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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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und inzwischen bezweifle ich, daß er jemals in der Lage sein wird, ihn zu halten.« Er hielt inne, und viele von uns müssen sich gefragt haben, warum es so lange gedauert hatte, bis Arthur begriff, was für uns andere längst auf der Hand lag. Jahrelang hatte er sich hartnäckig gegen die Erkenntnis gesträubt, daß Mordred nicht zum König taugte, doch jetzt, nachdem Mordred sein Königreich verloren und es – in Arthurs Augen noch weit schlimmer – versäumt hatte, seine Untertanen zu beschützen, war Arthur endlich bereit, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Regenwasser tropfte auf seinen unbedeckten Kopf, aber er schien es nicht zu merken. »Wie Merlin mir sagt«, fuhr er bedrückt fort, »ist Mordred von einem bösen Geist besessen. Ich bin nicht bewandert in diesen Dingen, aber mir scheint diese Erklärung nicht unwahrscheinlich zu sein. Daher werde ich, falls der Kronrat zustimmt, den Vorschlag machen, Mordred, nachdem wir ihn wiedereingesetzt haben, alle Ehren zu erweisen, die unserem König zustehen. Er darf im Winterpalast wohnen, er darf auf die Jagd gehen, er darf wie ein König essen und all seinen Vergnügungen nachgehen, solange sie innerhalb der Gesetze liegen, aber er wird nicht regieren.
    Ich schlage vor, daß wir ihm alle Privilegien, jedoch keine der Pflichten seines Throns gewähren.«
    Wir jubelten. Und wie wir jubelten! Denn nun hatten wir etwas, für das es sich zu kämpfen lohnte. Nicht für Mordred, diese elende Kröte, aber für Arthur, denn trotz all seines schönen Geredes darüber, daß der Kronrat an Mordreds Stelle in Dumnonia herrschen sollte, wußten wir genau, was seine Worte bedeuteten. Sie bedeuteten, daß Arthur in allem, nur nicht im Namen, König von Dumnonia sein würde, und dafür würden wir freudig mit unseren Speeren in den Krieg ziehen. Wir jubelten, denn nun hatten wir einen Grund, zu kämpfen und zu sterben. Wir hatten Arthur.

    Arthur wählte zwanzig seiner besten Reiter aus und bestand darauf, daß ich zwanzig meiner besten Speerkämpfer für unsere diplomatische Mission bei Aelle bestimmte. »Wir müssen Eindruck auf Euren Vater machen«, erklärte er mir,
    »und mit schwachen und alten Speerkämpfern kann man einen solchen Mann nicht beeindrucken. Wir werden unsere besten Männer mitnehmen.« Außerdem bestand er darauf, daß Nimue uns begleitete. Er hätte zwar Merlins Begleitung vorgezogen, aber der Druide behauptete, er sei zu alt für den langen Marsch, und schlug statt dessen Nimue vor.
    Mordred ließen wir unter Bewachung von Meurigs
    Speerkämpfern zurück. Mordred wußte von Arthurs Plänen für ihn, hatte aber keine Verbündeten in Glevum und keinen Widerstand in seiner niederträchtigen Seele, obwohl ihm die Genugtuung zuteil wurde, mit anzusehen, wie Ligessac auf dem Forum erwürgt wurde. Nach diesem langsamen Tod trat Mordred auf die Terrasse der großen Halle und hielt eine genuschelte Ansprache, in der er allen anderen Verrätern in Dumnonia das gleiche Schicksal androhte; dann kehrte er mürrisch in sein Quartier zurück, während wir Culhwch nach Osten folgten. Culhwch war ausgezogen, um sich Sagramor anzuschließen und ihm bei dem Angriff zu helfen, von dem wir alle hofften, daß er Corinium rette.
    Arthur und ich marschierten ostwärts ins schöne Hügelland, Gwents reiche Ostprovinz. Dort fand man luxuriöse Villen, mächtige Gehöfte und großen Reichtum, zum größten Teil auf dem Rücken der Schafe gewachsen, die friedlich in der Hügellandschaft grasten. Wir marschierten unter zwei Feldzeichen, Arthurs Bären und meinem Stern, und hielten uns nördlich der dumnonischen Grenze, damit aus sämtlichen Nachrichten, die Lancelot erhielt, zu ersehen war, daß Arthur für seinen usurpierten Thron keine Bedrohung darstellte. Nimue begleitete uns. Merlin hatte sie irgendwie dazu gebracht, sich zu waschen und sich saubere Kleidung zu besorgen, ihr dann – in der Erkenntnis, daß es ihm nie gelingen würde, ihren verfilzten Schopf zu entwirren – die Haare radikal kurz geschnitten und die dreckverkrusteten Strähnen verbrannt. Die kurzen Haare standen ihr gut. Sie trug wieder eine Augenklappe und einen Stab, doch kein Gepäck. Sie ging barfuß, und sie ging widerwillig, denn sie hatte nicht mitkommen wollen; aber Merlin hatte sie überredet, obwohl Nimue immer noch behauptete, ihre Anwesenheit sei Zeitverschwendung. »Jeder Narr kann einen sächsischen Zauberer besiegen«, erklärte sie Arthur, als wir uns dem Ende unseres ersten Tagesmarsches

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