Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
lächelten und lachten.
Doch um zu siegen, sagte ich mir, bedarf es eines Wunders oder des Eintreffens unserer Verbündeten. Wo war Culhwch? Den ganzen Tag hatte ich erwartet, im Süden seine Truppen auftauchen zu sehen, hatte aber keine Spur von ihnen entdecken können und sagte mir, daß sie einen weiten Bogen um Aquae Sulis geschlagen haben mußten, um sich Arthur anzuschließen. Andere Truppen, die uns zu Hilfe kommen konnten, wollten mir nicht einfallen, und selbst wenn Culhwch zu uns kam, würde die Zahl seiner Krieger die der unsrigen nicht ausreichend erhöhen, um dem Ansturm der Sachsen standzuhalten.
Dieser Ansturm stand jetzt dicht bevor. Die Magier hatten ihre Pflicht getan; jetzt löste sich eine Gruppe sächsischer Reiter aus den Reihen und stürmte bergan. Ich rief nach meinem eigenen Pferd, ließ Issa die Hände falten, um mir so in den Sattel zu helfen, und ritt den Hang hinab, den Abgesandten des Feindes entgegen. Bors hätte mich begleiten können, denn er war ein Lord, aber er wollte nicht den Männern gegenübertreten, von denen er gerade erst desertiert war. Also ritt ich allein hinunter.
Neun Sachsen und drei Britannier näherten sich. Einer der Britannier war Lancelot, schön wie immer in seiner weißen Schuppenausrüstung, die im Sonnenlicht gleißte. Sein Helm war silbern und von einem Paar Schwanenschwingen gekrönt, in denen der leichte Wind spielte. Seine beiden Begleiter waren Amhar und Loholt, die unter Cerdics hautbehängtem Schädel und dem zu Ehren dieses neuen Krieges mit frischem Blut bespritzten Stierschädel meines Vaters gegen ihren eigenen Vater ritten. Cerdic und Aelle kamen beide den Hang herauf, begleitet von einem halben Dutzend sächsischen Häuptlingen, riesigen Männern in Pelzumhängen und mit Schnauzbärten, die ihnen bis auf den Schwertgurt hingen. Der letzte Sachse war der Dolmetscher, und auch er ritt ungeschickt wie die anderen Sachsen und ich. Nur Lancelot und die Zwillinge waren gute Reiter.
Wir trafen uns auf halber Höhe des Hanges. Keins der Pferde mochte die Schräge, alle waren unruhig und nervös. Cerdic blickte finster zu unseren Wällen empor, wo er die beiden Banner und ein paar Speerspitzen über der provisorischen Barrikade ausmachen konnte, aber sonst nichts. Aelle schenkte mir ein grimmiges Nicken. Lancelot mied meinen Blick.
»Wo ist Arthur?« richtete Cerdic schließlich das Wort an mich. Mit seinen blassen Augen musterte er mich unter einem goldgerandeten Helm hervor, der grausig von der Hand eines Toten gekrönt war. Zweifellos eine britannische Hand, dachte ich mir. Die Trophäe war im Feuer geräuchert worden, so daß die Haut schwarz aussah und die Finger wie Klauen gekrümmt waren.
»Arthur ruht, Lord König«, antwortete ich. »Er hat es mir überlassen, Euch zu verscheuchen, während er sich überlegt, wie er Britannien vom Gestank Eures Schmutzes befreien kann.« Der Dolmetscher sprach leise in Lancelots Ohr.
»Ist Arthur hier?« wollte Cerdic wissen. Die Konvention bestimmte, daß die Heerführer von der Schlacht miteinander sprachen, daher empfand Cerdic meine Gegenwart als Beleidigung. Er hatte erwartet, daß Arthur persönlich kam, um mit ihm zu sprechen, und nicht irgendein unbedeutender Untergebener.
Cerdic spie aus. Er trug eine unauffällige Rüstung, schmucklos bis auf die grausige Hand auf seinem Helm. Aelle war, wie immer, mit seinem schwarzen Pelz bekleidet, trug Gold an Handgelenken und Hals und ein einziges Stierhorn, das vorn auf seinem Helm prangte. Er war der Ältere, und dennoch übernahm Cerdic, wie immer, die Führung. Mit seinem verschlagenen, verkniffenen Gesicht schenkte er mir einen abschätzigen Blick. »Am besten kommt ihr alle den Hügel herab und legt eure Waffen auf die Straße«, sagte er. »Als Tribut an unsere Götter werden wir dann einige von euch töten und die anderen versklaven, aber ihr müßt uns die Frau ausliefern, die unseren Magier getötet hat. Die muß sterben.«
»Sie hat den Magier auf meinen Befehl hin getötet«, behauptete ich.
»Zum Ausgleich für Merlins Bart.« Es war Cerdic persönlich gewesen, der einen Strang von Merlins Bart abgeschnitten hatte, eine Beleidigung, die ich nicht zu vergeben gedachte.
»Dann werden wir Euch töten«, sagte Cerdic.
»Das hat Liofa auch schon einmal versucht«, spöttelte ich. »Und gestern hat Wulfger von den Sarnaed danach getrachtet, mir meine Seele zu nehmen, nun aber ist er es, der im Schweinestall seiner Ahnen gelandet ist.«
Aelle
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