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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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müsse. »Und damit meine ich nicht Sklaven oder Weiber. Bewegt euch schnell, tötet schnell und achtet immer auf Rückendeckung. Und bleibt zusammen!«
    Wir teilten uns in zwei Gruppen. Ich ging mit Owain, dessen Bart im Licht des Feuers funkelte, das sich in seinen eisernen Kriegerringen spiegelte. Die Hunde bellten, die Pferde wieherten, dann krähte schließlich noch ein Hahn, und endlich kam ein Mann aus einer Hütte gekrochen, um nachzusehen, was die Tiere so beunruhigte. Doch da war es längst zu spät: Das Töten hatte bereits begonnen.
    Ich habe viele solcher Massaker gesehen. In den sächsischen Dörfern hätten wir erst die Hütten niedergebrannt, bevor wir mit dem Abschlachten begannen, da aber diese primitiven Behausungen aus Stein und Gras nicht brennen wollten, mußten wir mit Speeren und Schwertern hineinstürmen. Wir zogen brennende Holzscheite aus einem nahe gelegenen Feuer und schleuderten sie, bevor wir eindrangen, in die Hütten, damit wir drinnen Licht zum Töten hatten, und manchmal waren die Flammen schon genug, um die
    Bewohner herauszutreiben, wo die wartenden Schwerter hinabsausten wie Fleischerbeile. Wenn das Feuer die Familie nicht vertrieb, befahl Owain uns, zu zweit hineinzugehen, während die anderen draußen Wache standen. Ich sah meinem Einsatz voll Angst entgegen, aber ich wußte, daß
    auch ich das meine tun mußte. Ich wagte es nicht, mich dem Befehl zu widersetzen. Ich war mit einem Eid an dieses blutige Werk gebunden, und eine Weigerung wäre mein Todesurteil gewesen.
    Das Schreien begann. Die ersten paar Hütten waren kein großes Problem, denn die Bewohner schliefen oder wachten gerade auf, doch als wir tiefer ins Dorf vordrangen, wurde der Widerstand heftiger. Zwei Männer griffen uns mit Äxten an und wurden von unseren Speerkämpfern mit verächtlicher Leichtigkeit niedergemacht. Frauen flohen mit Kindern auf dem Arm. Ein Hund, der Owain ansprang, starb winselnd mit gebrochenem Rückgrat. Ich beobachtete, wie eine Frau mit einem Säugling auf dem einen Arm und einem blutenden Kind an der anderen Hand davonlief, und mußte plötzlich an Tanaburs' Abschiedsgruß denken, als er mir zurief, daß meine Mutter noch lebe. Erschauernd wurde mir klar, daß der alte Druide mich mit einem Fluch belegt haben mußte, als ich sein Leben bedrohte, und obwohl mein Glück diesen Fluch in Schach hielt, spürte ich doch, wie er mich übelwollend umkreiste wie ein verborgener, dunkler Feind. Ich berührte die Narbe in meiner linken Hand und betete zu Bel, daß Tanaburs'
    Fluch zunichte gemacht werde.
    »Derfel! Licat! Die Hütte da drüben!« rief Owain, und als guter Soldat gehorchte ich seinen Befehlen. Ich ließ den Schild fallen, schleuderte einen Feuerbrand durch die Tür und duckte mich durch den niedrigen Eingang. Kinder schrien, als ich auftauchte, und ein halbnackter Mann sprang mich mit einem Messer an, so daß ich einen verzweifelten Satz zur Seite machen mußte. Als ich mich mit meinem Speer auf ihn stürzte, stolperte ich über ein kleines Mädchen. Die Klinge glitt von den Rippen des Mannes ab, und wenn Licat ihn nicht getötet hätte, wäre er sofort über mir gewesen und hätte mir das Messer in die Kehle gestoßen. Der Mann krümmte sich und hielt sich den Bauch; dann keuchte er auf, weil Licat die Speerspitze herausriß und sein eigenes Messer zog, um mit dem Töten der schreienden Kinder zu beginnen. Mit blutiger Speerspitze schlüpfte ich wieder hinaus, um Owain zu berichten, daß nur ein einzelner Mann in der Hütte gewesen sei.
    »Los, kommt!« schrie Owain. »Demetia! Demetia!« Das war unser Schlachtruf in jener Nacht: der Name von Oengus Mac Airems irischem Königreich westlich von Siluria. Inzwischen waren die Hütten alle leer, und wir begannen die Minenarbeiter in den finsteren Ecken und Winkeln der Siedlung zu jagen. Überall rannten Flüchtende umher, einige Männer blieben jedoch zurück und versuchten sich gegen uns zu wehren. Eine tapfere Gruppe bildete sogar eine improvisierte Schlachtreihe und griff uns mit Speeren, Hacken und Beilen an, doch Owains Männer begegneten dem ungeübten Angriff mit schrecklicher Routine, fingen den Schwung der Attacke mit ihren schwarzen Schilden auf und machten die Angreifer mit Speeren und Schwertern nieder. Einer dieser routinierten Männer war ich. Möge Gott mir vergeben, aber in jener Nacht tötete ich meinen zweiten Mann, und womöglich sogar einen dritten. Dem ersten stieß ich den Speer in den Hals, dem zweiten in den

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