Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst
erlittenen Demütigung. Dann versuchte er ein wenig von seinem Stolz zurückzugewinnen, indem er auf mich zeigte und verlangte, daß Arthur mich gefangennehme.
»Seid nicht so töricht!« fuhr Arthur ihn zornig an. »Glaubt Ihr, wir könnten Euren Thron ohne Derfel und seine Männer zurückgewinnen?« Mordred schwieg, und dieses schmollende Schweigen löste bei Arthur einen ebenso heftigen Wutanfall aus wie jenen, der mich veranlaßt hatte, meinen König zu verprügeln. »Euch hingegen brauchen wir nicht!« fauchte er Mordred an. »Und was immer geschieht, Ihr werdet hierbleiben, unter Bewachung!« Mordred starrte offenen Mundes zu ihm empor, aus einem Auge quoll eine Träne und verwässerte den winzigen Blutstropfen. »Nicht als Gefangener, Lord König«, erklärte Arthur müde, »sondern um Euer Leben vor den Hunderten von Männern zu schützen, denen es ein Vergnügen wäre, es Euch zu nehmen.«
»Und was werdet Ihr tun?« fragte Mordred, inzwischen ganz klein und armselig geworden.
»Wie ich Euch sagte«, antwortete Arthur verächtlich. »Ich werde die Angelegenheit in Erwägung ziehen.« Mehr sagte er nicht.
Endlich lag Lancelots Komplott in seinem vollen Umfang deutlich vor uns. Sansum hatte Arthurs Tod geplant, Lancelot hatte Männer ausgeschickt, um Mordred zu töten, und war dann mit seinem Heer gefolgt, weil er glaubte, daß jedes Hindernis auf seinem Weg auf Dumnonias Thron beseitigt worden sei, und daß die Christen, aufgepeitscht von Sansums eifrigen Missionaren, alle übrigen Feinde töten würden, während Cerdic Sagramors Männer in Schach hielt. Aber Arthur lebte, und Mordred lebte ebenfalls, und solange Mordred lebte, mußte Arthur seinen Eid erfüllen. Dieser Eid bedeutete, daß wir in den Krieg ziehen mußten. Es spielte keine Rolle, daß der Krieg den Sachsen möglicherweise das SevernTal öffnete: Wir mußten gegen Lancelot kämpfen. Dazu verpflichtete uns unser Eid.
Meurig wollte keine Speerkämpfer für den Kampf gegen Lancelot abstellen. Er brauche alle seine Männer, um die eigenen Grenzen gegen einen eventuellen Angriff Cerdics oder Aelles zu verteidigen, behauptete er, und nichts, was wir sagten, konnte ihn von dieser Meinung abbringen. Er versprach, seine Garnison in Glevum zu lassen und damit die dumnonische Garnison freizusetzen, die sich Arthurs Truppen anschließen sollte, wollte aber keinen Schritt weitergehen.
»Dieser miese, kleine Feigling!« grollte Culhwch.
»Er ist ein vernünftiger junger Mann«, widersprach Arthur,
»dessen Ziel es ist, sein Königreich zu schützen.« Er sprach mit uns, seinen Kriegsherren, in einer Halle der römischen Bäder von Glevum. Der Raum hatte einen gefliesten Boden und eine gewölbte Decke, an der die aufgemalten Reste nackter Nymphen von einem Faun durch ein Gewirr von Blüten und Blättern gejagt wurden.
Cuneglas war großzügiger. Die Speerkämpfer, die er von Caer Sws mitgebracht hatte, sollten unter Culhwchs Befehl zu Sagramors Männern stoßen. Culhwch schwor, er werde keinen Finger rühren, um Mordreds Wiedereinsetzung zu fördern, war dagegen aber durchaus bereit, gegen Cerdics Krieger zu Felde zu ziehen, und das war immer noch Sagramors Auftrag. Sobald der Numidier Verstärkung durch die Männer aus Powys bekam, sollte er gen Süden marschieren, den Sachsen, die Corinium belagerten, den Weg abschneiden und Cerdics Männer in einen Feldzug verwickeln, der sie daran hinderte, Lancelot im Kernland von Dumnonia zu Hilfe zu eilen. Cuneglas versprach uns jede Unterstützung, die er uns geben konnte, sagte aber, es werde mindestens zwei Wochen dauern, bis er seine gesamte Streitmacht versammelt habe und sie südwärts nach Glevum bringen könne.
Arthur hatte nur sehr wenige Männer in Glevum. Er hatte die dreißig Mann, die nordwärts gezogen waren, um Ligessac gefangenzunehmen, der nun in Glevum in Ketten lag, und er hatte meine Männer, zu denen er noch jene siebzig Speerkämpfer zählen konnte, die Glevums kleine Garnison gebildet hatten. Zu ihnen gesellten sich tagtäglich neue Flüchtlinge, denen es gelungen war, den marodierenden Christenbanden zu entkommen, welche noch immer hinter allen Heiden Dumnonias her waren. Wie wir hörten, hielten sich viele dieser Flüchtlinge noch in Dumnonia auf, manche von ihnen in uralten Erdfestungen oder tief in den Wäldern; andere aber kamen nach Glevum, und zu ihnen gehörte Morfans, der Häßliche, der dem Massaker in Durnovarias Tavernen entkommen war. Arthur gab ihm den Befehl über die
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