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Artemis Fowl

Artemis Fowl

Titel: Artemis Fowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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nachzudenken. Doch heute hatte er seine sinnlos brabbelnde kleine Schwester über der Schulter, und er wollte sie um keinen Preis einem mörderischen Sturmfeuer aussetzen. In dem Zustand, in dem Juliet sich befand, konnte es passieren, dass sie die Befehlshaber der Unterirdischen womöglich zu einem Ringkampf herausforderte. Und obwohl seine Schwester große Töne spuckte, war sie im Grunde noch ein halbes Kind und kein ernsthafter Gegner für ausgebildete Militärs. Also bückte Butler sich tiefer, lehnte Juliet hinter einer Rüstung gegen die Wand und überprüfte seine Waffe. Entsichert. Gut. Dann versucht mal, mich zu erwischen, ihr Elfenjungs.
    Etwas bewegte sich in dem Staubdunst. Für Butler war sofort klar, dass dieses Etwas nicht menschlich war. Er war auf genügend Safaris gewesen, um eine Bestie zu erkennen, wenn er sie vor sich hatte. Der Diener studierte den Gang der Kreatur. Möglicherweise eine Primatenart. Der Bau des Oberkörpers ähnelte dem eines Affen, aber das Wesen war größer als jede Affenart, die Butler je gesehen hatte. Wenn es tatsächlich ein Affe war, würde ihm sein Revolver wenig nützen. Einem Affenbullen konnte man fünf Ladungen in den Schädel jagen, und er schaffte es trotzdem noch, einen zu fressen, bevor sein Gehirn begriff, dass er tot war.
    Doch es war kein Primat. Affen hatten für gewöhnlich nicht die Augen nachtaktiver Tiere. Diese Kreatur schon - glühend rote Pupillen, die halb hinter zottigen Stirnlocken verborgen waren. Und Stoßzähne, aber nicht wie bei Elefanten. Diese hier waren gebogen und mit scharfen Zacken versehen. Genau richtig zum Aufschlitzen. Butler verspürte ein Kribbeln tief unten in der Magengrube. Er hatte es schon mal gespürt, an seinem ersten Tag in der Schweizer Akademie. Es war Angst.
    Die Kreatur trat aus dem Staubdunst hervor. Butler schnappte nach Luft. Auch das hatte er seit damals an der Akademie nicht mehr getan. Doch hier hatte er einen Gegner vor sich, der anders war als alle, mit denen er es bisher zu tun gehabt hatte. Der Diener begriff sofort, was die Unterirdischen getan hatten: Sie hatten einen primitiven Jäger losgeschickt, eine Kreatur, die sich einen Teufel um Magie und Gebote scherte. Ein Wesen, das einfach alles töten würde, was ihm über den Weg lief, egal ob Mensch, Tier oder Elfe. Das sah man eindeutig an den spitzen Reißzähnen, dem getrockneten Blut unter den Klauen und dem puren Hass, der in seinen Augen funkelte.
    Der Troll trottete ein paar Schritte vor und blinzelte im Licht des Kronleuchters. Gelbliche Krallen ratschten über die Marmorfliesen, dass die Funken sprühten. Jetzt schnüffelte er, mit seltsamen, prustenden Geräuschen, den Kopf zur Seite geneigt. Auch diese Haltung war Butler nicht unbekannt - sie erinnerte ihn an eine Meute ausgehungerter Pitbulls, kurz bevor ihre russischen Abrichter sie auf einen Bären losgelassen hatten.
    Der zottige Kopf erstarrte, die Schnauze direkt auf Butlers und Juliets Versteck gerichtet. Das war kein Zufall. Vorsichtig spähte Butler zwischen den Fingern eines Kettenhandschuhs hindurch. Jetzt kam das Heranpirschen. Sobald die Fährte aufgenommen war, schlich ein Raubtier sich langsam und leise an seine Beute heran, bis es dann blitzartig über sie herfiel.
    Doch anscheinend hatte der Troll die Jagdanleitung für Raubtiere nicht gelesen, denn er verzichtete auf das Heranschleichen und schlug direkt zu. Mit einer schnelleren Bewegung, als Butler sie je für möglich gehalten hätte, sprang der Troll quer durch die Eingangshalle und fegte die Rüstung beiseite, als wäre es eine Schaufensterpuppe.
    Juliet blinzelte. »Ohh«, stieß sie aus. »Bigfoot Bob, der kanadische Meister von 1998. Ich dachte, du wärst in den Anden, auf der Suche nach deinen Verwandten.«
    Butler machte sich nicht die Mühe, sie zu belehren, da sie offensichtlich nicht bei klarem Verstand war. Wenigstens würde sie glücklich sterben. Während sein Gehirn diese morbide Feststellung machte, hob er automatisch die Schusshand.
    Er drückte so schnell ab, wie der Mechanismus der SIG SAUER es zuließ. Zwei in die Brust, drei zwischen die Augen. So war es zumindest geplant. Die Brustschüsse schaffte er noch, doch der Troll unterbrach ihn, bevor er fertig war. Zwei Säbelzähne durchstießen Butlers Deckung, bohrten sich in seinen Oberkörper und schlitzten sein kevlarverstärktes Jackett auf wie eine Rasierklinge ein Stück Reispapier.
    Butler verspürte einen kalten Schmerz, als das gezackte Elfenbein in

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