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Arthur & George

Arthur & George

Titel: Arthur & George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Barnes
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es darauf, dass er zur Hälfte Ire ist. Seine schottische Hälfte hat höllisch zu tun, die Oberhand zu behalten.
    Nein, Willie ist ein Prachtkerl, der ihn ohne Wenn und Aber unterstützen wird. Willie hat einen klaren, scharfen Verstand, und er ist ein sehr anständiger Wicketkeeper. Golf mag er zwar nicht, hat aber die beste Begründung für diese Voreingenommenheit, die Arthur je gehört hat: »Ich finde es unsportlich, auf einen am Boden liegenden Ball einzuschlagen.« Das war gut. Und sein Spruch über den Druckfehlerteufel auch. Und der, den Arthur am häufigsten weitererzählt, nämlich Willies Urteil über den beratenden Detektiv seines Schwagers: »Er könnte zwar etwas bescheidener sein, aber so ein großes Licht passt nun mal unter keinen Scheffel.« So ein großes Licht passt unter keinen Scheffel! Bei der Erinnerung an diesen Spruch wirft Arthur sich in seinem Sitz zurück.
    Als er am nächsten Morgen zum Cricketplatz fahren will, wird ein Telegramm abgegeben. Constance Hornung muss die heutige Verabredung zum Mittagessen leider absagen, weil sie Zahnschmerzen hat und zum Zahnarzt muss.
    Er benachrichtigt Jean, entschuldigt sich auf dem Lord’s – »dringende Familienangelegenheiten« ist diesmal ausnahmsweise kein Euphemismus – und nimmt eine Droschke in die Pitt Street. Sie erwarten ihn wohl schon. Sie wissen, bei ihm gibt es kein Intrigenspiel und kein diplomatisches Schweigen. Man sieht einem Mann in die Augen, man sagt die Wahrheit, und dann trägt man die Folgen: Das ist das Credo der Doyles. Bei Frauen gelten natürlich andere Regeln – oder vielmehr, Frauen haben sich offenbar unbekümmert andere Regeln zurechtgelegt; aber er hält trotzdem nicht viel von einer zahnärztlichen Notbehandlung als Entschuldigung. Allein schon die Durchsichtigkeit dieser Ausrede bringt ihn auf die Palme. Vielleicht weiß Connie das auch; vielleicht soll das eine unmissverständliche Abfuhr sein, wie ihr Wegschauen gestern. Connie, das sei zu ihrer Ehre gesagt, schleicht ebenso wenig um den heißen Brei herum wie er.
    Er weiß, er muss sich beherrschen. Es geht erstens um Jean und dann um die Einheit seiner Familie. Er fragt sich, wer hinter diesem Umschwung steckt, Connie oder Hornung. »Ich bin bereit, deinen Umgang mit welcher Frau auch immer ohne Wenn und Aber zu unterstützen.« Das war klar und eindeutig. Aber Connies offenkundiges Verständnis für seine Lage war ebenso klar und eindeutig gewesen. Er sucht im Voraus nach Gründen. Vielleicht ist Connie schneller zu einer sittsamen verheirateten Frau geworden, als er für möglich gehalten hätte; vielleicht war sie immer schon eifersüchtig, weil Lottie seine Lieblingsschwester ist. Und was Hornung angeht: Zweifellos ist er eifersüchtig auf den Ruhm seines Schwagers; oder vielleicht ist ihm der Erfolg von Raffles zu Kopf gestiegen. Irgendetwas muss diesen plötzlichen Ausbruch von Unabhängigkeit und Rebellion ausgelöst haben. Nun, Arthur wird es bald herausfinden.
    »Connie ist oben und ruht«, sagt Hornung, als er die Tür öffnet. Das ist deutlich genug. Die Sache wird also von Mann zu Mann ausgetragen, wie es Arthur am liebsten ist.
    Der kleine Willie Hornung ist körperlich genauso groß wie Arthur, was dieser bisweilen vergisst. Und Hornung in seinem eigenen Haus ist ein anderer als der Hornung, den Arthur sich in seiner Wut erschaffen hat; auch ein anderer als Willie der Schmeichler, der es allen recht machen wollte, der auf dem Tennisplatz in West Norwood herumflitzte und bei Tisch Bonmots anbrachte, um sich lieb Kind zu machen. Er bietet Arthur im vorderen Salon einen Ledersessel an, wartet, bis er sitzt, bleibt selbst aber stehen. Beim Sprechen wandert er im Zimmer herum. Sicherlich aus Nervosität, aber er wirkt wie ein Ankläger, der sich vor nicht vorhandenen Geschworenen aufplustert.
    »Arthur, das wird kein leichtes Gespräch werden. Connie hat mir erzählt, was du ihr gestern Abend gesagt hast, und wir haben die Sache besprochen.«
    »Und ihr habt es euch anders überlegt. Du hast sie umgestimmt. Oder sie hat dich umgestimmt. Gestern hast du gesagt, du würdest mich ohne Wenn und Aber unterstützen.«
    »Ich weiß, was ich gesagt habe. Und es geht nicht darum, ob ich Connie umgestimmt habe oder sie mich. Wir haben es besprochen, und wir sind uns einig.«
    »Herzlichen Glückwunsch.«
    »Arthur, ich möchte es so ausdrücken. Gestern ließen wir unser Herz sprechen. Du weißt, wie sehr Connie dich liebt, immer geliebt hat. Du weißt, wie

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