Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
und ziehen nach Norden, in welchem Fall wir ihnen folgen werden, oder sie kämpfen, und wenn wir auf einem Hügel sind, haben wir eine Chance, sie zu besiegen. Eine bessere Chance«, ergänzte ich, »weil Culhwch hier entlangkommen wird. Es könnte sogar sein, daß wir in ein, zwei Tagen zahlenmäßig stärker sind als sie.«
»Dann lassen wir also Arthur im Stich?« fragte Issa, den diese Vorstellung erschreckt.
»Wir halten hier eine sächsische Kriegshorde auf, so daß sie nicht nach Corinium marschieren kann«, erklärte ich ihm. Aber auch ich war nicht sehr glücklich über meinen Entschluß, denn Issa hatte recht, ich ließ Arthur im Stich, aber ich wagte es nicht, das Leben von Ceinwyn und meinen Töchtern aufs Spiel zu setzen. Der ganze sorgfältig geplante Feldzug, den Arthur entworfen hatte, war zunichte gemacht worden. Culhwch trieb sich, von uns abgeschnitten, irgendwo im Süden herum, ich saß bei Aquae Sulis in der Falle, während Cuneglas und Oengus mac Airem noch viele Meilen weit entfernt waren.
Ich ritt zurück, um meine Rüstung und meine Waffen zu holen. Die Rüstung anzulegen hatte ich keine Zeit, aber ich setzte den Helm mit der Wolfsrute auf, nahm meinen kräftigsten Speer zur Hand und griff mir meinen Schild. Die Stute gab ich Guinevere zurück und wies sie an, die Familien den Hügel hinaufzuführen. Dann befahl ich den Männern von der Landwehr und meinen jüngeren Speerkämpfern, die sieben Proviantwagen zu wenden und zur Festung hinaufzuschaffen. »Wie ihr das macht, ist mir egal«, sagte ich zu ihnen, »aber ich will diesen Proviant vor dem Feind retten. Und wenn ihr die Wagen eigenhändig hinaufzieht.« Argantes Wagen hatte ich stehen lassen, aber im Krieg ist eine Wagenladung Proviant weit kostbarer als Gold, und ich war fest entschlossen, die Vorräte auf gar keinen Fall dem Feind zu überlassen. Falls nötig, würde ich die Wagen mitsamt ihrer Ladung verbrennen, zunächst aber würde ich versuchen, die Lebensmittel für uns zu retten. Ich kehrte zu Issa zurück und nahm meinen Platz im Schildwall ein. Da sich die Reihen der Feinde immer mehr verstärkten, erwartete ich jede Minute, daß sie in wildem Angriff den Hügel herunterstürmten. Sie waren uns zwar an Zahl überlegen, aber sie kamen dennoch nicht, und jeder Moment, den sie zögerten, gab unseren Familien und den kostbaren Proviantladungen einen zusätzlichen Moment, um den Gipfel des Hügels zu erreichen. Immer wieder blickte ich mich um und beobachtete die Wagen, und als sie den Hang etwa zur Hälfte erklommen hatten, befahl ich meinen Speerkämpfern den Rückzug. Dieser Rückzug ermunterte die Sachsen zum Vorrücken. Sie brüllten herausfordernd und kamen sehr schnell den Hügel herab, aber sie hatten den Angriff zu spät begonnen. Meine Männer kehrten auf der Straße zurück, überquerten eine seichte Furt, wo ein Bach aus den Hügeln dem Fluß zueilte, und dann befanden wir uns auf erhöhtem Gelände, denn wir zogen uns den steilen Hang zur Festung empor zurück. Meine Männer hielten ihre gerade Linie, verkeilten die Schilde so, daß sie sich überlappten, hatten die langen Speere gezückt, und dieser Beweis für ihre Ausbildung ließ die uns verfolgenden Sachsen knapp fünfzig Meter von uns entfernt innehalten. Sie begnügten sich damit, Herausforderungen und Beleidigungen zu brüllen, während einer ihrer nackten Magier, die Haare mit Kuhmist zu Stacheln geformt, vor ihnen einher tanzte und uns verfluchte. Schweine nannte er uns, Feiglinge und Ziegen. Während er uns beschimpfte, zählte ich unsere Feinde. Sie hatten einhundertundsiebzig Mann in ihrem Schildwall, und es gab noch immer sehr viele, die nicht den Hügel herabgekommen waren. Ich zählte sie, und die Kriegsführer der Sachsen saßen auf ihren Pferden hinter dem Schildwall und zählten uns. Jetzt konnte ich ihr Feldzeichen deutlich sehen: Es war tatsächlich Cerdics Standarte mit dem Wolfsschädel und der abgezogenen Menschenhaut, aber Cerdic persönlich war nicht dabei. Dies mußte eine seiner Kriegshorden sein, die von der Themse aus südwärts gezogen war. Die Kriegshorde war uns an Zahl überlegen, doch ihre Führer waren zu klug, um uns anzugreifen. Sie wußten, daß sie uns schlagen konnten, aber sie wußten auch, einen wie schrecklichen Blutzoll siebzig erfahrene Krieger aus ihren Reihen fordern würden. Es reichte ihnen, uns von der Straße vertrieben zu haben.
Langsam wichen wir hügelaufwärts zurück. Die Sachsen beobachteten uns, doch nur der
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