Arthur & George
fern. Er sucht unsere Auffahrt nach den Fußspuren eines gigantischen Hundes ab.« Mrs Anson hatte ihren Mann selten so ausgelassen gesehen. »Also, wenn er da ist, dann plapperst du nicht über seine Bücher.«
»Ich und plappern?« Sie tat gekränkter, als sie war.
»Man hat schon landauf, landab auf ihn eingeplappert. Seine Anhänger haben ihn zu Tode geplappert. Wir wollen gastfreundlich sein, aber nicht schmeichlerisch.«
Mrs Anson wusste aus langjähriger ehelicher Erfahrung, dass dies eher ein Zeichen von Nervosität als von wirklichen Befürchtungen hinsichtlich ihres Betragens war. »Ich habe klare Suppe, gebackenen Merlan und Hammelkoteletts zubereiten lassen.«
»Und als Beilage?«
»Rosenkohl und Kartoffelkroketten natürlich. Du hättest nicht zu fragen brauchen. Danach Grießauflauf und Anchovis-Eier.«
»Perfekt.«
»Hättest du zum Frühstück lieber gebratenen Speck und Sülze oder gegrillte Heringe und Rindsrouladen?«
»Bei diesem Wetter ist, glaube ich, Letzteres angebracht. Und denk daran, Blanche, keine Erörterung des Falls beim Essen.«
»Das wird mir nicht schwerfallen, George.«
Doyle erwies sich jedenfalls als ausgesprochen korrekter Gast, der sich mit Begeisterung sein Zimmer zeigen ließ und mit ebensolcher Begeisterung zur rechten Zeit herunterkam, um sich noch bei Tageslicht auf dem Anwesen herumführen zu lassen. Er erkundigte sich teilnahmsvoll, von Grundbesitzer zu Grundbesitzer, wie oft der River Sow die Feuchtwiesen überflute, und fragte dann, was es mit dem seltsamen Erdwall auf sich habe, der halb verborgen neben dem Sommerhaus lag. Anson erklärte, das sei ein altes Eishaus, das nunmehr durch die Kühltechnik seinen Zweck verloren habe; er überlege, ob er es vielleicht zum Weinkeller umfunktionieren solle. Dann stellten sie Betrachtungen darüber an, wie der Rasen des Tennisplatzes den Winter überstehen würde, und bedauerten einvernehmlich die durch das englische Klima erzwungene Kürze der Tennissaison. Anson hörte sich freundlich Doyles lobende und anerkennende Worte an, die stets von der Annahme ausgingen, er sei der Besitzer von Green Hall. In Wirklichkeit hatte er das Anwesen nur gepachtet, aber warum sollte er dem Großen Detektiv das erzählen?
»Wie ich sehe, sind diese jungen Hainbuchen gepfropft worden.«
»Ihnen entgeht aber auch gar nichts, Doyle«, erwiderte der Chief Constable lächelnd. Es war eine äußerst zarte Anspielung auf das, was sie noch vor sich hatten.
»Ich habe mich selbst lange mit Pflanzenzucht beschäftigt.«
Beim Essen nahmen die Ansons an den Schmalseiten des Tisches Platz, was Doyle den Blick aus dem Mittelfenster auf den schlummernden Rosengarten gewährte. Er schenkte Mrs Ansons Fragen die gebührende Aufmerksamkeit; bisweilen eine, wie sie meinte, übermäßige Aufmerksamkeit.
»Kennen Sie Staffordshire gut, Sir Arthur?«
»Nicht so gut, wie ich sollte. Es gibt aber eine Verbindung zur Familie meines Vaters. Der erste Doyle entstammte einer jüngeren Linie der Doyles von Staffordshire, die, wie Sie vielleicht wissen, Sir Francis Hastings Doyle und andere berühmte Männer hervorgebracht hat. Dieser jüngere Sohn nahm an der Invasion von Irland teil und bekam Besitztümer im County Wexford zugesprochen.«
Mrs Anson lächelte ihm aufmunternd zu, was allerdings nicht notwendig schien. »Und auf der mütterlichen Seite?«
»Ah, das ist ausgesprochen interessant. Meine Mutter ist eine begeisterte Ahnenforscherin und konnte mit Hilfe von Sir Arthur Vicars – dem Wappenkönig von Ulster, der selbst mit ihr verwandt ist – ihre Ahnenreihe über fünf Jahrhunderte zurückverfolgen. Sie ist stolz – wir sind stolz – auf einen Stammbaum, auf dem sich viele der Großen dieser Erde niedergelassen haben. Der Onkel meiner Großmutter war Sir Denis Pack, der die schottische Brigade bei Waterloo anführte.«
»Ach, wirklich?« Mrs Anson war äußerst standesbewusst, was auch die entsprechenden Pflichten und Obliegenheiten einschloss. Doch ein Gentleman wies sich durch Haltung und Charakter aus und nicht durch irgendwelche Papiere.
»Der eigentliche Familienroman aber beginnt Mitte des siebzehnten Jahrhunderts mit der Hochzeit des Reverend Richard Pack und Mary Percy, die den irischen Zweig der Percys von Northumberland fortsetzte. Von da an sind wir durch drei verschiedene Eheschließungen mit den Plantagenets verbunden. Daher fließt ein wenig fremdes Blut in den Adern, das einem edlen Quell entspringt und, wie zu hoffen steht,
Weitere Kostenlose Bücher