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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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regierten; da ich jedoch Merlins Geschichte von dem Hund, der im Isistempel getötet und dessen Fell einer verkrüppelten Hündin umgelegt worden war, nicht vergessen konnte, flehte ich Ceinwyn so lange an, mir zuliebe in Caer Sws Zuflucht zu suchen, bis sie schließlich doch nachgab.
    Ich verstärkte Cuneglas’ Palastwache um sechs meiner Männer und marschierte mit dem Rest, allesamt Krieger des Kessels, gen Süden. Wir alle hatten Ceinwyns fünfzackigen Stern auf unsere Schilde gemalt. Wir trugen jeder zwei Speere, unsere Schwerter sowie riesige Bündel mit zwiegebackenem Brot, Pökelfleisch, hartem Käse und Stockfisch auf dem Rücken. Es tat gut, wieder zu marschieren, obwohl unser Weg durch Lugg Vale führte, wo die Toten von Wildschweinen ausgegraben worden waren, so daß der Talgrund wie ein Beinhaus wirkte. Da ich befürchtete, der Anblick der Knochen könnte Cuneglas’ Männer an ihre Niederlage erinnern, bestand ich darauf, daß wir einen halben Tag damit verbrachten, die Leichen wieder einzugraben. Allen Leichen fehlte ein Fuß. Da nach Lugg Vale nicht jeder Tote verbrannt werden konnte, wie es uns am liebsten gewesen wäre, hatten wir den größten Teil unserer Toten begraben, ihnen jedoch einen Fuß genommen, um zu verhindern, daß ihre Seele umherirrte. Jetzt brachten wir die einfüßigen Toten zum zweitenmal unter die Erde, doch selbst nach einem halben Tag Arbeit war es nicht möglich, die Metzelei, die an diesem Ort stattgefunden hatte, zu verbergen. Ich legte eine Arbeitspause ein, um den römischen Schrein aufzusuchen, an dem mein Schwert den Druiden Tanaburs getötet und wo Nimue Gundleus’ Seele vernichtet hatte, und legte mich dort flach auf den noch immer blutbesudelten Boden zwischen die aufgetürmten, mit Spinnweben überzogenen Totenschädel, um darum zu beten, daß ich unversehrt zu meiner Ceinwyn zurückkehren dürfe. Die folgende Nacht verbrachten wir in Magnis, einer Stadt, die Welten von nebelumwogten Kesseln und nächtlichen Erzählungen über die Kleinodien Britanniens trennten. Wir waren in Gwent, auf christlichem Territorium, und alles hier war mit grimmigen Aufgaben beschäftigt. Die Schmiede stellten Speerspitzen her, die Gerber fertigten Schildüberzüge, Schwertscheiden, Schwertgurte und Stiefel, während die Frauen der Stadt jene harten, dünnen Brotlaibe backten, die sich in Feldzügen wochenlang hielten. König Tewdrics Männer steckten in ihren römischen Uniformen mit Brustharnischen aus Bronze, Lederröcken und langen Mänteln. Einhundert dieser Männer waren bereits nach Corinium abmarschiert, und weitere zweihundert sollten ihnen folgen, allerdings nicht unter dem Oberbefehl ihres Königs, denn Tewdric war krank. Meurig, der Edling von Gwent, würde ihr nomineller Befehlshaber sein, tatsächlich aber übernahm Agricola den Befehl. Agricola war ein alter Mann geworden, aber sein Rücken war kerzengerade, und sein vernarbter Arm konnte immer noch ein Schwert führen. Er sei römischer als die Römer, hieß es, und ich hatte mich immer ein wenig vor seiner finsteren Miene gefürchtet, aber an diesem Frühlingstag vor den Toren von Magnis begrüßte er mich wie einen Gleichgestellten. Er duckte seinen grauen Schädel mit dem kurzgeschorenen Haar unter dem Eingang seines Zeltes hindurch, dann kam er mir in seiner römischen Uniform entgegen und empfing mich zu meinem größten Erstaunen mit einer Umarmung.
    Dann inspizierte er meine vierunddreißig Speerkämpfer. Die wirkten neben seinen glattrasierten Männern zwar zottig und ungepflegt, aber er lobte ihre Waffen und vor allem die Menge an Proviant, die wir mitbrachten. »Ich habe Jahre damit verbracht, den Leuten klarzumachen, daß es sinnlos ist, einen Speerkämpfer ohne eine Packladung Lebensmittel in den Krieg zu schicken«, grollte er, »aber was macht Lancelot von Siluria?
    Er schickt mir einhundert Speerkämpfer ohne einen einzigen Bissen Brot.« Er bat mich in sein Zelt, wo er mir einen sauren, blassen Wein servierte. »Ich muß mich bei Euch entschuldigen, Lord Derfel«, begann er.
    »Das möchte ich bezweifeln, Lord«, gab ich zurück. Es brachte mich in Verlegenheit, allein mit einem so berühmten Krieger zu sprechen, der alt genug war, mein Großvater zu sein.
    Mit einer Handbewegung tat er meine Bescheidenheit ab.
    »Wir hätten im Lugg Vale dabeisein müssen.«
    »Es schien ein hoffnungsloser Kampf zu sein, Lord«, wandte ich ein, »und wir waren verzweifelt. Ihr dagegen nicht.«
    »Aber Ihr habt gesiegt,

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