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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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niemals hoch aufsteigen‹«, zitierte ich Merlins Weissagung, die er vor nicht einmal einem Monat in dieser Halle gemacht hatte, »›und niemals tief absinken, aber sie wird glücklich sein.‹«
    »Wie gut dein Gedächtnis für Kleinkram doch ist! Schmeckt dieser Hammel nicht grauenhaft? Noch fast roh, hast du gesehen? Und nicht mal heiß! Ich kann kaltes Essen nicht ausstehen!« Was ihn nicht daran hinderte, eine Portion von meinem Teller zu stibitzen. »Hältst du es für einen hohen Aufstieg, Königin von Siluria zu sein?«
    »Ist es das etwa nicht?« gab ich zurück.
    »Du liebe Zeit, nein! Ein absurde Idee! Siluria ist der unglückseligste Ort der Welt, Derfel. Nichts als verdreckte Täler, steinige Strande und häßliche Menschen.« Er schüttelte sich. »Die verbrennen Kohle statt Holz, und die Folge davon ist, daß die meisten Menschen dort so schwarz sind wie Sagramor. Ich glaube kaum, daß sie wissen, was Waschen ist.«
    Er pulte sich eine Fleischfaser aus den Zähnen und warf sie den Jagdhunden vor, die zwischen den Anwesenden
    umherstreunten. »Lancelot wird sehr schnell genug haben von Siluria. Ich kann mir nicht vorstellen, daß unser ritterlicher Lancelot sich lange mit diesen häßlichen, kohlegeschwärzten Langweilern rumschlägt. Wenn sie die Geburt also überlebt, was ich bezweifle, wird die arme, kleine Ceinwyn mutterseelenallein mit einem Haufen Kohle und einem schreienden Säugling zurückbleiben. Und das wird ihr Ende sein!« Er schien diese Aussicht zu genießen. »Ist dir jemals aufgefallen, Derfel, daß eine junge Frau, die einst so schön war, daß neben ihr selbst die Sterne am Himmel verblaßten, ein Jahr später nach Milch und Babyscheiße stinkt, so daß man sich fragt, wieso man sie nur einst für schön gehalten hat? Das tun Kinder den Frauen immer an, also sieh sie dir jetzt noch einmal gut an, Derfel, sieh genau hin, denn sie wird nie wieder so bezaubernd sein.«
    Sie war bezaubernd, und schlimmer noch, sie schien glücklich zu sein. An diesem Abend trug sie Weiß und um den Hals eine Silberkette mit einem silbernen Stern als Anhänger. Ihr goldenes Haar war in einem Netz aus Silberfäden gefangen, und an ihren Ohren hingen silberne Regentropfen. Und Lancelot sah an jenem Abend nicht weniger eindrucksvoll aus als Ceinwyn. Wie es hieß, war er der schönste Mann von ganz Britannien, und das traf zu, wenn man sein dunkles, schmales, langes, beinah reptilienhaftes Gesicht mochte. Er trug einen schwarzen, weiß gestreiften Mantel, einen goldenen Torques am Hals und einen Goldreif, von dem sein langes, schwarzes Haar zusammengehalten wurde, das mit Öl glatt an den Kopf gelegt worden war, bevor es ihm über den Rücken hinabfiel. Sein Bart, zu einer scharfen Spitze getrimmt, war ebenfalls geölt.
    »Sie hat mir erzählt«, entgegnete ich Merlin und wußte, noch während ich sprach, daß ich diesem boshaften alten Mann viel zuviel von meinem Herzen offenbarte, »sie sei nicht sicher, ob sie sich mit Lancelot vermählen soll.«
    »Nun ja, das mußte sie wohl sagen, oder?« gab Merlin obenhin zurück, während er einen Sklaven heranwinkte, der eine Platte mit Schweinefleisch zur Hohen Tafel trug. Er fegte sich eine Handvoll Rippchen in den Schoß seines schmutzigen, weißen Gewandes und begann gierig an einem davon zu nagen.
    »Ceinwyn«, fuhr er fort, als er den Knochen fast blankgenagt hatte, »ist eine romantische Närrin. Sie hat sich irgendwie eingeredet, daß sie heiraten kann, wen sie mag, obwohl nur die Götter wissen, wie sich ein Mädchen so etwas einbilden kann!
    Aber jetzt«, sagte er mit dem Mund voll Schweinefleisch, »ist natürlich alles anders. Sie hat Lancelot kennengelernt!
    Inzwischen wird sie völlig von ihm überwältigt sein. Vielleicht wartet sie die Vermählung ja gar nicht mehr ab! Wer weiß?
    Vielleicht saugt sie den Bastard ja noch in dieser Nacht in der Abgeschlossenheit ihrer Kemenate aus! Wahrscheinlich aber wohl nicht. Sie ist ein sehr konventionelles Mädchen.«
    Letzteres klang recht abfällig. »Nimm dir ein Rippchen«, bot er mir an. »Es wird Zeit, daß du dich vermählst.«
    »Es gibt keine, mit der ich mich zu vermählen wünsche«, sagte ich mürrisch. Außer Ceinwyn, natürlich. Doch welche Chancen hatte ich gegen Lancelot?
    »Eine Vermählung hat mit Wünschen nichts zu tun«, belehrte Merlin mich geringschätzig. »Arthur dachte, daß dem so sei, und was für ein Narr Arthur ist, was Frauen betrifft! Was du brauchst, Derfel, ist ein hübsches

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