Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
und wartete, bis das letzte Gold verborgen war. Guinevere hatte einen ihrer alten Mäntel gefunden, einen üppigen goldenen Wollumhang, besetzt mit Bärenfell. Ihr altes, schäbiges Gewand, das sie in ihrem Gefängnis getragen hatte, warf sie fort. »Ihr Gold – also wirklich!« sagte sie zornig zu mir.
    »Mir scheint, ich habe eine neue Feindin«, sagte ich und beobachtete Argante, die sich angeregt mit ihrem Druiden unterhielt und ihn zweifellos drängte, mich mit einem Fluch zu belegen.
    »Wenn wir einen gemeinsamen Feind haben, Derfel«, sagte Guinevere lächelnd, »dann macht uns das endlich zu Verbündeten. Das gefällt mir.«
    »Ich danke Euch, Lady«, sagte ich und stellte fest, daß nicht nur meine Töchter und Speerkämpfer von ihr bezaubert waren. Das letzte Gold versank im Graben; meine Männer kamen auf die Straße zurück und griffen zu ihren Speeren und Schilden. Die Sonne, die über dem Severn-Meer flammte, füllte den Westen mit tiefroter Glut, als wir endlich nach Norden zogen, dem Krieg entgegen.

    Wir schafften nur noch ein paar Meilen, bevor es dunkel wurde und wir die Straße verlassen mußten, um uns einen Unterschlupf zu suchen, aber wenigstens hatten wir die Hügel nördlich von Ynys Wydryn erreicht. An jenem Abend machten wir in einer verlassenen Halle halt, um ein karges Mahl aus hartem Brot und Stockfisch zu uns zu nehmen. Argante suchte sich, beschützt von ihrem Druiden und ihrer Leibwache, einen Platz abseits von uns anderen und ignorierte hartnäckig Ceinwyns Versuche, sie in unser Gespräch einzubeziehen, so daß wir sie schließlich schmollen ließen.
    Nachdem wir gegessen hatten, wanderte ich mit Ceinwyn und Guinevere auf die Kuppe eines kleinen Hügels hinter der Halle, wo wir zwei Grabhügel der Alten fanden. Ich bat die Toten um Verzeihung und stieg auf einen der beiden Hügel, wo Ceinwyn und Guinevere sich zu mir gesellten. Zu dritt blickten wir gen Süden. Das Tal unter uns war lieblich und weiß von mondbeglänzten Apfelblüten, wir aber entdeckten am Horizont nichts außer dem trüben Glimmen von Feuern. »Die Sachsen sind schnell«, stellte ich verbittert fest. Guinevere zog sich den Mantel fester um die Schultern. »Wo ist Merlin?« fragte sie mich.
    »Verschwunden«, antwortete ich. Es hatte Berichte gegeben, daß
    Merlin in Irland oder sonst irgendwo in der nördlichen Wildnis sei, aber vielleicht auch im Ödland von Gwynedd, während ein anderes Gerücht behauptete, er sei tot und Nimue habe für sein Totenfeuer einen ganzen Berghang abgeholzt. Das ist doch nur ein Gerücht, sagte ich mir, nichts weiter als ein Gerücht.
    »Niemand weiß, wo Merlin ist«, sagte Ceinwyn leise, »aber er weiß
    sicher, wo wir sind.«
    »Ich bete darum, daß er das weiß«, sagte Guinevere inbrünstig, und ich fragte mich, zu welchem Gott oder welcher Göttin sie jetzt wohl betete. Immer noch zu Isis? Oder hatte sie sich zu den britannischen Göttern bekehrt? Aber vielleicht – ich erschauerte bei dem Gedanken –
    hatten diese Götter uns ja endgültig verlassen. Ihre Totenfeuer wären dann die Flammen von Mai Dun gewesen, und ihre Rache waren die Kriegshorden, die Dumnonia jetzt verheerten.
    Bei Tagesanbruch marschierten wir weiter. Der Himmel hatte sich während der Nacht bezogen, und beim ersten Licht setzte ein feiner Regen ein. Die Römerstraße war voller Flüchtlinge, so daß wir nur unendlich langsam vorwärtskamen, obwohl ich zwanzig bewaffnete Krieger vorausziehen ließ, die Befehl hatten, alle Ochsenwagen und Herden von der Straße zu jagen. Viele Kinder konnten nicht weiter und mußten auf die Packtiere gesetzt werden, die unsere Speere, unsere Rüstungen und unseren Proviant trugen, oder auf die Schultern der jüngeren Speerkämpfer. Argante saß auf meiner Stute, während Guinevere und Ceinwyn zu Fuß gingen und den Kindern abwechselnd Geschichten erzählten. Der Regen wurde dichter, fegte in grauen Schwaden über die Hügel hinweg und gurgelte die flachen Gräben zu beiden Seiten der Römerstraße entlang.
    Ich hatte gehofft, zu Mittag in Aquae Sulis zu sein, aber es wurde Nachmittag, bis unsere durchnäßte, übermüdete Schar in das Tal hinabstieg, in dem die Stadt lag. Da der Fluß Hochwasser führte, hatte sich vor den Steinpfeilern der römischen Brücke eine Masse von Treibgut gestaut und bildete einen Damm, durch den die stromaufwärts liegenden Felder auf beiden Ufern überschwemmt worden waren. Zu den Pflichten des Magistrats der Stadt gehörte es, die

Weitere Kostenlose Bücher