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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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»Lyonesse ist einem anderen Leben vorbehalten«, erklärte sie, und mit dieser traurigen Feststellung brach sie den Bann. Das heißt, wenigstens für mich, denn ich glaubte, Merlins spöttisches Gelächter im Rascheln des Sommerlaubs zu hören. Also ließ ich den Traum verblassen, während wir reglos im schräg einfallenden, weichen Licht lagen. Zwei Schwäne flogen nordwärts das Tal hinauf, auf das große phallische Abbild des Gottes Sucellos zu, das nördlich von Gyllads Land in den Kreidekalk der Hügel geschnitten worden war. Sansum hatte das Bildnis vernichten lassen wollen, aber Guinevere hatte ihn daran gehindert, obwohl sie nichts dagegen tun konnte, daß er am Fuß des Hügels einen kleinen Schrein errichten ließ. Mir kam die Idee, das Land zu kaufen, sobald ich konnte - nicht, um es zu kultivieren, sondern um zu verhindern, daß die Christen den Kalk mit Gras zuwachsen ließen oder das Bild des Gottes ausgruben.
    »Wo ist Sansum?« fragte Nimue. Sie hatte meine Gedanken gelesen.
    »Er ist jetzt Wächter des heiligen Dornbuschs.«
    »Mögen die Dornen ihn stechen«, wünschte sie rachsüchtig. Sie löste sich aus meinen Armen, richtete sich auf und zog uns beiden die Decke bis an den Hals. »Und Gundleus hat sich heute verlobt?«
    »Ja.«
    »Lange wird er sich seiner Braut nicht erfreuen können«, sagte sie, obwohl das, wie ich fürchtete, wohl eher eine Hoffnung als eine Prophezeiung war.
    »Wird er aber doch, wenn Arthur sein Heer nicht schlagen kann«, wandte ich ein.
    Am folgenden Tag schien die Hoffnung auf diesen Sieg endgültig zerstört zu sein. Ich war mit den Vorbereitungen für Gyllads Ernte beschäftigt: Ich wetzte die Sicheln und nagelte die hölzernen Dreschflegel an ihre Lederschlaufen, als ein Bote aus Durocobrivis in Durnovaria eintraf. Issa brachte mir die Nachricht des Boten aus der Stadt, und sie war schrecklich. Aelle hatte den Waffenstillstand gebrochen. Am Vorabend von Lugnasa hatte ein Schwarm Sachsen Gereints Festung angegriffen und gestürmt. Fürst Gereint war tot, Durocobrivis gefallen, Dumnonias Vasallenfürst Meriadoc von Stronggore auf der Flucht, und die letzten Reste seines Reiches waren Lloegyr einverleibt worden. Nun mußte Arthur sich nicht nur Gorfyddyds Heer entgegenwerfen, sondern auch noch gegen die sächsischen Kriegshorden kämpfen. Dumnonia war eindeutig dem Untergang geweiht.
    Nimue schalt über meinen Pessimismus. »So schnell werden die Götter das Spiel nicht beenden«, behauptete sie.
    »Dann sollten die Götter unsere Schatzkammern füllen«, entgegnete ich scharf, »denn wir können nicht Aelle und Gorfyddyd zur selben Zeit besiegen, und das heißt, daß wir die Sachsen bezahlen müssen oder den Tod erleiden.«
    »Nur kleine Geister machen sich Sorgen um Geld«, erklärte Nimue.
    »Dann danke ich den Göttern für die kleinen Geister«, gab ich zurück. Ich machte mir ständig Sorgen um Geld.
    »In Dumnonia gibt es durchaus Geld«, sagte Nimue obenhin.
    »Guineveres?« Ich schüttelte den Kopf. »Das wird Arthur niemals anrühren.« Zu jener Zeit wußte keiner von uns, wie groß der Schatz war, den Lancelot aus Ynys Trebes mitgebracht hatte; dieser Schatz hätte vielleicht genügt, um Aelle den Frieden abzukaufen, aber der exilierte König von Benoic hielt ihn sorgfältig versteckt.
    »Nicht Guineveres Gold«, widersprach Nimue. Dann erzählte sie mir, wo wir den Blutpreis für die Sachsen möglicherweise finden könnten, und ich machte mir Vorwürfe, daß ich nicht selbst darauf gekommen war. Also bleibt uns doch noch eine Chance, dachte ich mir, nur eine kleine Chance, solange uns die Götter genügend Zeit lassen und Aelles Preis nicht unmöglich hoch ist. Wie ich vermutete, würde es eine Woche dauern, bis Aelles Männer nach der Plünderung von Durocobrivis wieder nüchtern waren, also blieb uns nur diese eine Woche, um unser Wunder zu vollbringen.
    Mit Nimue ging ich zu Arthur. Es würde keine Idylle in Lyonesse geben, weder ein Sieb noch ein Worfeltuch, noch ein Bett am Meer. Merlin war nach Norden gezogen, um Britannien zu retten; nun mußte Nimue ihre eigene Magie im Süden einsetzen. Während hinter uns, am Ufer unseres Sommerbächleins, die Blüten von Lugnasa welkten, zogen wir aus, den Sachsen einen Frieden abzukaufen.

    Arthur ritt mit seiner Leibwache auf dem Fosse Way nach Norden. Sechzig Reiter mit Schabracken aus Leder und Eisen zogen in den Krieg, begleitet von fünfzig Speerkämpfern: sechs davon gehörten zu mir, der Rest wurde von

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