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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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mich.
    »Guinevere«, sagte Amhar zu Cerdics Dolmetscher. »Sie ist die Hure meines Vaters«, ergänzte er dann mit höhnischem Grinsen. Ich hatte Guinevere schon mit übleren Schimpfwörtern belegt, jetzt aber wollte ich Amhars Verachtung nicht dulden. Ich hatte nie viel für Guinevere übrig gehabt; sie war zu arrogant, um eine angenehme Gefährtin zu sein, zu eigenwillig, zu intelligent und zu spottlustig. Doch in den letzten paar Tagen hatte ich allmählich begonnen, sie zu bewundern, und nun ertappte ich mich plötzlich dabei, daß ich Amhar mit Beleidigungen überschüttete. Heute erinnere ich mich nicht mehr daran, was ich gesagt habe, nur noch, daß ich einen bösartigen, haßerfüllten Ton in meine Worte legte. Ich muß ihn wohl als Wurm, als verräterisches Stück Unrat, als Mensch ohne Ehre beschimpft haben, als einen Knaben, der es verdiente, noch vor Sonnenuntergang vom Schwert eines Mannes aufgespießt zu werden. Ich spie ihn an, ich verfluchte ihn und trieb ihn zusammen mit seinem Bruder durch meine Beleidigungen den Hügel hinab; dann wandte ich mich an Lancelot.
    »Euer Cousin Bors läßt Euch grüßen«, sagte ich zu ihm. »Er verspricht, Euch den Bauch aus der Kehle zu ziehen, und Ihr solltet darum beten, daß er das tut, denn wenn ich Euch in die Finger kriege, werde ich Eure Seele wimmern lassen.«
    Lancelot spie aus, machte sich aber nicht die Mühe, meine Beleidigungen zu beantworten. Cerdic hatte den Zusammenstoß voller Belustigung beobachtet. »Ihr habt eine Stunde Zeit, zu mir zu kommen und vor mir zu kriechen«, beendete er das Gespräch. »Wenn Ihr das nicht tut, werde ich kommen und Euch töten.« Damit wendete er sein Pferd und trieb es den Hang hinab. Lancelot und die anderen folgten ihm, bis nur noch Aelle bei seinem Pferd stand.
    Er schenkte mir ein halbes Lächeln, fast eher schon eine Grimasse.
    »Wie mir scheint, müssen wir kämpfen, mein Sohn.«
    »So scheint es wohl.«
    »Ist Arthur wirklich nicht hier?«
    »Seid Ihr deswegen gekommen, Lord König?« gab ich zurück, ohne seine Frage zu beantworten.
    »Wenn wir Arthur töten, ist der Krieg gewonnen«, erklärte er schlicht.
    »Dann müßt Ihr zuvor mich töten, Vater«, sagte ich.
    »Meint Ihr, das würde ich nicht tun?« fragte er mich barsch; dann reichte er mir seine verkrüppelte Hand. Ich ergriff sie kurz und sah zu, wie er sein Pferd den Hang hinabführte.
    Bei meiner Rückkehr empfing mich Issa mit fragendem Blick. »Die Schlacht der Worte haben wir gewonnen«, sagte ich grimmig.
    »Das ist doch ein Anfang, Lord«, gab er leichthin zurück.
    »Aber sie werden das Ende diktieren«, sagte ich leise und wandte mich ab, um zu beobachten, wie die feindlichen Könige zu ihren Männern zurückkehrten. Die Trommeln dröhnten immer weiter. Schließlich waren die letzten Sachsen in die dichte Masse der Männer eingegliedert worden, die heraufsteigen würde, um uns abzuschlachten, und falls Guinevere nicht wirklich eine Kriegsgöttin war, wußte ich nicht, wie wir sie zurückschlagen sollten.

    Der Vormarsch der Sachsen war anfangs schwerfällig, weil die Hecken rings um die kleinen Felder am Fuß des Hügels ihre sorgfältig aufgestellten Reihen in Unordnung brachten. Im Westen sank die Sonne, denn die Aufstellung für diesen Angriff hatte den ganzen Tag gedauert; nun aber kam er endlich, und wir hörten die Widderhörner ihre heisere Herausforderung blasen, während die feindlichen Speerkämpfer durch die Hecken brachen und die kleinen Felder überquerten. Meine Männer begannen zu singen. Vor der Schlacht sangen wir immer, und an diesem Tag sangen wir, genau wie vor allen ganz großen Schlachten, den Kriegsgesang von Beli Mawr. Wie dieses schreckliche Heldenlied die Männer aufrütteln kann! Es berichtet vom Töten, von Blut auf dem Weizen, von Leichnamen, denen alle Knochen gebrochen sind, und von Feinden, die wie Vieh zur Schlachtbank getrieben werden. Es berichtet von Beli Mawrs Stiefeln, die Berge zermalmen, und brüstet sich mit den Witwen, die sein Schwert gemacht hat. Jeder Vers dieser Lieder endet mit einem Triumphgeheul, und mir kamen angesichts der trotzigen Kampfeslust der Sänger die Tränen.
    Ich war abgesessen und hatte meinen Platz in der ersten Reihe dicht neben Bors eingenommen, der unter unseren Zwillingsbannern stand. Meine Wangenstücke waren geschlossen, der Schild hing sicher an meinem linken Arm, und der Kampfspeer ruhte fest in meiner Rechten. Rings um mich herum brandeten die kraftvollen Stimmen, ich

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