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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wir beide voll Ehrfurcht auf irgendeine Manifestation übernatürlicher Kräfte warteten, aber nach ein paar unheilschwangeren Sekunden lachte Merlin über unsere feierlichen Mienen. »Ich hab's euch doch gesagt, die Kleinodien sind nichts Besonderes«, sagte er.
    »Wie viele Kleinodien habt Ihr schon?« wollte Galahad wissen.
    »Mehrere«, antwortete Merlin ausweichend, »doch selbst wenn ich zwölf der dreizehn besäße, hätte ich noch immer Probleme, solange ich nicht den dreizehnten fände. Und das, Derfel, ist das fehlende Kleinod. Der Kessel von Clyddno Eiddyn. Ohne den Kessel sind wir verloren.«
    »Wir sind ohnehin verloren«, gab ich bitter zurück. Merlin musterte mich, als wäre ich heute besonders dumm.
    »Der Krieg?« fragte er nach einer kleinen Pause. »Seid ihr deswegen hierhergekommen? Um Frieden zu erbitten? Wie töricht ihr doch beide seid! Gorfyddyd will keinen Frieden. Der Mann ist ein brutaler Kerl. Er hat das Hirn eines Ochsen, und eines nicht besonders klugen dazu. Er will Großkönig werden, und das bedeutet, daß er Dumnonia regieren muß.«
    »Er will Mordred auf dem Thron lassen, sagt er«, warf Galahad ein.
    »Natürlich sagt er das!« gab Merlin verächtlich zurück. »Was soll er sonst sagen? Aber sobald er das unglückliche Kind in der Hand hat, wird er ihm wie einem Küken den Hals umdrehen, und das wäre sogar wünschenswert.«
    »Ihr wollt, daß Gorfyddyd siegt?« fragte ich entgeistert. Er seufzte. »Derfel, Derfel«, sagte er, »du bist Arthur ja so ähnlich! Du glaubst, daß die Welt einfach ist, daß gut gut ist und schlecht schlecht, daß oben oben ist und unten unten. Du fragst, was ich will? Ich sage dir, was ich will. Ich will die dreizehn Kleinodien und werde sie dazu benutzen, die Götter nach Britannien zurückzuholen, und dann werde ich ihnen befehlen, Britannien in den gesegneten Zustand
    zurückzuversetzen, der hier herrschte, bevor die Römer kamen. Keine Christen mehr…« - dabei zeigte er mit dem Finger auf Galahad - »und auch keine Mithrasanbeter…« - dabei deutete er auf mich - »nur noch ein Volk der Götter im Land der Götter. Das, Derfel, ist es, was ich will.«
    »Und was ist mit Arthur?« fragte ich ihn.
    »Was soll mit ihm sein? Er ist ein Mann, er hat ein Schwert, er kann sich selbst helfen. Das Schicksal ist unerbittlich, Derfel. Wenn das Schicksal bestimmt hat, daß Arthur diesen Krieg gewinnen soll, dann ist es unwichtig, ob Gorfyddyd alle Heere der Welt gegen ihn mobilisiert. Wenn ich nichts Besseres zu tun hätte, würde ich, das muß ich gestehen, Arthur helfen, weil ich ihn mag, aber das Schicksal hat bestimmt, daß ich ein alter Mann sein soll, der immer schwächer wird und eine Blase wie ein undichter Wasserschlauch besitzt, also muß ich mit meinen schwindenden Kräften haushalten.« Er beschrieb seinen bedauernswerten Zustand mit kräftiger Stimme.
    »Selbst ich kann nicht alles auf einmal tun, Arthurs Kriege gewinnen, Nimues Geist heilen und die Kleinodien suchen. Gewiß, wenn sich herausstellt, daß es bei der Suche hilfreich ist, werde ich Arthurs Leben retten und zum Schlachtfeld kommen, soviel steht fest. Aber sonst?« Er zuckte die Achseln, als hätte der Krieg keine Bedeutung für ihn. Und das hatte er meiner Meinung nach auch nicht. Er wandte sich dem kleinen Fenster zu und starrte die drei Pfosten an, die auf dem Gelände errichtet worden waren. »Ihr werdet doch hoffentlich bleiben und euch die Rituale ansehen - oder?«
    »Sollten wir?« gab ich zurück.
    »Selbstverständlich solltet ihr - falls Gorfyddyd es euch erlaubt. Jede Erfahrung, und sei sie noch so häßlich, ist von Nutzen. Ich habe die Riten oft genug selbst vollzogen, deswegen bleibe ich nicht hier, um mich unterhalten zu lassen. Aber ihr werdet hier in Sicherheit sein. Wenn Gorfyddyd euch auch nur ein Härchen auf euren Dummköpfen krümmt, werde ich ihn in eine Schnecke verwandeln, aber jetzt muß ich wirklich gehen. Iorweth glaubt, daß es an der demetischen Grenze eine alte Frau gibt, die etwas Wichtiges weiß. Wenn sie noch lebt, natürlich, und ihr Gedächtnis nicht verloren hat. Ich hasse es, mit alten Weibern zu reden; sie sind so dankbar für etwas Gesellschaft, daß sie überhaupt nicht mehr aufhören zu plappern und auch niemals beim Thema bleiben. Was für Aussichten! Sag Nimue, daß ich mich darauf freue, sie wiederzusehen!« Damit war er zur Tür hinaus und überquerte den inneren Hof der Festung.
    Am Nachmittag bezog sich der Himmel, und vor dem Abend

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