Arthur & George
für jedermann und alle Zeiten bewiesen.«
»Was ist bewiesen?« Connie ist verstört, weil ihr Bruder plötzlich von »wir« spricht.
»Das Weiterleben der Seele nach dem Tod. Ein Fall, und wir haben es für die gesamte Menschheit bewiesen. Ich will dir etwas erzählen, das vor zwanzig Jahren in Melbourne geschehen ist. Das Ereignis wurde damals gut dokumentiert. Zwei junge Brüder fuhren mit ihrem Boot in die Bucht hinaus, und an der Pinne stand ein erfahrener Seemann. Das Wetter war gut, aber sie kehrten nie wieder zurück. Ihr Vater war Spiritist, und als er zwei Tage nichts von ihnen gehört hatte, ließ er einen bekannten Sensitiven – das ist ein Medium – kommen, der sie aufspüren sollte. Er gab dem Sensitiven einige Gegenstände, die den Brüdern gehörten, und dieser konnte ihm durch psychometrische Verfahren sagen, was mit den beiden geschehen war. Als Letztes erkannte er noch, dass ihr Boot in großer Not war und Aufruhr herrschte. Wie es schien, waren sie unausweichlich verloren.
Ich sehe deinen Blick, Connie, und weiß, was du denkst – dass du kein Medium gebraucht hättest, um dir das zu sagen. Doch warte. Zwei Tage später gab es wieder eine Séance mit demselben Sensitiven, und die beiden Brüder, die spiritistische Kenntnisse hatten, traten umgehend in Erscheinung. Sie entschuldigten sich bei ihrer Mutter, die nicht gewollt hatte, dass sie hinausfuhren, und schilderten, wie sie gekentert und in den Fluten ertrunken waren. Nun seien sie in genau dem Zustand von Heiterkeit und Glück, den die Lehren des Vaters ihnen verheißen hatten. Sie konnten sogar den Seemann, der mit ihnen umgekommen war, dazu bewegen, ein paar Worte zu sagen.
Gegen Ende des Kontakts erzählte einer der beiden, ein Fisch habe dem anderen Bruder den Arm abgerissen. Das Medium fragte, ob es ein Hai gewesen sei, und der Junge antwortete, der Fisch sei keinem Hai ähnlich gewesen, den er je gesehen habe. Nun, all das wurde seinerzeit aufgezeichnet und zum Teil in den Zeitungen veröffentlicht. Pass auf, was nun kommt. Einige Wochen später wurde in etwa dreißig Meilen Entfernung ein großer Hai einer seltenen Tiefseeart gefangen, einer Art, die den Fischern, denen er ins Netz gegangen war, fremd und die in den Gewässern um Melbourne gänzlich unbekannt war. In seinem Innern befand sich der Knochen eines menschlichen Arms. Außerdem eine Uhr, etliche Münzen und andere Gegenstände, die dem Jungen gehört hatten.« Er verstummt. »Nun, Connie, was hältst du davon?«
Connie überlegt eine Weile. Ihrer Meinung nach verwechselt ihr Bruder Religion mit seinem Drang, alle Geheimnisse aufzuklären. Er sieht ein Problem – den Tod – und sucht nach einer Lösung dafür: Das ist so seine Art. Außerdem meint sie, Arthurs Spiritismus habe etwas – auch wenn sie nicht recht weiß, was – mit seiner Liebe zu Rittertum und Romantik und dem Glauben an ein goldenes Zeitalter zu tun. Doch so weit will sie mit ihren Einwänden nicht gehen.
»Mein lieber Bruder, ich halte das für eine wunderbare Geschichte, und du bist ein wunderbarer Geschichtenerzähler, wie wir alle wissen. Im Übrigen meine ich, dass ich vor zwanzig Jahren nicht in Melbourne war, und du auch nicht.«
Arthur nimmt ihr diese Abfuhr nicht übel. »Connie, du bist eine große Rationalistin, und das ist der erste Schritt auf dem Wege zur Spiritistin.«
»Ich glaube nicht, dass du mich bekehren kannst, Arthur.« Connie meint, er habe ihr gerade eine leicht veränderte Version von Jonah und dem Walfisch erzählt – wobei die Opfer hier weniger Glück hatten –, doch wenn man von so einer Geschichte irgendeine Überzeugung ableiten wollte, würde das einen ebensolchen Glaubensakt erfordern wie damals, als die Menschen zum ersten Mal die Geschichte von Jonah hörten. Die Bibel bietet wenigstens eine Metapher an. Arthur mag keine Metaphern und sieht daher eine Parabel, die er wörtlich nehmen möchte. Als wäre das Gleichnis vom Unkraut im Weizen nicht mehr als ein gärtnerischer Ratschlag.
»Connie, was wäre, wenn jemand stirbt, den du kennst und liebst. Und hinterher nimmt dieser Mensch Kontakt zu dir auf, spricht mit dir, erzählt dir etwas, das niemand sonst weiß, irgendeine beliebige persönliche Einzelheit, die man durch keinerlei Tricks und Finten hätte herausfinden können.«
»Arthur, auch das werde ich wohl auf mich zukommen lassen.«
»Connie, du englische Connie. Warten wir’s ab, mal sehen, was passiert. Das ist nichts für mich. Ich bin dafür,
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