihren Finger, so dass die Libelle direkt vor ihrem Gesicht war. »Du musst auch auf dich aufpassen, Mister Technischer Leiter.«
Mache ich , schrieb Foaly.
Caballine nahm einen hübsch verpackten Karton vom Beistelltisch. »Während ich auf dich warte, werde ich dieses bezaubernde Geschenk auspacken, das mir jemand geschickt hat, du romantischer Zentaur.«
In seinem Labor verspürte Foaly einen Anfall von Eifersucht. Ein Geschenk? Wer mochte ihr ein Geschenk geschickt haben? Doch seine Eifersucht wurde alsbald von Sorge überlagert. Schließlich war dies der Tag von Opals großer Rache, und es gab niemanden, den die Wichtelin so sehr hasste wie ihn.
Pack es nicht aus , schrieb er eilig. Es ist nicht von mir, und im Moment passieren schlimme Sachen
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