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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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»Vielleicht sollte man den Heiligen Dornbusch ausgraben und in Ivinium in Pflege geben, wie? Ich bin sicher, die Mönche dort würden eine Menge bezahlen für dieses Privileg.«
    »Und der Dornbusch wäre weiter von den Sachsen entfernt!«
    ergänzte Arthur strahlend. »Ihr seid doch sicher einverstanden mit unserem Plan, nicht wahr, Bischof?«
    Sansum wedelte verzweifelt mit den Händen. »Die Mönche in Ivinium sind ignorante Toren, Lord, und können nichts weiter als Gebete murmeln. Wenn Eure Lordschaften in der Kirche warten würden, wäre es vielleicht möglich, daß ich ein paar Münzen für Euch auftreibe, ja?«
    »Nur zu«, antwortete Arthur.
    Wir drei wurden in die Kirche geführt. Es war ein schlichter Bau mit Steinboden, Steinwänden und Balkendach. Und es war düster, denn nur durch die schmalen, hohen Fenster, in denen Spatzen hausten und Mauerblümchen wuchsen, fiel ein wenig Licht herein. Am anderen Ende der Kirche stand ein Steintisch mit einem Kruzifix. Nimue, die ihre Kapuze zurückgestreift hatte, spie in Richtung auf das Kruzifix, während Arthur zu dem Tisch hinüberschlenderte und sich auf den Rand schwang. »Dies macht mir wirklich kein Vergnügen, Derfel«, sagte er.
    »Warum sollte es, Lord?«
    »Es ist nicht recht, Götter zu beleidigen«, erklärte Arthur düster.
    »Dieser Gott«, sagte Nimue voller Verachtung, »ist doch angeblich so groß im Vergeben. Lieber diese Sorte beleidigen als eine andere.«
    Arthur lächelte. Er trug ein einfaches Wams, dazu Hose, Stiefel, Mantel und Excalibur. Er trug weder Gold noch Rüstung, und doch konnte niemand an seiner Autorität zweifeln - oder sein gegenwärtiges Unbehagen übersehen. Eine Weile blieb er schweigend sitzen; dann blickte er zu mir auf. Da Nimue die kleinen Räume im Hintergrund der Kirche erforschte, waren wir beide allein. »Sollte ich Britannien vielleicht doch lieber verlassen?« fragte er mich.
    »Und Dumnonia Gorfyddyd zum Fraß vorwerfen?«
    »Gorfyddyd wird Mordred zu gegebener Zeit auf den Thron setzen«, erklärte Arthur, »und das ist das einzige, was zählt.«
    »Hat er das gesagt?« fragte ich ihn.
    »Das hat er.«
    »Aber was hätte er sonst sagen sollen?« wandte ich ein, zutiefst erschrocken darüber, daß mein Lord das Exil auch nur in Erwägung zog. »In Wirklichkeit aber«, setzte ich nachdrücklich hinzu, »wird Mordred Gorfyddyds Vasallenkönig sein, und warum sollte Gorfyddyd einen Vasallen auf den Thron setzen? Warum nicht einen seiner Verwandten? Warum nicht seinen Sohn Cuneglas?«
    »Cuneglas ist ein ehrenwerter Mann«, sagte Arthur.
    »Cuneglas wird tun, was sein Vater ihm befiehlt«, entgegnete ich verächtlich, »Gorfyddyd will Großkönig werden, daher wird er es bestimmt nicht dulden, daß der Erbe des alten Großkönigs zu seinem Rivalen heranwächst. Außerdem - glaubt Ihr wirklich, daß Gorfyddyds Druiden einen verkrüppelten König am Leben lassen werden? Wenn Ihr geht, Lord, sind Mordreds Tage gezählt.«
    Arthur antwortete nicht. Er saß da, die Hände auf den Tischrand gestützt, ließ den Kopf hängen und starrte zu Boden. Er wußte, daß ich recht hatte, wie er auch wußte, daß
    er der einzige von Britanniens Kriegsherren war, der für Mordred kämpfte. Alle anderen wollten ihren eigenen Mann auf Dumnonias Thron sehen, während Guinevere wollte, daß
    Arthur selbst ihn bestieg. Dann blickte er zu mir auf. »Hat Guinevere…«, begann er.
    »Ja«, fiel ich ihm vorschnell ins Wort. Ich war sicher, daß er von Guineveres Wunsch sprach, ihn auf Dumnonias Thron zu setzen, aber er hatte an etwas ganz anderes gedacht. Er sprang vom Tisch und begann auf und ab zu gehen. »Ich begreife ja Eure Gefühle Lancelot gegenüber«, sagte er überraschend, »aber bedenkt doch, Derfel: Angenommen, Benoic wäre Euer Königreich gewesen, und angenommen, Ihr wärt überzeugt, ich würde es für Euch retten, ja, wüßtet sogar, daß ich durch einen Eid verpflichtet wäre, es zu retten, und dann täte ich es doch nicht. Und Benoic würde vernichtet. Wärt Ihr dann nicht auch verbittert? Würde Euch das nicht allen Menschen gegenüber mißtrauisch machen? König Lancelot hat viel gelitten, und zwar durch meine Schuld!
    Meine! Und nun möchte ich, wenn möglich, seine Verluste ausgleichen. Benoic kann ich ihm nicht zurückgeben, aber vielleicht ein anderes Königreich.«
    »Und welches?« wollte ich wissen.
    Er lächelte verschmitzt. Er hatte sich den ganzen Plan bereits zurechtgelegt und genoß es ungeheuer, ihn mir

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