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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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für die dumnonische Streitmacht. Bischof Bedwin versuchte dem Getöse Einhalt zu gebieten, aber die Halle war voll prahlend-trunkener Männer, die sich nicht beruhigen wollten, bis Owain selbst Ruhe verlangte. »Ich, mein Prinz«, sagte Owain, »habe gehört, daß es Oengus Mac Airems Schwarzschild-Iren waren, die das Moor überfallen haben.«
    Tristan spie aus. »Wenn das stimmt«, entgegnete er, »dann hätten sie übers Land fliegen müssen, denn niemand hat sie vorbeiziehen sehen, und nicht mal so viel wie ein Ei haben sie einem Dumnonier gestohlen.«
    »Aber nur, weil sie Dumnonia fürchten, Kernow dagegen nicht«, behauptete Owain, und wieder brach brüllendes Hohngelächter in der Halle aus.
    Arthur wartete, bis wieder Ruhe herrschte. »Fällt Euch außer Oengus Mac Airem noch irgendein anderer Mann ein, der Eure Leute überfallen haben könnte?« erkundigte er sich höflich.
    Tristan ließ den Blick in die Runde schweifen und musterte die Männer, die auf dem Hallenboden hockten. Als er Fürst Cadwys Kahlkopf entdeckte, zeigte er mit dem Schwert auf ihn. »Fragt ihn! Oder noch besser…« er hob die Stimme, um die Hohnrufe zu übertönen - »fragt die Zeugin, die draußen wartet.« Cadwy war aufgesprungen und verlangte lautstark, sein Schwert holen zu dürfen, während seine tätowierten Speerkämpfer ganz Kernow mit einem Massaker drohten. Arthur schlug mit der Hand auf den Tisch des Königs. Auf das Geräusch, das durch die ganze Halle dröhnte, folgte augenblickliches Schweigen. Agricola von Gwent, der neben Arthur saß, schlug die Augen nieder, denn dieser Streit ging ihn nichts an; doch ich bezweifle, daß seinem wachen Verstand auch nur eine winzige Nuance der
    Auseinandersetzung entging. »Jeder Mann, der heute abend Blut vergießt«, erklärte Arthur, »ist mein Feind.« Dann wartete er, bis Cadwy und seine Männer sich beruhigten, und wandte sich wieder an Tristan. »Lord, bringt Eure Zeugin herein.«
    »Soll das hier ein Gerichtshof sein?« fragte Owain.
    »Die Zeugin soll hereinkommen«, wiederholte Arthur.
    »Aber dies ist ein Festmahl!« protestierte Owain.
    »Die Zeugin soll hereinkommen, laßt sie doch
    hereinkommen!« Bischof Bedwin wollte die unangenehme Angelegenheit hinter sich bringen und fand, daß dies am schnellsten geschähe, wenn er sich Arthur anschloß. Die Männer hinten in der Halle drängten näher, um sich nichts von diesem Drama entgehen zu lassen, brachen aber in Lachen aus, als Tristans Zeugin endlich erschien: ein Kind, höchstens neun Jahre alt, ein Mädchen, das ruhig und aufrecht vortrat und sich neben ihren Prinzen stellte, der ihr den Arm um die Schultern legte. »Sarlinna ferch Edain«, verkündete er den Namen des Kindes. Dann tätschelte er der Kleinen beruhigend die Schultern. »Sprich nur.«
    Sarlinna leckte sich die Lippen. Sie wandte sich direkt an Arthur - vielleicht, weil er das freundlichste Gesicht von all den Männern hatte, die an der Hohen Tafel saßen. »Mein Vater wurde getötet, meine Mutter wurde getötet, meine Geschwister wurden getötet …« Sie sagte es so monoton, als hätte sie es auswendig gelernt, obwohl kein Anwesender die Wahrheit ihrer Worte bezweifelte. »Meine kleine Schwester wurde getötet«, fuhr sie fort, »und mein Kätzchen wurde getötet…« - hier kam die allererste Träne - »und ich hab' alles genau gesehen.«
    Arthur schüttelte mitfühlend den Kopf. Agricola von Gwent fuhr sich mit der Hand über das kurzgeschorene graue Haar; dann blickte er zu den rußgeschwärzten Dachbalken hinauf. Owain lehnte sich in seinem Sessel zurück und trank aus seinem Hornbecher, während Bischof Bedwin eine bestürzte Miene zog. »Hast du die Mörder wirklich gesehen?« fragte er das kleine Mädchen.
    »Ja, Lord.« Nachdem sie nun keinen Text mehr sprechen konnte, den sie vorbereitet und geübt hatte, war Sarlinna sehr viel ängstlicher.
    »Aber es war Nacht, mein Kind«, wandte Bischof Bedwin ein.
    »Hat der Überfall nicht bei Nacht stattgefunden, Lord Prinz?«
    wandte er sich an Tristan. Alle Lords von Dumnonia hatten von dem Überfall auf dem Moor gehört, aber sie hatten Owains Behauptung geglaubt, das Massaker sei das Werk von Oengus' Schwarzschild-Iren gewesen. »Wieso konnte das Kind bei Nacht sehen?« wollte Bedwin wissen.
    Tristan ermutigte die Kleine, indem er ihr die Schulter tätschelte. »Erzähl dem Lord Bischof, was geschehen ist«, forderte er sie auf.
    »Die Männer haben Feuer in unsere Hütten geworfen, Lord«, berichtete

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