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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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glatten weißen Haare geflochten, die leise klapperten, als er vor seinem König einherschlurfte. Bischof Bedwin, der sich an Gundleus' Seite begab, sprach einen Willkommensgruß und sagte, der Tor fühle sich durch seinen königlichen Besuch hoch geehrt. Zwei der silurischen Wachen trugen eine schwere Truhe, die vermutlich Geschenke für Norwenna enthielt.
    Die Gruppe verschwand im Saal. Das Fuchsbanner wurde draußen vor der Tür in die Erde gestoßen, wo Ligessacs Männer einen jeden am Eintreten hinderten, doch jene von uns, die auf dem Tor aufgewachsen waren, wußten genau, wie man sich in Merlins Halle stehlen konnte. Ich rannte um die Südseite herum, kletterte auf den Holzstoß und schob einen der Ledervorhänge beiseite, die die Fensteröffnungen schützten. Dann sprang ich zu Boden und versteckte mich hinter den Weidentruhen, in denen die Tücher für die Feste aufbewahrt wurden. Einer von Norwennas Sklaven sah, wie ich mich hereinmogelte, und einige von Gundleus' Männern wohl auch, aber keiner machte sich die Mühe, mich hinauszuwerfen.
    Norwenna saß in der Mitte der Halle in einem Holzsessel. Die verwitwete Prinzessin war keine Schönheit: Sie hatte ein Mondgesicht mit kleinen Schweinsäuglein und einem schmalen, verkniffenen Mund, und ihre Haut hatte von einer Kinderkrankheit Narben zurückbehalten, aber das war alles nicht von Bedeutung. Hohe Herren heirateten Prinzessinnen nicht wegen ihres Aussehens, sondern wegen der Macht, die sie als Mitgift einbrachten. Dennoch hatte Norwenna sich sorgfältig auf diesen Besuch vorbereitet. Ihre Kammerfrauen hatten sie in einen feinen, wollenen Umhang gekleidet, der blaßblau gefärbt war und rundum bis auf den Boden fiel, und ihr das dunkle Haar zu Zöpfen geflochten, die sie ihr um den Kopf legten, bevor sie Schlehenblüten hineinsteckten. Um den Hals trug sie einen schweren goldenen Torques, am Handgelenk drei goldene Reifen, und zwischen ihren Brüsten hing ein schlichtes Holzkreuz. Sie war unverkennbar nervös, denn ihre freie Hand spielte mit dem Kreuz, während in ihrem anderen Arm Kronprinz Mordred von Dumnonia schlummerte. Man hatte ihn mit vielen Längen feinen Linnens umwickelt und in ein Tuch gehüllt, dem man mit vom Wachs der
    Bienenstöcke gesättigten Wasser eine sehr seltene goldene Farbe verliehen hatte.
    König Gundleus schenkte Norwenna kaum einen Blick. Er lümmelte sich in einen Sessel ihr gegenüber und machte den Eindruck, als fühlte er sich von dem Geschehen gelangweilt. Tanaburs hastete von Säule zu Säule, murmelte
    Zaubersprüche und spuckte dabei immer wieder aus. Als er dicht an meinem Versteck vorüberkam, duckte ich mich tiefer, bis sich sein Geruch verzogen hatte. Auf den steinernen Feuerstellen an beiden Enden der Halle züngelten Flammen. Der Rauch vermischte sich und stieg in den rußgeschwärzten Dachraum hinauf. Von Nimue war nichts zu sehen.
    Den Besuchern wurden Wein, Räucherfisch und Haferkuchen aufgetischt; dann meldete sich Bischof Bedwin zu Wort und erklärte Norwenna, daß Gundleus, König von Siluria, dem Großkönig einen Freundschaftsbesuch abstatten wolle und dabei zufällig an Ynys Wydryn vorbeigekommen sei. Dem Gebot der Höflichkeit folgend, habe er beschlossen, auch ihr einen Besuch abzustatten. Der König habe dem Prinzen Geschenke mitgebracht, berichtete Bedwin, woraufhin Gundleus die Geschenketräger mit einer lässigen
    Handbewegung heranwinkte. Die beiden Leibwachen
    schleppten die Truhe herbei und setzten sie zu Norwennas Füßen ab. Die Prinzessin hatte kein Wort geäußert und sagte auch jetzt nichts, als die Geschenke auf dem Teppich vor ihrem Sessel ausgebreitet wurden. Es gab einen schönen Wolfspelz, zwei Otterfelle, einen schweren Biberpelz und eine Hirschdecke, einen kleinen Goldtorques, ein paar Spangen, ein Trinkhorn, eingefaßt von einem silbernen Korbmuster, sowie eine römische Karaffe aus hellgrünem Glas mit einer wundervoll gearbeiteten, zierlichen Tülle und einem wie ein Kranz geformten Henkel. Als die leere Truhe hinausgetragen wurde, trat ein peinliches Schweigen ein, weil niemand wußte, was er sagen sollte. Mit einer unbeteiligten Geste deutete Gundleus auf die Geschenke, und Bischof Bedwin strahlte selig, während Norwenna zweifelnd die Gaben des Königs betrachtete, die, ehrlich gesagt, nicht eben großzügig ausgefallen waren. Aus der Hirschdecke ließ sich vermutlich ein schönes Paar Handschuhe schneidern, die Pelze waren gut, obwohl Norwenna in ihren eigenen Weidenkörben

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