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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Sansum.
    »Nach Geld.«
    Sansum warf die Hände empor. »Würde ein Mensch, der Fisch braucht, auf einen Berg klettern? Oder ein Verdurstender in die Wüste gehen? Warum kommt Ihr zu uns, Lord Arthur? Wir Brüder haben Armut gelobt, und die wenigen Brosamen, die unser geliebter Herr uns in den Schoß fallen läßt, geben wir den Armen.« Anmutig legte er die Hände zusammen.
    »Dann bin ich gekommen, mein lieber Sansum«, erklärte Arthur, »um dafür zu sorgen, daß Ihr Euer Armutsgelübde auch einhaltet. Der Krieg ist hart, er verschlingt Geld, die Schatzkammern sind leer, und Ihr werdet die Ehre haben, Eurem König ein Darlehen zu geben.« Es war Nimue - Nimue, die demütig wie eine verhüllte Dienerin hinter uns einherschlurfte -, die Arthur auf den Reichtum der Kirche hingewiesen hatte. Wie sehr mußte sie Sansums Unbehagen jetzt genießen!
    »Die Kirche ist von diesen erzwungenen Darlehen
    ausgenommen«, widersprach Sansum scharf, mit
    verächtlicher Betonung auf dem Wort Darlehen. »Großkönig Uther, seine Seele ruhe in Frieden, hat die Kirche von all diesen Abgaben befreit, genau wie die heidnischen Schreine…« - hier bekreuzigte er sich - »davon befreit sind - und letzteres ist eine Schande und eine Sünde.«
    »König Mordreds Kronrat«, sagte Arthur, »hat diese Befreiung widerrufen, und Euer Schrein, Bischof, ist als der reichste von ganz Dumnonia bekannt.«
    Wieder richtete Sansum den Blick gen Himmel. »Wenn wir auch nur soviel wie eine einzige Goldmünze besitzen, Lord, wäre es mir eine Freude, sie Euch zu schenken. Aber wir sind arm. Ihr solltet Euer Darlehen auf dem Berg suchen.« Er deutete zum Tor hinauf. »Die Heiden dort, Lord, horten seit Jahrhunderten das Gold der Ungläubigen!«
    »Der Tor«, meldete ich mich eiskalt zu Wort, »wurde von Gundleus geplündert, als Norwenna getötet wurde. Das wenige Gold, das sich dort befand, wurde gestohlen.«
    Sansum tat, als hätte er mich eben erst bemerkt. »Das ist doch Derfel, nicht wahr? Das dachte ich mir. Willkommen daheim, Derfel!«
    »Lord Derfel«, korrigierte Arthur Sansum.
    Sansum riß die kleinen Augen auf. »Gelobt sei Gott! Er sei gelobt! Ihr seid in der Welt hoch aufgestiegen, Lord Derfel, und welch eine Freude für mich, den bescheidenen Gottesmann, der nun damit prahlen kann, er habe Euch schon gekannt, als Ihr noch ein einfacher Speerkämpfer wart! Ein Lord? Welch ein Segen! Und welch eine Ehre, Euch hier begrüßen zu dürfen! Aber selbst Ihr, mein lieber Lord Derfel, wißt doch, daß
    König Gundleus, als er den Tor überfiel, auch die armen Mönche hier ausraubte. Ach, welch eine Verwüstung er hier anrichtete! Der Schrein mußte für Christus leiden und hat sich nie wieder davon erholt.«
    »Gundleus hat sich zuerst mit dem Tor befaßt«, sagte ich.
    »Ich muß es wissen, denn ich war dabei. Und dadurch gab er den Mönchen hier Zeit genug, ihre Schätze zu verstecken.«
    »Was ihr Heiden euch doch über uns Christen
    zusammenphantasiert! Wollt ihr immer noch behaupten, daß
    wir bei unseren Liebesfesten kleine Kinder fressen?« Sansum lachte.
    Arthur seufzte. »Mein lieber Bischof Sansum«, sagte er, »ich weiß, meine Bitte kommt Euch hart an. Ich weiß, es ist Eure Aufgabe, den Reichtum Eurer Kirche zu bewahren, damit sie wachsen und die Herrlichkeit Gottes spiegeln kann. Das alles ist mir bekannt, ich weiß aber auch, daß unsere Feinde, wenn wir nicht genügend Geld haben, sie zu bekämpfen, hierherkommen werden, und dann wird es keine Kirche mehr geben, dann wird es keinen heiligen Dornbusch mehr geben, und der Bischof dieses Schreins…« - er stieß den Finger in Sansums Rippen - »wird nur noch aus Knochen bestehen, die von den Raben saubergepickt wurden.«
    »Es gibt andere Möglichkeiten, den Feind von unseren Toren fernzuhalten«, behauptete Sansum und deutete dabei unklugerweise an, daß Arthur den Grund für den Krieg geliefert hatte und Gorfyddyd sich zufriedengeben würde, wenn Arthur Dumnonia einfach verließe.
    Arthur wurde jedoch nicht zornig. Er lächelte nur. »Dumnonia braucht Euren Schatz, Bischof.«
    »Wir haben keinen Schatz. Leider!« Sansum schlug das Kreuzeszeichen. »Gott sei mein Zeuge, Lord, daß wir nichts besitzen.«
    Ich schlenderte zum Dornbusch hinüber. »Die Mönche von Ivinium …« - ich meinte ein Kloster wenige Meilen weiter südlich - »sind viel bessere Gärtner als Ihr, Bischof.« Ich zog Hywelbane aus seiner Scheide und bohrte die Spitze in den Boden neben dem armseligen Baum.

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