Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst
Streitkräfte von Glevum und wies ihn an, mit ihnen südwärts nach Aquae Sulis zu marschieren. Galahad würde ihn begleiten. »Laßt Euch nicht in eine Schlacht verwickeln«, warnte Arthur beide Männer, »provoziert die Feinde nur, belästigt sie, macht sie nervös. Haltet Euch in den Hügeln, bleibt beweglich und seht zu, daß sie hierher blicken. Sobald mein Lord König kommt« – er meinte Cuneglas – »könnt Ihr Euch seinem Heer anschließen und nach Süden auf Caer Cadarn marschieren.«
Er selbst werde weder mit Sagramor noch mit Morfans kämpfen, erklärte Arthur, sondern sich aufmachen, um Aelles Hilfe zu erbitten. Arthur wußte besser als jeder andere, daß die Nachricht von seinen Plänen sofort nach Süden getragen werden würde. Es gab genügend Christen in Glevum, die Arthur für den Feind Gottes hielten und in Lancelot den vom Himmel gesandten Vorboten von Christi Wiederkehr auf Erden sahen. Arthur wollte, daß diese Christen ihre Nachrichten südwärts nach Dumnonia trugen und daß Lancelot aus diesen Nachrichten schloß, Arthur werde es nicht wagen, Guineveres Leben aufs Spiel zu setzen, indem er gegen ihn zu Felde zog. Statt dessen wollte Arthur Aelle bitten, mit seinen Äxten und Speeren gegen Cerdics Männer vorzugehen. »Derfel wird mich begleiten«, erklärte er uns jetzt.
Ich wollte Arthur nicht begleiten. Es gebe andere Dolmetscher, protestierte ich, und mein einziger Wunsch sei es, mich Morfans anzuschließen und südwärts nach Dumnonia hineinzumarschieren. Ich wollte meinem Vater Aelle nicht gegenübertreten. Ich wollte kämpfen, ich wollte Mordred nicht auf den Thron zurückhelfen, sondern Lancelot stürzen sowie Dinas und Lavaine aufstöbern.
Arthur schlug mir die Bitte ab. »Ihr werdet mit mir kommen, Derfel«, befahl er. »Wir werden vierzig Mann mitnehmen.«
»Vierzig?« protestierte Morfans. Vierzig war eine Zahl, auf die seine kleine Kriegshorde, mit der er Lancelot ablenken sollte, nicht leicht verzichten konnte.
Arthur zuckte die Achseln. »Ich würde es nicht wagen, Aelle gegenüber schwach zu erscheinen«, sagte er. »Im Gegenteil, ich sollte mehr mitnehmen, aber vierzig Mann könnten genügen, um ihn zu überzeugen, daß ich nicht verzweifelt bin.«
Er hielt inne. »Und noch etwas«, sagte er so nachdrücklich, daß
er auch die Aufmerksamkeit jener Männer erregte, die sich schon bereit machten, das Badehaus zu verlassen. »Einige von euch sind nicht gewillt, für Mordred zu kämpfen«, räumte Arthur ein. »Culhwch hat Dumnonia schon verlassen. Derfel wird es zweifellos tun, sobald dieser Krieg beendet ist, und wer weiß, wie viele andere von euch ebenfalls gehen werden. Dumnonia kann es sich nicht leisten, solche Männer zu verlieren.« Abermals hielt er inne. Es hatte zu regnen begonnen, so daß Wasser von den Ziegeln herabtropfte, die zwischen den Resten des Deckengemäldes durchschauten. »Ich habe mit Cuneglas gesprochen«, sagte Arthur mit einer leichten Verneigung vor dem König von Powys, »und ich habe mit Merlin gesprochen. Wir haben über die uralten Gesetze und Bräuche unseres Volkes diskutiert. Alles, was ich tue, geschieht innerhalb dieser Gesetze. Ich kann euch nicht von Mordred befreien, denn das verbietet mir mein Eid, und die uralten Gesetze unseres Volkes lassen es nicht zu.« Er machte eine weitere Pause, und seine Rechte wanderte unwillkürlich an Excaliburs Heft. »Aber eins gestattet das Gesetz. Wenn ein König unfähig ist zu regieren, darf sein Kronrat an seiner Statt herrschen, solange der König alle Ehren und Privilegien seines Standes innehat. Merlin versichert mir, daß es so ist, und König Cuneglas bestätigt, daß dies während der Regierungszeit seines Urgroßvaters Brychan geschehen ist.«
»Total plemplem!« warf Cuneglas fröhlich ein.
Arthur lächelte ein wenig, dann krauste er die Stirn, während er seine Gedanken sammelte. »Ich habe nie gewollt, daß es so kommt«, erklärte er ruhig, und seine ernste Stimme hallte in dem tropfenden Raum wider, »aber ich werde dem Kronrat von Dumnonia vorschlagen, daß er an Mordreds Stelle die Regierung übernimmt.«
»Jawohl!« rief Culhwch.
Arthur brachte ihn zum Schweigen. »Ich hatte gehofft«, fuhr er dann fort, »daß Mordred lernen würde, Verantwortung zu tragen, aber das hat er nicht getan. Es kümmert mich nicht, daß
er mich töten lassen wollte, aber es kümmert mich, daß er sein Königreich verloren hat. Er hat den Eid gebrochen, den er bei seiner Ernennung geschworen hat,
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