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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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kommt heute abend zu mir zum Essen«, sagte er. Damit begleitete er mich zum Zelt hinaus und spähte in den Himmel empor. »Es wird ein trockener Sommer werden, Lord Derfel. Ein Sommer, so recht, um Sachsen zu töten.«
    »Ein Sommer, so recht, um Heldenlieder zu dichten«, sagte ich begeistert.
    »Oftmals habe ich das Gefühl«, fuhr Agricola nachdenklich fort, »das Problem für uns Britannier besteht darin, daß wir zuviel Zeit damit verbringen, Lieder zu singen, und zuwenig, Sachsen zu töten.«
    »Aber nicht in diesem Jahr«, entgegnete ich. »Bestimmt nicht in diesem Jahr.« Denn dieses Jahr war Arthurs Jahr, war das Jahr, in dem wir die Sachsen töten würden. Das Jahr, betete ich, des endgültigen, des letzten Sieges.

    Sobald wir Magnis verlassen hatten, marschierten wir auf den schnurgeraden römischen Straßen weiter, die Britanniens Kernland durchzogen. Da wir ein gutes Tempo vorlegen konnten, erreichten wir Corinium in nur zwei Tagen. Wir waren froh, wieder in Dumnonia zu sein. Der fünfzackige Stern auf meinem Schild mochte für viele ein seltsames Symbol gewesen sein, aber sobald die Menschen auf dem Land meinen Namen hörten, knieten sie nieder, um meinen Segen zu empfangen; denn ich war Derfel Cadarn, Sieger von Lugg Vale und Krieger des Kessels, und mein Ruf schien in meinem Heimatland unendliche Höhen erreicht zu haben. Jedenfalls bei den Heiden. In den Städten und den größeren Dörfern, wo die Christen in der Überzahl waren, wurden wir weit eher mit Predigten empfangen. Man sagte uns, daß wir Gottes Wille erfüllten, wenn wir marschierten und die Sachsen bekämpften, doch solange wir noch unsere alten Götter anbeteten, werde unsere Seele in die Hölle hinabfahren, wenn wir in diesem Kampf fielen.
    Ich selbst fürchtete die Sachsen weit mehr als die Hölle der Christen. Die Sais waren ein furchterregender Feind, arm, verzweifelt und sehr zahlreich. In Corinium hörten wir bedrohliche Geschichten von neuen Schiffen, die fast täglich an Britanniens Ostküste landeten: Schiffen, die ganze Ladungen wilder Krieger mit ihren hungrigen Familien brachten. Die Eindringlinge wollten unser Land, und um es zu erobern, konnten sie Hunderte von Speeren, Schwertern und Doppeläxten aufbieten. Dennoch waren wir zuversichtlich. Narren, die wir waren, zogen wir fast fröhlich in diesen Krieg. Ich vermute, nach den Schrecken von Lugg Vale glaubten wir, unbesiegbar zu sein. Wir waren jung, wir waren stark, wir wurden von den Göttern geliebt. Und wir hatten Arthur. In Corinium traf ich auch wieder auf Galahad. Nachdem wir uns in Powys getrennt hatten, hatte er Merlin geholfen, den Kessel nach Ynys Wydryn zurückzuschaffen. Den Frühling hatte er in Caer Ambra verbracht, von dessen
    wiederaufgebauter Festung aus er mit Sagramors Truppen Angriffe bis tief nach Lloegyr hinein geführt hatte. Die Sachsen, warnte er mich, seien auf unseren Vormarsch gefaßt und hätten auf jedem Berg Leuchtfeuer vorbereitet, die vor unserem Eindringen warnen sollten. Galahad war zu dem großen Kriegsrat nach Corinium gekommen, den Arthur zusammengerufen hatte, und brachte Cavan und die anderen meiner Männer mit, die sich geweigert hatten, nordwärts nach Lleyn zu marschieren. Cavan ließ sich auf ein Knie nieder und bat mich, ihn und die anderen Männer den alten Eid erneuern zu lassen. »Wir habe keinem anderen Lord einen Eid geleistet«, versicherte er mir, »nur Arthur, und der sagt, wenn Ihr uns haben wollt, sollten wir Euch dienen.«
    »Ich dachte, du wärst inzwischen längst reich geworden«, sagte ich zu Cavan, »und nach Irland zurückgekehrt.«
    Er grinste. »Ich habe das Wurfbrett immer noch, Lord.«
    Ich hieß ihn wieder in meinen Diensten willkommen. Er küßte Hywelbanes Klinge. Dann fragte er mich, ob er und seine Männer den weißen Stern auf ihre Schilde malen dürften.
    »Das dürft ihr«, antwortete ich, »aber nur mit vier Zacken.«
    »Vier, Lord?« Cavan warf einen Blick auf meinen Schild.
    »Der Eure hat fünf.«
    »Die fünfte Spitze ist den Kriegern des Kessels vorbehalten«, erklärte ich ihm. Er schien enttäuscht zu sein, willigte aber ein. Auch Arthur wäre nicht einverstanden gewesen, denn wie er –
    ganz richtig – sofort gemerkt hätte, ließ diese fünfte Spitze deutlich erkennen, daß ein paar meiner Männer den anderen überlegen waren. Doch Krieger lieben derartige
    Unterscheidungen, und die Männer, die die Dunkle Straße so tapfer bezwungen hatten, verdienten diese Auszeichnung. Ich ging die

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