Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
fort. »Arthur kann sie nicht einfach zurückschicken! Das wäre eine Beleidigung, und außerdem will ich sie nicht zurück haben. Ich habe auch ohne sie viel zu viele Töchter. Ich weiß nie so genau, welche nun meine sind und welche nicht. Braucht Ihr vielleicht irgendwann eine Gemahlin? Kommt nach Demetia und sucht Euch eine aus, aber ich warne Euch, sie sind eigentlich alle wie sie. Hübsch, aber mit überaus scharfen Zähnen. Was wird Arthur also tun?«
»Was hat Sansum denn vorgeschlagen?« fragte ich zurück. Oengus ignorierte meine Frage, aber ich wußte, daß er sie letztlich doch beantworten würde, denn er war kein Mann, der Geheimnisse bewahren kann. »Er hat mich nur daran erinnert, daß Argante früher einmal Mordred versprochen war«, gestand er schließlich.
»Sie war was?« fragte Sagramor überrascht.
»Es wurde vor längerer Zeit einmal erwähnt«, bestätigte ich. Es war von Oengus persönlich erwähnt worden, als er verzweifelt nach einer Möglichkeit suchte, sein Bündnis mit Dumnonia zu stärken, weil das sein bester Schutz gegen Powys war.
»Und wenn sie nicht richtig mit Arthur verheiratet ist«, fuhr Oengus fort, »wäre Mordred doch ein Ausweg, nicht wahr?«
»Schöner Ausweg«, sagte Sagramor säuerlich.
»Sie wird Königin sein«, sagte Oengus.
»Das stimmt«, gab ich zurück.
»Also ist das gar keine schlechte Idee«, sagte Oengus leichthin, obwohl ich argwöhnte, daß er diese Idee mit Leidenschaft verfechten würde. Eine Vermählung mit Mordred würde Demetias gekränkten Stolz wettmachen, aber sie würde Dumnonia auch dazu verpflichten, das Heimatland seiner Königin zu beschützen. Ich persönlich hielt Sansums Vorschlag für die schlimmste Idee, die ich den ganzen Tag vernommen hatte, denn ich konnte mir nur allzugut vorstellen, welche Unruhe die Kombination von Mordred und Argante stiften würde; aber ich hielt den Mund. »Wißt Ihr, was in diesem Bad fehlt?« fragte mich Oengus.
»Sagt Ihr es mir, Lord König.«
»Weiber.« Er kicherte. »Also, wo ist Eure Gemahlin, Derfel?«
»Sie trauert«, antwortete ich.
»Ach ja, natürlich, um Cuneglas!« Der Schwarzschild-König zuckte die Achseln. »Er hat mich nie gemocht, aber mir hat er ganz gut gefallen. Er war einer der wenigen Menschen, die an Versprechen glaubten!« Oengus lachte, denn bei den Versprechen handelte es sich um jene, die er gemacht hatte, ohne jemals die Absicht zu hegen, sie auch zu halten. »Aber ich kann nicht so tun, als wäre ich traurig, daß er tot ist. Sein Sohn ist noch ein Knabe und liebt seine Mutter viel zu sehr. Also wird sie vorerst mit ihren fürchterlichen Tanten zusammen regieren. Drei Hexen!« Wieder lachte er. »Ich könnte mir vorstellen, daß
wir den drei Ladys ein paar Stückchen Land entwenden.« Langsam tauchte er das Gesicht ins Wasser. »Ich jage meine Läuse nach oben«, erklärte er dazu; dann zerdrückte er eins dieser kleinen grauen Insekten, das in seinem struppigen Bart emporkletterte, um dem dräuenden Wasser zu entgehen.
Merlin hatte ich den ganzen Tag nicht gesehen, und Galahad berichtete mir an jenem Abend, der Druide habe das Tal bereits verlassen und sei nach Norden gezogen. »Galahad hatte ich an Cuneglas’ Totenfeuer gefunden. Ich weiß, daß Cuneglas die Christen nicht mochte«, erklärte mir Galahad, »aber ich glaube nicht, daß er gegen das Gebet eines Christen Einwände erheben würde.« Ich lud ihn ein, bei meinen Männern zu schlafen, und er begleitete mich dorthin, wo sie ihr Lager aufgeschlagen hatten. »Merlin hat mir eine Nachricht für dich mitgegeben«, berichtete mir Galahad. »Du würdest das, was du suchst, unter den abgestorbenen Bäumen finden, hat er gesagt.«
»Ich weiß nicht mal, daß ich überhaupt etwas suche«, gab ich zurück.
»Dann such eben unter den abgestorbenen Bäumen«, riet Galahad mir, »und du wirst das finden, wonach du nicht suchst.«
An jenem Abend suchte ich gar nichts, sondern schlief, in meinen Mantel gewickelt, auf dem Schlachtfeld. Am frühen Morgen erwachte ich mit schmerzendem Kopf und steifen Gliedern. Das schöne Wetter hatte sich verzogen; statt dessen kam von Westen ein leichter Sprühregen. Da die Nässe die Totenfeuer zu löschen drohte, sammelten wir Holz, um die Flammen zu nähren, und dabei fiel mir Merlins seltsame Botschaft ein, doch abgestorbene Baume entdeckte ich nirgends. Mit den sächsischen Streitäxten fällten wir Eichen, Ulmen und Buchen, verschonten lediglich die heiligen Eschen, und sämtliche
Weitere Kostenlose Bücher