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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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lassen.
    »König Mordred«, sagte sie, »wird sich eines langen Lebens erfreuen. Er wird ein Schlachtenführer werden, und er wird den Sieg kennenlernen.«
    Ein Seufzer lief durch die Zuschauer. Man konnte diese Weissagung durchaus günstig auslegen, obwohl vermutlich alle wußten, wieviel ungesagt blieb. Ein paar der Anwesenden erinnerten sich wohl auch an Uthers Proklamation, als die Blutspur und die qualvollen Windungen des Sterbenden ihm wahrheitsgemäß eine glorreiche Regierungszeit geweissagt hatten. Selbst ohne Glorie gab Wlencas Tod Anlaß zu ein wenig Hoffnung.
    Mit diesem Tod endete Mordreds Ausrufung zum König. Die arme Norwenna, die unter dem heiligen Dornbusch von Ynys Wydryn begraben lag, hätte alles ganz anders gemacht; aber selbst wenn sich tausend Bischöfe und eine Myriade von Heiligen versammelt hätten, um Mordred auf den Thron zu beten, wären die Vorzeichen dieselben gewesen. Denn Mordred, unser König, war verkrüppelt, und weder Druide noch Bischof konnte daran etwas ändern.

    Am Nachmittag kam Tristan von Kernow. Wir saßen in der großen Halle bei Mordreds Festmahl, einem Ereignis, dem jeglicher Frohsinn abging, doch nach Tristans Eintreffen wurde es noch trübseliger. Niemand bemerkte seine Ankunft, bis er an das große Feuer in der Mitte trat und die Flammen sich in seinem ledernen Brustharnisch und dem Eisenhelm
    spiegelten. Da der Prinz als Freund Dumnonias bekannt war, begrüßte ihn Bischof Bedwin entsprechend. Als Antwort zog Tristan jedoch sein Schwert. Diese Geste erregte sofort Aufmerksamkeit, denn eine Festhalle durfte niemals mit einer Waffe betreten werden, und schon gar nicht eine Halle, in der die Proklamation eines Königs gefeiert wurde. Einige Männer in der Halle waren betrunken, aber selbst diese verstummten, als sie sich dem jungen, dunkelhaarigen Prinzen zuwandten. Bedwin versuchte das gezogene Schwert zu ignorieren. »Ihr seid zur Proklamation gekommen, Lord Prinz? Vermutlich wurdet Ihr aufgehalten. Das Reisen im Winter ist so beschwerlich. Kommt her, setzt Euch! Vielleicht neben Agricola von Gwent? Es ist noch genügend Wildbret vorhanden.«
    »Ich komme mit einer Beschwerde«, gab Tristan laut hörbar zurück. Er hatte seine sechs Leibwachen draußen vor der Tür gelassen, wo ein eisiger Schneeregen über die Hügelkuppen fegte. Die Wachen waren grimmige Männer in nasser Rüstung und triefenden Umhängen, Männer, die ihre Schilde richtig herum trugen und deren Speerspitzen auf Hochglanz geschliffen worden waren.
    »Mit einer Beschwerde?« wiederholte Bedwin, als wäre schon der Gedanke daran bemerkenswert. »Aber doch nicht an diesem freudigen Tag!«
    Einige Krieger in der Halle reagierten mit herausfordernden Rufen. Sie waren betrunken genug, um Lust auf einen Streit zu haben, aber Tristan ignorierte sie. »Wer spricht für Dumnonia?« fragte er.
    Einen Moment schienen alle zu zögern. Owain, Arthur, Gereint und Bedwin waren allesamt bevollmächtigt, aber keiner hatte den Vorrang. Fürst Gereint, der sich nie in den Vordergrund drängte, zuckte die Achseln, Owain starrte Tristan wütend an, während Arthur sich respektvoll an Bedwin wandte, der äußerst zurückhaltend entgegnete, daß er als oberster Berater des Reiches genausogut wie jeder andere für König Mordred sprechen könne.
    »Dann sagt König Mordred«, verlangte Tristan, »daß zwischen meinem und seinem Land Blut stehen wird, bis ich Gerechtigkeit erlange.«
    Bedwin wirkte beunruhigt und machte flatternde, beruhigende Gesten mit den Händen, während er überlegte, was er darauf antworten sollte. Ihm wollte nichts einfallen, und schließlich übernahm Owain die Antwort. »Sagt, was Ihr zu sagen habt«, forderte er kurz und bündig.
    »Einige Leute vom Volk meines Vaters«, sagte Tristan daraufhin, »standen unter dem Schutz von Großkönig Uther. Auf Uthers Bitte kamen sie in dieses Land, um in den Minen zu arbeiten und friedlich mit ihren Nachbarn
    zusammenzuleben. Im vergangenen Sommer aber kamen ebenjene Nachbarn zu ihren Minen, und mit ihnen Schwert, Feuerbrand und Massaker. Sagt Eurem König, daß es achtundfünfzig Tote gab, und deren sarhaed wird den Wert ihres Lebens und das Leben des Mannes betragen, der den Befehl gab, sie zu töten. Sonst werden wir mit unseren Schwertern und Schilden kommen, um den Preis persönlich einzutreiben.«
    Owain brüllte vor Lachen. »Das kleine Kernow? Wir zittern vor Angst!«
    Alle Krieger in der Runde johlten. Kernow war ein kleines Land und kein Gegner

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