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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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näherten. »Man spuckt sie einfach an, verdreht die Augen und wedelt mit einem Hühnerknochen. Das genügt.«
    »Wir werden keinen sächsischen Zauberern begegnen«, antwortete Arthur ihr gelassen. Wir befanden uns jetzt in offenem Gelände, weit entfernt von den Luxusvillen. Er zügelte sein Pferd, hob die Hand und wartete, bis sich die Männer um ihn versammelt hatten. »Wir werden keinen Zauberern begegnen«, erklärte er uns, »weil wir auch Aelle nicht begegnen werden. Wir werden nach Süden in unser eigenes Land marschieren. Weit nach Süden.«
    »Bis zum Meer?« versuchte ich zu raten.
    Er lächelte. »Bis zum Meer.« Er faltete die Hände auf der Tracht seines Sattels. »Wir sind nur wenige«, fuhr er dann fort,
    »und Lancelot hat viele, aber Nimue kann uns mit einem Tarnzauber helfen. Wir werden bei Nacht marschieren, und wir werden schnell marschieren.« Lächelnd zuckte er die Achseln.
    »Solange meine Frau und mein Sohn gefangen sind, kann ich nichts unternehmen, wenn wir sie aber befreien können, werde ich ebenfalls frei sein. Und wenn ich frei bin, kann ich gegen Lancelot kämpfen. Aber Ihr sollt wissen, daß wir weit von jeder Hilfe entfernt sein werden und dazu tief in einem Dumnonia, das von unseren Feinden besetzt ist. Wenn ich Guinevere und Gwydre habe, weiß ich zwar nicht genau, wie wir entkommen sollen, aber Nimue wird uns schon helfen. Die Götter werden uns helfen, aber falls einige von euch sich vor dieser Aufgabe fürchten, sollten sie jetzt gleich umkehren.«
    Niemand regte sich, aber er muß wohl gewußt haben, daß
    sich keiner melden würde. Diese vierzig Mann waren unsere Besten, sie wären Arthur in die Schlangengrube gefolgt. Arthur hatte natürlich nur Merlin mitgeteilt, was er plante, damit kein Wort davon an Lancelots Ohren gelangte. Jetzt zuckte er mit einem Blick auf mich bedauernd die Achseln, als wollte er sich dafür entschuldigen, daß er mich getäuscht hatte; aber er muß
    gewußt haben, wie erfreut ich war, denn wir marschierten ja nicht nur dorthin, wo Guinevere und Gwydre als Geiseln gehalten wurden, sondern auch dorthin, wo Dians Mörder glaubten, vor meiner Rache sicher zu sein.
    »Heute abend brechen wir auf«, sagte Arthur, »und wir werden bis zum Tagesanbruch nicht rasten. Wir marschieren nach Süden, denn bis zum Morgen möchte ich in den Hügeln hinter der Themse sein.«
    Wir verbargen unsere Rüstungen unter Mänteln,
    umwickelten die Hufe der Pferde mit dicken Stofflagen und zogen durch die zunehmende Dunkelheit gen Süden. Die Reiter führten ihre Pferde am Zügel, und Nimue führte uns allesamt, indem sie Gebrauch von ihrer seltsamen Fähigkeit machte, selbst in unbekanntem Gelände und in der Finsternis den richtigen Weg zu finden.
    Irgendwann in jener dunklen Nacht gelangten wir nach Dumnonia hinein, und als wir von den Hügeln ins Tal der Themse hinabstiegen, sahen wir zu unserer Rechten in der Ferne einen Schein am Himmel, der uns zeigte, wo Cerdics Männer vor Corinium kampierten. Sobald wir aus den Hügeln heraus waren, führte uns unser Weg unvermeidlicherweise durch kleine, dunkle Dörfer, in denen zwar Hunde bellten, als wir vorüberzogen, uns aber von keinem Menschen Fragen gestellt wurden. Die Bewohner waren entweder tot, oder sie fürchteten, wir seien Sachsen, und so zogen wir wie eine Geisterschar an ihnen vorüber. Einer von Arthurs Reitern stammte aus dieser Flußlandschaft und führte uns zu einer Furt, die uns bis an die Brust reichte. Wir hielten Waffen und Brotbeutel hoch, kämpften uns durch die starke Strömung und erreichten so das andere Ufer, wo Nimue uns vor einem nahen Dorf mit einem Tarnzauber schützte. Gegen Morgen waren wir in einer der Erdfestungen der Alten in den südlichen Hügeln in Sicherheit.
    Wir schliefen im Sonnenschein und machten uns bei Einbruch der Dunkelheit wieder auf den Weg nach Süden. Unsere Route führte uns durch schönes, fruchtbares Land, das noch kein Sachse betreten hatte; und dennoch wurden wir von keinem Dorfbewohner angerufen, denn nur ein Narr richtet Fragen an Bewaffnete, die in unruhigen Zeiten bei Nacht marschieren. Bei Tagesanbruch hatten wir die große Ebene erreicht, wo die aufgehende Sonne die Schatten der Hügelgräber lang über das bleiche Gras legte. Einige dieser Grabhügel bargen immer noch Schätze, die von Grabdämonen bewacht wurden; aber die mieden wir vorsichtshalber und suchten uns lieber eine grasbewachsene Senke, in der die Pferde grasen und wir selber uns ausruhen konnten.

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