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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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hatten. In einem waren sich alle Flüchtlinge einig: daß die Sachsen in der Nähe von Durnovaria waren, obwohl keiner von ihnen tatsächlich einen sächsischen Speerkämpfer gesehen hatte. Sie hatten lediglich Gerüchte gehört, die im Lauf der Stunden immer wilder geworden waren. Arthur sei tot, hieß es, oder nach Rheged geflohen, während Cerdic ein Pferd reiten sollte, das Feuer spie, und über magische Äxte verfügte, die Eisen durchschneiden sollten, als wäre es Leinen.
    Guinevere hatte sich von einem meiner Jäger einen Bogen samt Pfeilen geliehen und schoß auf eine abgestorbene Ulme, die neben der Straße stand. Sie schoß gut, jagte einen Pfeil nach dem anderen in das verrottete Holz, doch als ich sie zu ihrer Kunst beglückwünschte, verzog sie das Gesicht. »Ich bin nicht mehr in Übung«, behauptete sie. »Früher konnte ich einen fliehenden Hirsch auf hundert Schritt Entfernung treffen, aber jetzt würde ich ihn wohl nicht mal im Stehen auf fünfzig schaffen.« Sie zog die Pfeile aus dem Baum. »Doch wenn ich die Gelegenheit hätte – einen Sachsen würde ich wohl immer noch treffen.«
    Sie gab meinem Jäger den Bogen zurück, der sich verneigte und davonging. »Wenn die Sachsen bei Durnovaria sind«, erkundigte sich Guinevere bei mir, »was werden sie dann als nächstes tun?«.
    »Direkt diese Straße entlangkommen«, antwortete ich.
    »Nicht weiter westlich?«
    »Sie kennen unsere Pläne«, sagte ich grimmig und erzählte ihr von den Goldstücken mit den bärtigen Gesichtern, die ich in Mordreds Räumen gefunden hatte. »Aelle marschiert auf Corinium, während die anderen ungeordnet im Süden umherziehen. Und wir sitzen hier fest –
    wegen Argante.«
    »Laßt sie doch einfach«, sagte Guinevere heftig; dann zuckte sie die Achseln. »Ich weiß, das könnt Ihr nicht. Liebt er sie?«
    »Das weiß ich nicht, Lady«, gab ich zurück.
    »Natürlich wißt Ihr es«, sagte Guinevere scharf. »Arthur gibt gern vor, von der Vernunft gesteuert zu sein, aber er sehnt sich danach, von der Leidenschaft beherrscht zu werden. Für die Liebe würde er die Welt auf den Kopf stellen.«
    »Das hat er in letzter Zeit aber nicht getan«, bemerkte ich.
    »Für mich hat er es getan«, sagte sie leise und nicht ohne einen Anflug von Stolz. »Und wohin werdet Ihr jetzt gehen?«
    Ich war zu meinem Pferd hinübergegangen, das zwischen den Maulwurfshügeln graste. »Nach Süden«, antwortete ich.
    »Tut das«, sagte Guinevere, »dann werden wir Euch womöglich auch noch verlieren.«
    Sie hatte recht, das wußte ich, doch in mir begann die Unruhe zu brodeln. Warum hatte Issa mir keine Nachricht geschickt? Er hatte fünfzig meiner besten Krieger mitgenommen, und die waren verloren. Ich fluchte über die Zeitverschwendung, ohrfeigte einen harmlosen Knaben, der auf und ab stolzierte und so tat, als sei er ein Speerkämpfer, und trat sinnlos gegen Disteln. »Wir könnten inzwischen nach Norden aufbrechen«, schlug Ceinwyn ruhig vor und zeigte auf die Frauen und Kinder.
    »Nein«, widersprach ich, »wir müssen zusammenbleiben.« Dabei spähte ich nach Süden, doch außer immer mehr traurigen Flüchtlingen, die nordwärts stapften, war auf der Straße nichts zu sehen. Die meisten waren Familien mit einer kostbaren Kuh und eventuell einem Kalb, obwohl um diese Jahreszeit viele Kälber noch zu klein zum Umherziehen waren. Manche Kälber, die verlassen neben der Straße standen, riefen jämmerlich nach ihrer Mutter. Andere Flüchtlinge waren Händler, die ihre Waren zu retten versuchten. Ein Mann hatte einen Ochsenkarren voller Körbe mit Bleicherde, ein anderer Häute und Felle, einige Töpferwaren. Im Vorbeiziehen sahen sie uns böse an, weil sie uns vorwarfen, die Sachsen nicht früher aufgehalten zu haben. Seren und Morwenna, denen es zu langweilig wurde, den Wald all seiner Glockenblumen zu berauben, hatten unter ein paar Farnen und Geißblattpflanzen am Waldrand ein Nest mit jungen Häschen gefunden. Aufgeregt riefen sie Guinevere zu sich herüber und streichelten behutsam die kleinen Fellknäuel, die unter ihrer Berührung zitterten. Ceinwyn beobachtete die drei. »Die Mädchen hat sie für sich gewonnen«, sagte sie zu mir.
    »Meine Speerkämpfer auch«, gab ich zurück, und so war es. Vor wenigen Monaten noch hatten meine Männer Guinevere als Hure beschimpft, jetzt aber starrten sie sie bewundernd an. Sie hatte sich vorgenommen, sie zu bezaubern, und wenn Guinevere beschloß, bezaubernd zu sein, konnte sie allen den Kopf

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