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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Bedwin sprach ein Gebet an den Christengott, dann wurde der königliche Säugling außen um den Steinkreis herumgetragen. Damit wurde Mordred, der in Pelze gewickelt auf einem Kriegsschild lag, allen Kriegern, Häuptlingen und Fürsten präsentiert, die, wenn das Kind an ihnen vorbeikam, niederknieten und ihm huldigten. Ein erwachsener König wäre um den Kreis herumgeschritten, so aber wurde Mordred von zwei dumnonischen Kriegern getragen, während Owain, der Champion des Königs, mit gezogenem Langschwert hinter dem Kind einherschritt. Mordred wurde entgegen der Sonnenlaufrichtung getragen, das einzige Mal im Leben eines Königs, daß er gegen die natürliche Ordnung verstieß, doch diese unglückbringende Richtung war absichtlich gewählt worden, um zu zeigen, daß ein König, der von den Göttern abstammte, hoch über derlei unbedeutenden Regeln wie jener stand, daß man stets mit der Sonne im Kreis laufen müsse. Der Schild mit Mordred wurde auf den Mittelstein gelegt, wo dem jungen König Geschenke dargebracht wurden. Ein Kind legte einen Laib Brot vor ihn hin - Symbol für seine Pflicht, sein Volk zu ernähren -, dann brachte ihm ein zweites Kind eine Geißel - zum Zeichen dafür, daß er sein Land beherrschen müsse -, und schließlich wurde ihm ein Schwert zu Füßen gelegt, das seine Rolle als Verteidiger Dumnonias symbolisierte. Mordred selbst schrie die ganze Zeit und strampelte so heftig, daß er sich fast selbst aus dem Schild gekippt hätte. Durch das Strampeln entblößte er seinen verkrüppelten Fuß, und das, fand ich, war vermutlich ein schlechtes Zeichen, aber die Anwesenden ignorierten den Klumpfuß, während die Großen des Reichs einer nach dem anderen hinzutraten und ihre Geschenke niederlegten. Gold und Silber brachten sie ihrem König, Edelsteine, Münzen, Jett und Bernstein. Arthur schenkte dem Kind die goldene Statue eines Falken, eine Gabe, bei deren Anblick die Zuschauer den Atem anhielten, so schön war sie; Agricola aber brachte das kostbarste Geschenk: Er legte dem Kind die Kriegsausrüstung König Gorfyddyds von Powys zu Füßen. Arthur hatte die goldbesetzte Rüstung erobert, nachdem er Grofyddyd aus seinem Lager aufgestört hatte, und sie König Tewdric geschenkt, der diesen Schatz nun durch die Hände seines Feldherrn an Dumnonia zurückgab.
    Schließlich wurde das quengelnde Kind vom Stein gehoben und seiner neuen Amme übergeben, einer Sklavin aus Owains Haushalt. Nun kam Owains großer Moment. Die anderen großen Männer waren zum Schutz gegen die Kälte in Umhänge und Pelze gehüllt, aber als Owain vortrat, trug er nichts weiter als eine Hose und seine Stiefel. Brust und Arme, beides tätowiert, waren so nackt wie sein Schwert, das er feierlich auf den Krönungsstein legte. Dann schritt er gemessen und mit verächtlicher Miene rings um den Kreis der Steine herum und spie vor allen Anwesenden aus. Es war eine Herausforderung. Sollte irgendeiner der Anwesenden der Ansicht sein, daß Mordred nicht König werden dürfe, brauchte er nur einen Schritt vorzutreten und das blanke Schwert vom Stein zu nehmen. Dann mußte er gegen Owain kämpfen. Überheblich stolzierte Owain einher, höhnte und suchte eine Herausforderung zu provozieren, doch niemand rührte sich. Erst als Owain den Kreis der Zuschauer zweimal umrundet hatte, kehrte er zum Stein zurück, um das Schwert wieder an sich zu nehmen.
    Woraufhin alle in Jubel ausbrachen, denn nun hatte Dumnonia wieder einen König. Die Krieger rings auf den Wällen schlugen mit den Speerschäften auf ihre Schilde.
    Ein letztes Ritual stand uns noch bevor. Bischof Bedwin hatte versucht, es zu verbieten, aber der Rat hatte ihn überstimmt. Ich sah, wie Arthur stillschweigend davonging, alle anderen jedoch, selbst Bischof Bedwin, blieben stehen, als ein nackter, verängstigter Gefangener zum Königsstein geführt wurde. Es war Wlenca, der Sachse, den ich gefangengenommen hatte. Ich glaube kaum, daß er wußte, was hier geschah, aber er muß das Schlimmste befürchtet haben.
    Morgan versuchte Balise aufzurufen, aber der alte Druide war viel zu schwach, um die ihm zustehende Rolle zu
    übernehmen, daher trat Morgan selbst auf den zitternden Wlenca zu. Als dem Sachsen die Fesseln abgenommen wurden, hätte er versuchen können zu fliehen, obwohl es durch die bewaffnete Menge, die ihn umringte, kein Entkommen gab. Jedenfalls stand er reglos da, als Morgan sich ihm langsam näherte. Vielleicht lähmten ihn der Anblick ihrer Goldmaske und ihr

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