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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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mich dort wieder einmal blicken zu lassen. Würdet Ihr mitkommen, Derfel? Ihr seid Tristans Freund. Möglich, daß er auf Euch hört.«
    »Mit Vergnügen, Lord«, stimmte ich zu.
    Der Kronrat einigte sich darauf, daß Arthur in der Angelegenheit vermitteln sollte, und schickte Cyllan mit einer Nachricht nach Kernow zurück, in der erklärt wurde, was Arthur vorhatte. Dann ritten wir mit einem Dutzend meiner Speerkämpfer nach Westen, um der flüchtigen Liebenden habhaft zu werden.
    Es begann als eine fröhliche Reise – trotz der unangenehmen Probleme, die uns an ihrem Ende erwarteten. Neun Jahre Frieden hatten die Qualität des Erdbodens gesteigert, das warme Sommerwetter hielt an, und es schien trotz Culhwchs düsterer Voraussagen in diesem Jahr eine gute Ernte zu geben. Es machte Arthur aufrichtig Freude, die wohlbestellten Felder und neuen Kornspeicher zu sehen. In jeder Stadt, in jedem Dorf wurde er begrüßt, und die Begrüßung fiel jedesmal überaus herzlich aus. Kinderchöre sangen für ihn, und Geschenke wurden ihm zu Füßen gelegt: Korngarben, Körbe voll Obst oder auch ein Fuchspelz. Arthur erwiderte die Gaben mit Gold, besprach die jeweiligen Probleme, die das Dorf hatte, redete mit der Ortsverwaltung, und dann ritten wir weiter. Der einzige Mißton war die Feindseligkeit der Christen; denn in nahezu jedem Dorf gab es eine kleine Gruppe christlicher Fanatiker, die Arthur Flüche entgegenschleuderten, bis sie von ihren Nachbarn zur Ruhe gebracht oder kurzerhand aus dem Weg gestoßen wurden. Überall standen neue Kirchen, gewöhnlich an einem heiligen Quell oder Brunnen, wo man einst zu den alten Göttern gebetet hatte. Die Kirchen waren das Produkt von Bischof Sansums eifrigen Missionaren, und ich fragte mich, warum wir Heiden nicht ebenfalls Männer ausschickten, die über die Straßen zogen und den Bauern predigten. Zugegeben, die neuen Kirchen der Christen waren winzig – kleine Hütten aus Flechtwänden und Lehm, mit einem Kreuz vorn am Giebel
    –, aber sie vermehrten sich, und die bösartigeren unter ihren Priestern verfluchten Arthur, weil er ein Heide war, und verabscheuten Guinevere, weil sie dem Isisglauben anhing. Guinevere kümmerte es nicht, daß man sie haßte, Arthur aber war jeder religiöse Fanatismus zuwider. Auf der Reise nach Isca machte er immer wieder einmal halt, um sich mit den Christen zu unterhalten, die ihn bespien, doch seine Worte zeitigten keine Wirkung. Den Christen war es gleichgültig, daß
    er dem Land Frieden und ihnen selbst Wohlstand gebracht hatte; für sie zählte nur, daß Arthur ein Heide war. »Sie sind wie die Sachsen«, erklärte er mir bedrückt, als wir wieder einmal eine feindselige Gruppe hinter uns ließen. »Sie werden erst Ruhe geben, wenn ihnen endlich alles gehört.«
    »Dann sollten wir mit ihnen das machen, was wir mit den Sachsen gemacht haben, Lord«, gab ich zurück. »Sie gegeneinander aufhetzen.«
    »Sie liegen sich ja schon in den Haaren«, sagte Arthur.
    »Begreift Ihr, worum es bei diesem Streit um den Pelagianismus geht?«
    »Ich würde es gar nicht begreifen wollen«, gab ich hochnäsig zurück, obwohl diese Auseinandersetzungen immer heftiger wurden, weil ein Teil der Christen den anderen der Ketzerei beschuldigte. »Begreift Ihr es denn?«
    »Ich glaube schon. Pelagius weigerte sich zu glauben, daß
    der Mensch von Natur aus böse ist, während Sansum und Emrys behaupten, wir seien alle böse geboren.« Er hielt inne.
    »Falls ich ein Christ wäre«, fuhr er dann fort, »wäre ich bestimmt ein Pelagianer.« Ich dachte an Mordred und sagte mir, daß der Mensch durchaus von Natur aus böse sein könne, hielt aber wohlweislich den Mund. »Ich glaube mehr an die Menschheit als an irgendeinen Gott«, verkündete Arthur. Ich spie an den Wegrand, um das Böse abzuwenden, das seine Worte heraufbeschwören konnten. »Ich frage mich oft«, sagte ich, »wie wohl alles verlaufen wäre, wenn Merlin seinen Kessel behalten hätte.«
    »Den alten Topf?« Arthur lachte. »An den hab’ ich seit Jahren nicht mehr gedacht!« Bei der Erinnerung an die alten Tage mußte er lächeln. »Gar nichts wäre anders geworden, Derfel«, fuhr er dann fort. »Ich denke manchmal, daß die Suche nach den Kleinodien Merlins ganzes Leben gewesen ist und daß es, sobald er sie alle gefunden hatte, nichts mehr gab, wofür es sich für ihn zu leben lohnte! Er wagte es nicht, ihre Magie einzusetzen, weil er befürchtete, daß gar nichts geschehen werde.«
    Ich warf einen

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