Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
Magier folgte uns, und der verlor nach einer Weile das Interesse. Er spie in unsere Richtung und wandte sich ab. Wir johlten mächtig über die Zaghaftigkeit der Feinde, in Wirklichkeit aber empfand ich eine ungeheure Erleichterung darüber, daß sie uns nicht angegriffen hatten.
Wir brauchten eine Stunde, um die sieben Wagen mit dem kostbaren Proviant über den uralten Erdwall und auf die sanft gewölbte Kuppe des Hügels zu hieven. Ich schritt über dieses gewölbte Plateau und stellte fest, daß es eine großartige Verteidigungsposition gewährte. Der Gipfel war wie ein Dreieck geformt, der Boden fiel auf allen drei Seiten steil ab, so daß ein Angreifer sich mühsam bis in die Zähne unserer Speere emporarbeiten mußte. Dieser steile Hang würde die Kriegshorde der Sachsen, wie ich hoffte, an einem Angriff hindern; in ein bis zwei Tagen würde der Feind dann abziehen, und wir konnten ungehindert nordwärts nach Corinium reiten. Wir würden zwar verspätet dort eintreffen, und Arthur wäre mit Sicherheit zornig auf mich, vorerst aber hatte ich diesen Teil des dumnonischen Heeres in Sicherheit gebracht. Wir zählten über zweihundert Speerkämpfer und mußten zahlreiche Frauen und Kinder, sieben Wagen und zwei Prinzessinnen beschützen, und unsere Zuflucht war eine grasbewachsene Hügelkuppe hoch über einem tiefen Flußtal. Ich holte mir einen Mann aus der Landwehr und fragte ihn nach dem Namen des Hügels.
»Er heißt wie die Stadt, Lord«, antwortete er, offenbar verwundert, daß ich den Namen überhaupt wissen wollte.
»Aquae Sulis?« fragte ich ihn.
»Nein, Lord! Der alte Name! Der Name, bevor die Römer kamen.«
»Baddon«, sagte ich.
»Und das hier ist Mynydd Baddon, Lord«, bestätigte er. Mynydd Baddon. Im Lauf der Zeit würden die Barden diesen Namen in ganz Britannien verbreiten. In tausend Hallen würde er besungen werden und das Blut noch ungeborener Kinder befeuern, vorerst aber bedeutete er mir einfach gar nichts. Er war nichts weiter als ein günstig gelegener Hügel, eine uralte Festung mit Graswällen und der Platz, an dem ich – widerwillig – meine zwei Banner in die Erde gestoßen hatte. Das eine zeigte Ceinwyns Stern, während das andere, das wir gefunden und von Argantes Wagen gerettet hatten, Arthurs Banner mit dem Bären war.
Also trotzten im Licht des Morgens dort, wo sie im trockenen Wind flatterten, der Bär und der Stern gemeinsam den Sachsen. Auf Mynydd Baddon.
D ie Sachsen waren vorsichtig. Sie hatten uns nicht angegriffen, als sie uns entdeckten, und nun, da wir uns auf der Kuppe von Mynydd Baddon in Sicherheit befanden, begnügten sie sich damit, uns vom südlichen Fuß des Hügels aus zu beobachten. Am Nachmittag marschierte ein großes Kontingent ihrer Speerkämpfer nach Aquae Sulis hinein, wo sie eine fast ausgestorbene Stadt vorgefunden haben mußten. Ich erwartete, gleich darauf die Flammen und den Rauch brennender Strohdächer zu sehen, aber nichts davon geschah, und gegen Abend kamen die Speerkämpfer, schwer mit Beute beladen, aus der Stadt zurück. Die Schatten der einbrechenden Nacht verdunkelten das breite Flußtal, und während wir auf Mynydd Baddons Gipfel noch immer die letzten Strahlen des Tageslichts genossen, betupften die Lagerfeuer unserer Feinde bereits die Dunkelheit hinter uns.
Immer mehr Feuer leuchteten in dem hügeligen Gelände nördlich von uns. Mynydd Baddon lag vor diesen Hügeln wie eine Insel vor der Küste und war durch einen hohen, grasbewachsenen Sattel von ihnen getrennt. Ich hatte gedacht, daß wir dieses Hochtal vielleicht in der Nacht durchqueren, auf den Hügel dahinter klettern und so über die Hügel nach Corinium marschieren könnten; deswegen schickte ich vor Einbruch der Dunkelheit Issa mit zwanzig Mann los, um die Route zu erkunden, doch als sie zurückkehrten, berichteten sie, daß auf der Hügelkette hinter dem Sattel überall berittene Kundschafter der Sachsen umherstreiften. Ich war immer noch geneigt, den Versuch zu wagen und in nördlicher Richtung zu fliehen, aber ich wußte, daß uns die sächsischen Reiter entdecken und wir bei Tagesanbruch ihre gesamte Kriegshorde auf den Fersen haben würden. Bis tief in die Nacht hinein dachte ich über die Wahlmöglichkeiten nach, dann entschied ich mich für das kleinere von zwei Übeln: Wir würden auf Mynydd Baddon bleiben.
Auf die Sachsen mußten wir wie ein mächtiges Heer gewirkt haben. Ich befehligte inzwischen zweihundertachtundsechzig Mann, und der Feind sollte nicht
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