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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Noch immer den Blick auf Guinevere gerichtet, befingerte er den Pfeil, dann lief ein Zittern durch seinen Körper, und er brach zusammen.
    »Es soll Unglück bringen, den Magier eines Feindes zu töten«, sagte ich mit leisem Vorwurf in der Stimme.
    »Diesmal nicht«, gab Guinevere rachsüchtig zurück, »diesmal nicht.«
    Sie zog einen weiteren Pfeil aus ihrem Köcher und legte ihn auf die Sehne, aber die anderen fünf Magier hatten das Schicksal ihres Kollegen beobachtet und rannten Hals über Kopf den Hügel hinab, bis sie außer Schußweite waren. Sie kreischten zornig und protestierten gegen unseren Mangel an Glauben. Sie hatten das Recht zu protestieren, und ich fürchtete, daß der Tod des einen Magiers die Angreifer nur mit noch heftigerem Zorn erfüllen werde. Guinevere nahm den Pfeil wieder von der Sehne. »Also, was werden sie tun, Derfel?« fragte sie mich.
    »In wenigen Minuten«, antwortete ich, »wird die große Masse der Krieger den Hang heraufkommen. Dort könnt Ihr sehen, wie sie kommen werden.« Ich zeigte auf die Sachsentruppe hinunter, die noch immer in die richtige Position geschoben und gezogen wurde.
    »Einhundert Mann in der ersten Kampfreihe, dahinter gestaffelt jeweils Kolonnen von neun bis zehn Mann, um die ersten gegen unsere Speere zu drängen. Wir können es mit diesen hundert Mann aufnehmen, Lady, doch unsere Reihen werden nur jeweils zwei bis drei Mann tief sein, und wir werden sie nicht wieder den Hang hinabdrängen können. Wir werden sie für eine Weile aufhalten, und die Schildwälle werden aufeinandertreffen, aber wir werden sie nicht zurückdrängen können, und wenn sie sehen, daß all unsere Männer in der Kampflinie stehen, werden sie den hinteren Teil ihrer Kolonnen um uns herumschicken, damit sie uns von hinten angehen.«
    Mit ihren grünen Augen und ein wenig spöttischer Miene starrte sie mich an. Sie war die einzige Frau, die ich kannte, die mir direkt in die Augen zu sehen vermochte, und diesen offenen Blick hatte ich immer schon beunruhigend gefunden. Guinevere verstand es, jeden Mann so anzusehen, daß er sich wie ein Tölpel vorkam, obwohl sie mir an jenem Tag, da die Sachsentrommeln dröhnten und die große Horde sich darauf vorbereitete, gegen unsere Klingen anzustürmen, einzig und allein Erfolg wünschte. »Wollt Ihr mir damit sagen, daß wir verloren sind?«
    fragte sie mich unbekümmert.
    »Ich will sagen, daß ich nicht weiß, ob ich gewinnen kann, Lady«, gab ich grimmig zurück. Ich fragte mich, ob ich das Unerwartete tun und mit meinen Männern einen Keil bilden sollte, der den Hang hinab angreifen und tief in die sächsischen Horden vorstoßen würde. Mit einem solchen Angriff konnte man sie möglicherweise überraschen und sogar in Panik versetzen, aber ich lief dabei Gefahr, daß meine Männer am Hang von den Feinden umzingelt wurden, und wenn auch der Letzte von uns tot war, würden die Sachsen den Gipfel erklimmen und sich über unsere wehrlosen Familien hermachen.
    Guinevere hängte sich den Bogen über die Schulter. »Wir können siegen«, behauptete sie zuversichtlich, »wir können mit Leichtigkeit siegen.« Einen Moment lang vermochte ich sie nicht ernst zu nehmen.
    »Ich kann ihnen das Herz herausreißen«, fuhr sie noch energischer fort. Ich warf ihr einen Blick zu und sah die wilde Freude auf ihrem Gesicht. Wenn sie an jenem Tag jemanden wie einen Tölpel dastehen ließ, dann Cerdic und Aelle, nicht mich. »Wie können wir siegen?«
    fragte ich sie.
    Ein boshafter Ausdruck trat auf ihr Gesicht. »Vertraut Ihr mir, Derfel?«
    »Ich vertraue Euch, Lady.«
    »Dann gebt mir zwanzig kräftige Männer.«
    Ich zögerte. Ich hatte mich gezwungen gesehen, einige Speerkämpfer auf dem Nordwall des Hügels zurückzulassen, um uns vor einem Angriff quer über den Sattel zu schützen, und konnte kaum zwanzig von den restlichen Männern im Süden entbehren, doch selbst wenn ich zweihundert Speerkämpfer mehr gehabt hätte, würde ich diese Schlacht auf dem Hügel verlieren; das war mir klar, und deswegen nickte ich.
    »Zwanzig Mann aus der Landwehr werde ich Euch geben«, erklärte ich ihr, »und Ihr werdet mir dafür den Sieg schenken.« Sie lächelte, und schritt davon, während ich Issa zurief, zwanzig junge Männer für sie herauszusuchen und zu ihr zu schicken. »Sie wird uns den Sieg bringen!« sagte ich so laut zu ihm, daß meine Männer es hören konnten, woraufhin sie, ein wenig Hoffnung spürend an einem Tag, an dem es eigentlich keine gab,

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