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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Ernten ein, seine Schafe und Kühe waren fett und seine zahlreichen Frauen zufrieden. Außerdem war er weit von der sächsischen Bedrohung entfernt. Dennoch war er unzufrieden. »Auf dem Moor gibt's viel Geld zu holen«, vertraute er Owain an. »Zinn.«
    »Zinn?« Owains Ton war verächtlich.
    Cadwy nickte feierlich. Er war ziemlich betrunken, aber das waren die anderen Männer an dem niedrigen Tisch, auf dem die Mahlzeit serviert worden war, ebenfalls. Sie alle waren Krieger, Cadwys und Owains Männer. Da ich der Jüngste war, mußte ich als Schildknappe hinter Owains Liegestatt stehen.
    »Zinn«, wiederholte Cadwy, »und vielleicht Gold. Jedenfalls eine Menge Zinn.« Dies war ein ganz persönliches Gespräch, denn das Mahl war fast vorüber, und Cadwy hatte
    Sklavenmädchen für die Krieger bereitgestellt. Außer von mir und Cadwys Schildknappen, einem trägen Burschen, der mit schlaffem Mund und stumpfen Augen den Kapriolen der Sklavenmädchen zusah, wurden die beiden Führer von niemandem beachtet. Ich hörte Owain und Cadwy zu, verhielt mich aber so still und reglos, daß sie mich
    höchstwahrscheinlich vergaßen. »Ihr selbst mögt ja nicht viel von Zinn halten«, sagte Cadwy zu Owain, »aber eine Menge Leute sind sehr daran interessiert. Ohne Zinn kann man keine Bronze herstellen, und in Armorica wird ein extrem hoher Preis für das Zeug gezahlt, von unserem Norden ganz zu schweigen.« Er machte eine wegwerfende Geste in Richtung des übrigen Dumnonia und ließ einen mächtigen Rülpser hören, der ihn selbst zu verwundern schien. Nachdem er seinen Magen mit einem großen Schluck Wein beruhigt hatte, runzelte er die Stirn, als könnte er sich nicht mehr erinnern, wovon gerade die Rede gewesen war. »Zinn«, sagte er schließlich, als es ihm wieder einfiel.
    »Erzählt mir mehr davon«, forderte Owain ihn auf. Er beobachtete einen seiner Männer, der ein Sklavenmädchen nackt ausgezogen hatte und nun damit beschäftigt war, ihren Bauch mit Butter zu beschmieren.
    »Es ist nicht mein Zinn«, erklärte Cadwy nachdrücklich.
    »Irgend jemandem muß es ja gehören«, entgegnete Owain.
    »Soll ich Lwellwyn fragen? Der Bastard ist clever, wenn es um Geld und Eigentum geht.« Klatschend schlug sein Mann mit der Hand auf den Bauch des Mädchens, so daß die Butter über den ganzen Tisch spritzte, woraufhin brüllendes Gelächter aufbrandete. Das Mädchen maulte, aber der Mann befahl ihr, den Mund zu halten, und begann sogleich, auch den Rest ihres Körpers mit Butter und Schweinefett zu übergießen.
    »Tatsache ist«, sagte Cadwy betont, um Owains
    Aufmerksamkeit von dem nackten Mädchen abzulenken, »daß
    Uther ein Rudel Männer aus Kernow ins Land gelassen hat, um in den alten römischen Minen zu arbeiten, denn von unseren Leuten besaß keiner die nötigen Fähigkeiten dazu. Diese Bastarde sollten ihren Pachtzins an Euer Schatzamt liefern, aber die Hunde schicken das Zinn, stellt Euch das vor, nach Kernow. Das weiß ich mit Sicherheit.«
    Auf einmal spitzte Owain die Ohren. »Kernow?«
    »Verdient sich dumm und dämlich an unserem Land. An unserem Land!« wiederholte Cadwy zutiefst empört. Kernow war ein eigenständiges Königreich, ein
    geheimnisvolles Land am äußersten Ende der westlichen Halbinsel, das nie von den Römern beherrscht worden war. Die Leute dort hatten fast immer in Frieden mit uns gelebt, nur hier und da war König Mark aus dem Bett seiner jeweiligen Frau gekrochen, um eine Angriffsgruppe über den Tamar-Fluß
    zu schicken. »Was haben Männer aus Kernow hier zu suchen?« fragte Owain in einem Ton, der nicht weniger empört war als der seines Gastgebers.
    »Hab' ich Euch doch gesagt. Unser Geld stehlen. Und nicht nur das. Mir fehlen auch gute Rinder, Schafe und sogar ein paar Sklaven. Diese Minenarbeiter werden recht überheblich und zahlen nicht so, wie sie sollten. Aber das wird man nie beweisen können. Niemals. Nicht mal Euer cleverer Lwellwyn kann in ein Loch im Moor spähen und mir sagen, wieviel Zinn es in einem Jahr hergeben wird.« Cadwy scheuchte einen Nachtfalter davon; dann schüttelte er bedrückt den Kopf. »Die glauben, sie stehen über dem Gesetz. Das ist das Problem. Nur weil Uther ihr Schirmherr war, glauben sie, sie stehen über dem Gesetz.«
    Owain zuckte die Achseln. Seine Aufmerksamkeit galt wieder dem buttertriefenden Sklavenmädchen, das nun von einem halben Dutzend betrunkener Männer über die untere Terrasse gejagt wurde. Ihr fettbeschmierter Körper war nur schwer zu

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