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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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verdrückt, die Dörfler versuchten all ihren Mut zusammenzunehmen und den König zu töten, der eins ihrer Mädchen vergewaltigt und so große Mengen von ihren Vorräten gestohlen hatte – und Mordred war in Panik geraten. Mit seinen verbleibenden Freunden ergriff er in den Kleidern der Dörfler die Flucht. »Sie haben versucht, sich zum Caer Cadarn durchzuschlagen«, berichtete mir Galahad. »Weil sie glaubten, dort treue Speerkämpfer vorzufinden. Statt dessen fanden sie dort mich. Ich hatte mit ihm zu Eurer Halle marschieren wollen, doch da wir hörten, daß Eure Leute geflohen waren, brachte ich ihn eben nach Norden.«
    »Habt Ihr irgendwo Sachsen gesehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Die sind im Themsetal. Das wir umgangen haben.« Er starrte auf das Gedränge um Mordred.
    »Und was geschieht jetzt?« fragte er mich.
    Mordred hatte ganz bestimmte Vorstellungen. Er war mit einem geliehenen Mantel bekleidet und saß am Tisch, wo er sich Brot und Pökelfleisch in den Mund stopfte. Er verlangte, daß Arthur sofort nach Süden marschierte, und jedesmal, wenn Arthur ihn unterbrechen wollte, schlug der König auf den Tisch und wiederholte seine Forderung. »Wollt Ihr Euren Eid verleugnen?« schrie er Arthur schließlich an und besprühte dabei alle am Tisch mit Brot-und Fleischbröckchen aus seinem Mund.
    »Lord Arthur«, entgegnete Cuneglas bissig, »versucht seine Gemahlin und seine Kinder zu schützen.«
    Mordred starrte den König von Powys ausdruckslos an. »Ist das wichtiger als mein Königreich?« fragte er schließlich.
    »Wenn Arthur in den Krieg zieht«, versuchte Cuneglas Mordred zu erklären, »werden Guinevere und Gwydre sterben.«
    »Also tun wir lieber nichts?« kreischte Mordred. Er war hysterisch.
    »Wir werden die Angelegenheit in Erwägung ziehen«, sagte Arthur verbittert.
    »In Erwägung?« schrie Mordred. Dann stand er auf. »Ihr wollt erwägen, während dieser Bastard mein Land regiert?
    Habt Ihr einen Eid geleistet oder nicht?« wandte er sich an Arthur. »Und wozu sind diese Männer gut, wenn sie nicht kämpfen wollen?« Er zeigte auf die Speerkämpfer, die inzwischen einen Kreis um die Tafel gebildet hatten. »Ihr werdet alle für mich kämpfen! Das verlangt Euer Eid. Ihr werdet kämpfen!« Wieder schlug er mit der Faust auf den Tisch. »Ihr sollt nicht erwägen! Ihr sollt kämpfen!«
    Ich hatte genug. Vielleicht stand mir in diesem Moment die tote Seele meiner Tochter zur Seite, denn fast ohne nachzudenken trat ich vor und löste meinen Schwertgurt. Ich streifte das Wehrgehenk mit Hywelbane vom Gurt, warf das Schwert zu Boden und legte den Ledergurt zusammen. Mordred, der mich beobachtete, stotterte einen schwächlichen Protest, als ich auf ihn zutrat, aber niemand rührte einen Finger, um mich aufzuhalten.
    Als ich den König erreichte, blieb ich stehen und zog ihm den zusammengelegten Gurt mit aller Kraft übers Gesicht.
    »Das«, sagte ich, »ist nicht die Rache für die Backenstreiche, die Ihr mir gegeben habt, sondern für meine Tochter. Und dies« – ich schlug ihn abermals, nur noch viel härter – »ist dafür, daß Ihr den Eid, Euer Königreich zu beschützen, nicht gehalten habt.«
    Die Speerkämpfer brüllten zustimmend. Mordreds Unterlippe zitterte wie damals, wenn er als Kind Prügel hatte einstecken müssen. Seine Wangen waren von den Backenstreichen gerötet, und aus einem winzigen Schnitt unter seinem Auge rann ein Tropfen Blut. Mit dem Finger tupfte er sich das Blut ab, dann spie er mir einen Batzen halbzerkautes Rindfleisch und Brot ins Gesicht. »Dafür werdet Ihr sterben«, kreischte er und versuchte mich in aufwallender Wut zu ohrfeigen. »Wie sollte ich denn das Königreich verteidigen?« schrie er. »Ihr wart nicht da! Arthur war nicht da!« Wieder versuchte er mich zu schlagen, aber ich parierte seinen Schlag mit dem Arm. Dann hob ich den Gurt, um ihm noch ein paar Schläge zu verpassen.
    Arthur, über mein Verhalten entsetzt, drückte meinen Arm hinunter und zog mich fort. Mordred folgte, mit beiden Fäusten auf mich einhämmernd; doch dann traf ein schwarzer Stab schmerzhaft seinen Arm, und er fuhr wütend herum, um sich auf diesen neuen Angreifer zu stürzen.
    Aber es war Merlin, dessen Gestalt hoch über dem tobenden König aufragte. »Schlagt mich, Mordred«, sagte der Druide leise, »und ich werde Euch in eine Kröte verwandeln und an die Schlangen von Annwn verfüttern.«
    Mordred starrte den Druiden an, brachte aber kein Wort heraus. Er versuchte den Stab

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