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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wegzuschieben, aber Merlin hielt ihn fest und benutzte ihn, um den jungen König zu seinem Sessel zurückzudrängen. »Sagt mir, Mordred«, verlangte Merlin, während er den König auf seinen Platz drückte,
    »warum habt Ihr Arthur und Derfel so weit fortgeschickt?«
    Mordred schüttelte den Kopf. Er hatte Angst vor diesem neuen, kerzengerade aufragenden Merlin. Er hatte den Druiden immer nur als gebrechlichen Alten gekannt, der sich im Garten von Lindinis sonnte, daher jagte ihm der wiedererstarkte Merlin mit seinem geflochtenen Bart eine Heidenangst ein. Merlin hob den Stab und ließ ihn krachend auf die Tischplatte herabsausen. »Warum?« fragte er leise, nachdem der Lärm des Schlages verklungen war.
    »Um Ligessac gefangenzunehmen«, flüsterte Mordred.
    »Mieser kleiner Wurm«, sagte Merlin. »Ein Kind hätte Ligessac gefangennehmen können. Warum habt Ihr Arthur und Derfel geschickt?«
    Mordred schüttelte stumm den Kopf.
    Merlin seufzte. »Es ist lange her, junger Mordred, daß ich den großen Zauber angewendet habe. Ich bin leider aus der Übung, aber ich glaube, mit Nimues Hilfe kann ich Euren Urin in jenen schwarzen Eiter verwandeln, der jedesmal, wenn Ihr pissen wollt, so schmerzhaft sticht wie eine Wespe. Ich kann Euer Hirn aufweichen – soweit Ihr überhaupt eins habt – und Eure Männlichkeit« – unvermittelt zeigte der Stab auf Mordreds Geschlechtsteile – »zur Größe einer vertrockneten Bohne schrumpfen lassen. Das alles vermag ich zu tun, Mordred, und das alles werde ich tun, es sei denn, Ihr sagt mir auf der Stelle die Wahrheit!« Er lächelte, doch dieses Lächeln wirkte bedrohlicher als der gezückte Stab. »Sagt mir also, mein guter Junge: Warum habt Ihr Arthur und Derfel zu Cadocs Lager geschickt?«
    Mordreds Unterlippe zitterte. »Weil Sansum es mir befohlen hat.«
    »Der Mäuselord!« rief Merlin aus, als überraschte ihn die Antwort. Abermals lächelte er, das heißt, er bleckte die Zähne.
    »Ich habe noch eine andere Frage, Mordred«, fuhr er dann fort,
    »und wenn Ihr mir nicht die Wahrheit sagt, werden Eure Eingeweide schleimige Kröten absondern, wird Euer Bauch ein Nest von Würmern sein und Eure Kehle von ihrer Galle überlaufen. Ich werde bewirken, daß Ihr unaufhörlich zittert, so daß Ihr Euer Leben lang, Euer ganzes Leben lang, nur noch ein krötenscheißender, wurmzerfressener, gallespeiender Zitterer sein werdet. Ich werde Euch« – er hielt inne, um seine Stimme drohend zu senken – »noch abstoßender machen, als Eure Mutter es schon gemacht hat. Also, Mordred, sagt mir, was euch der Mäuselord versprochen hat, wenn Ihr Arthur und Derfel wegschickt!«
    Starr vor Entsetzen sah Mordred Merlin ins Gesicht. Merlin wartete. Da keine Antwort kam, hob er den Stab gegen das hohe Dach der Halle. »Im Namen Bels«, skandierte er dröhnend, »und seines Krötenlords Callyc, und im Namen Sucellos’ und seines Wurmmeisters Horfael, im Namen …«
    »Daß sie getötet werden!« kreischte Mordred verzweifelt. Ganz langsam senkte sich der Stab, bis er wieder auf Mordreds Gesicht zeigte. »Was hat er Euch versprochen, mein guter Junge?« fragte Merlin.
    Mordred wand sich in seinem Sessel, doch es gab kein Entrinnen vor dem Stab. Er schluckte, schielte nach links und nach rechts, vermochte aber nirgendwo in der Halle Hilfe zu finden. »Daß sie getötet werden«, gestand Mordred. »Von den Christen.«
    »Und warum sollte das Euer Wunsch sein?« erkundigte sich Merlin.
    Mordred zögerte, aber Merlin hob wieder den Stab, und der Knabe haspelte sein Geständnis heraus. »Weil ich kein König sein kann, solange er lebt!«
    »Ihr dachtet, nach seinem Tod wärt Ihr frei zu tun, was Euch beliebt?«
    »Ja!«
    »Und Ihr habt geglaubt, daß Sansum Euer Freund sei?«
    »Ja.«
    »Und Ihr habt nie daran gedacht, daß Sansum auch Euren Tod wollte?« Merlin schüttelte den Kopf. »Was für ein törichter Knabe Ihr doch seid! Wißt Ihr denn nicht, daß die Christen niemals etwas richtig machen? Sogar ihr erster hat sich an ein Kreuz nageln lassen. So verhalten sich tüchtige Götter nicht, ganz und gar nicht. Ich danke Euch, Mordred, für dieses Gespräch.« Damit lächelte er, zuckte die Achseln und ging davon. »Ich habe nur helfen wollen«, sagte er, als er an Arthur vorüberging.
    Mordred wirkte, als hätte ihn schon das große Zittern erfaßt, das Merlin ihm angedroht hatte. Schaudernd umklammerte er die Armlehnen seines Sessels, und seine Augen füllten sich mit Tränen wegen der soeben

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