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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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geringsten, Lady«, antwortete ich und berührte das Eisen an Hywelbanes Heft. Wollte sie mich warnen? Wir hatten niemals von Liebe gesprochen, aber sie muß meine Sehnsucht gespürt haben.
    »Für mich auch nicht«, gestand sie. »Deswegen habe ich Iorweth gefragt, was diese Prophezeiung bedeutet, und er sagte mir, ich solle mir keine Sorgen machen. Die Priesterin spreche immer in Rätseln, weil sie unfähig sei, vernünftig zu reden, behauptete er. Ich glaube, daß das, was sie mir gesagt hat, bedeuten soll, daß ich mich überhaupt nicht vermählen darf, aber ich bin nicht sicher. Ich weiß nur eins, Lord Derfel: Ich werde mich nicht unbedacht vermählen.«
    »Ihr wißt noch etwas, Lady«, entgegnete ich. »Ihr wißt auch, daß mein Eid weiter gilt.«
    »Auch das weiß ich«, räumte sie ein und lächelte mir wieder zu. »Es freut mich, daß Ihr hier seid, Lord Derfel.« Mit diesen Worten lief sie leichtfüßig voraus und kletterte in den Ochsenkarren zurück. Mich ließ sie verwirrt über ihr rätselhaftes Verhalten zurück, ohne mir einen Hinweis zu geben, der meiner Seele Ruhe hätte geben können. Drei Tage später kam Arthur nach Caer Sws. Er kam mit zwanzig Reitern und einhundert Speerkämpfern. Er brachte Barden und Harfenistinnen mit. Er brachte Merlin mit, Nimue und Goldgeschenke, die von den Toten im Lugg Vale stammten. Und er brachte Guinevere und Lancelot mit. Als ich Guinevere sah, stöhnte ich auf. Wir hatten einen Sieg errungen und Frieden geschlossen, und dennoch fand ich es grausam von Arthur, die Frau mitzubringen, um derentwillen er Ceinwyn verschmäht hatte. Aber Guinevere hatte darauf bestanden, ihren Gemahl zu begleiten. Also traf sie in Caer Sws mit einem Ochsenwagen ein, der mit Pelzen ausgepolstert, mit gefärbtem Leinen verhängt und zum Zeichen des Friedens mit grünen Zweigen geschmückt war. Mit ihr im Wagen saß
    Königin Elaine, Lancelots Mutter, aber es war Guinevere, nicht die Königin, die Aufmerksamkeit erregte. Denn sie stand auf, als der Karren langsam durch das Tor von Caer Sws rollte, und blieb stehen, bis die Ochsen sie vor das Portal von Cuneglas’
    großer Halle gezogen hatten, in der sie einstmals ein unerwünschter Flüchtling gewesen war und in die sie jetzt wie eine Eroberin zurückkehrte. Sie trug ein Gewand aus goldgefärbtem Leinen und Gold an Hals und Handgelenken, und ihr widerspenstiges, rotes Haar wurde mit einem Reif aus Gold gebändigt. Sie war schwanger, doch unter dem kostbaren goldfarbenen Leinen war die Schwangerschaft nicht zu sehen. Sie wirkte wie eine Göttin.
    Wenn Guinevere wie eine Göttin aussah, hielt Lancelot wie ein Gott Einzug in Caer Sws. Viele Leute dachten, er wäre Arthur, denn er sah blendend aus auf seinem Schimmel mit der Schabracke aus hellem, mit goldenen Sternen besetztem Leinen. Er trug seine weiß emaillierte Schuppenrüstung, sein Schwert steckte in einer weißen Scheide, und von den Schultern hing ihm ein langer, weißer, mit Rot gesäumter Mantel. Sein dunkles, hübsches Gesicht wurde von den vergoldeten Kanten seines Helms umrahmt, der jetzt von einem Paar ausgebreiteter Schwanenschwingen gekrönt wurde statt von den Seeadlerschwingen, die er in Ynys Trebes getragen hatte. Die Menschen hielten den Atem an, als sie ihn sahen, und ich hörte, wie die geflüsterte Nachricht durch die Menge lief, daß dies wohl doch nicht Arthur sei, sondern König Lancelot, der tragische Held des verlorenen Königreichs Benoic und der Mann, der ihre Prinzessin Ceinwyn ehelichen werde. Bei seinem Anblick sank mir das Herz, denn ich fürchtete, er werde Ceinwyn mit seiner strahlenden Erscheinung blenden. Arthur, der ein Lederwams und einen weißen Mantel trug und dem es peinlich zu sein schien, überhaupt in Caer Sws zu sein, wurde von der Menge überhaupt nicht beachtet.
    An jenem Abend gab es ein Festmahl. Ich glaube kaum, daß
    Cuneglas Guinevere gern empfangen hat; aber er war ein geduldiger, vernünftiger Mann, der sich – anders als sein Vater
    – nicht von jeder kleinen Kränkung beleidigt fühlte und Guinevere daher wie eine Königin behandelte. Er schenkte ihr Wein ein, reichte ihr Speisen und neigte ihr den Kopf zu, wenn er mit ihr sprach. Arthur, an Guineveres anderer Seite, strahlte vor Freude. Er sah immer glücklich aus, wenn er mit seiner Guinevere zusammen war, und es muß ihn sehr erfreut haben, daß sie in derselben Halle, in der er sie zum ersten Mal weit hinten bei dem minderen Volk hatte stehen sehen, nun mit so ausgesuchter

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