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Artgerecht ist nur die Freiheit: Eine Ethik für Tiere oder Warum wir umdenken müssen (Beck'sche Reihe / Beck Paperback) (German Edition)

Artgerecht ist nur die Freiheit: Eine Ethik für Tiere oder Warum wir umdenken müssen (Beck'sche Reihe / Beck Paperback) (German Edition)

Titel: Artgerecht ist nur die Freiheit: Eine Ethik für Tiere oder Warum wir umdenken müssen (Beck'sche Reihe / Beck Paperback) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilal Sezgin
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verschiedene Arten, wie wir mit Tieren zusammenleben können. In den Schafen zum Beispiel sehen die meisten Menschen «Nutztiere», aber natürlich kann man sie auch zu ihren eigenen Zwecken «halten» und leben lassen. Dabei unterliegen sie nur minimalen Beschränkungen ihrer Freiheit, insofern ihre (große und abwechslungsreiche) Weide eingezäunt ist, auch weil sie ja die Gefahren des Straßenverkehrs nicht verstehen. Keiner von uns kann überall hinlaufen, und diese Begrenzung ist sicher in ihrem eigenen Interesse.[ 58 ] Dass wir Tiere nicht nutzen und essen sollen, heißt also nicht, dass sie ganz aus unserer Welt verschwinden würden. Im Gegenteil: Die 60 Millionen Schweine, die jedes Jahr in Deutschland geschlachtet werden, sieht der Konsument ja gar nicht; die Schweine auf Gnaden- oder Lebenshöfen kann man sehen, anfassen, kennenlernen. Daher meinte ich weiter oben: Ethische Veganer sind nicht gegen Tiere, sondern für ein anderes Verhältnis zu ihnen.
    Aus Erlebnissen wie dem mit der Hirschkuh, aber auch einem abendlichen Besuch bei den Schafen im Stall oder angesichts der Freude von Hund und Katze, wenn sie uns nach einer Abwesenheit wiedersehen, kann man immer wieder den hoffnungsvollen Schluss ziehen: Wir Menschen sind gar nicht jene furchtbare Zumutung für andere Spezies, als die wir uns oft – schuldbewusst, aber irgendwie auch konsequenzlos– begreifen. Spätestens seit den Horrorprophezeihungen des Club of Rome 1972 über
Die Grenzen des Wachstums
befürchten wir insgeheim, dass wir eigentlich eine Art Missgeschick der Evolution sind – jene sonderbare Spezies, die Flurschaden hinterlässt, wo immer sie picknickt, und eine Politik der verbrannten Erde sogar in ihrem Vorgarten betreibt. Es ist die Kehrseite jener Medaille, deren andere Seite eben die angeblich so hervorragende Sonderstellung des Menschen ist, seine Auszeichnung als «Krone» der Schöpfung. Hier Überheblichkeit, da Minderwertigkeit, und meistens beides.
    Vielleicht wird es erleichternd sein festzustellen: Wir sind eine Spezies von vielen. Wenn wir uns etwas mehr zurücknehmen in unseren Ansprüchen und Anmaßungen, werden das die anderen Spezies begreifen … Unser Zusammenleben wäre, wie jedes Zusammenleben, nicht frei von Konflikten und nicht durchgängig idyllisch. Aber es würde unserem Wunsch, andere Tiere in unserer Nähe zu haben, entgegenkommen, und auch der Tatsache Rechnung tragen, dass wir in einer Hinsicht durchaus eine besondere, nämlich die moralische Spezies sind: Mit Hilfe unserer technischen Möglichkeiten, die doch vieles verbessern und erleichtern sollen, schaffen wir gleichzeitig so viel unnötiges Leid auf der Welt; und das bedrückt uns.
    Auch wenn die Anerkennung der Rechte von Tieren für uns Menschen zunächst bedeutet, dass wir dieses oder jenes nicht tun dürfen, nicht tun sollen, besteht die tierethische Vision nicht aus lauter Verboten, aus ständigem Ablehnen oder Verzichten. Die Idee ist vielmehr: Wenn wir alte Formen des Umgangs mit Tieren hinterfragen, ändern, umbauen, kann eine neue, verträglichere Lebensweise entstehen, die auch befriedigender für uns Menschen sein wird. Es ist die Vision von einer Menschheit, die sich diese Erde mit anderen Tieren teilen kann und will.

 
     
     
Dank
    «Artgerecht ist nur die Freiheit» ist ein Slogan der Tierrechtsbewegung, und zu allererst danke ich natürlich jenen, die ihn geprägt und verbreitet haben. Ich mochte diesen Slogan schon immer, aber was für ein theoretisches Programm hinter ihm stehen oder in ihm stecken könnte, wurde mir erst bei der Arbeit an diesem Buch so richtig bewusst. Das Manuskript trug lange Zeit keinen Namen, und erst, als ich seine Ergebnisse schon ganz gut absehen konnte, fiel mir auf: Vielleicht ist es das, was mit dem Spruch gemeint ist.
    Von ganzem Herzen danke ich auch denen, mit denen ich in den letzten Jahren über Tiere, ihre Rechte, ihre Misshandlungen, über Fachliteratur, über aktuelle Entwicklungen der Massentierhaltung, aber auch über konkrete Erfahrungen mit individuellen Tieren diskutieren durfte und die auf diese Weise an diesem Buch mitgewirkt haben. Das sind insbesondere Sue Donaldson, Arianna Ferrari, Christina Focke, Jürgen Foss, Julia Gutjahr, Tanja Günther, Atacan Güzelsoy, Dario Herold, Bernd Ladwig, Inge Liemann, Helen Macfarlane, Karin Mück, Erasmus Müller, Frieda Müller, Birgit Nolden, Friederike Schmitz, Claudia Schorcht, Marcell Sebastian, Ursula Sezgin, Katrin Simon, Timo Stoll und Jana

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