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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Geschenk an Lancelot gewesen war. Einen Herzschlag lang nahm sein Gesicht den gleichen Ausdruck an, den es vor Mynyndd Baddon so viele Monate lang getragen hatte: den verschlossenen, verhärteten Ausdruck der Bitterkeit. Dann blickte er auf und sah mir in die Augen. »Der Besitzer?«
    »Ist tot, Lord. In Schande gehenkt.«
    »Gut«, sagte er ruhig. »Und das Ding dort, Derfel, könnt Ihr wegwerfen.« Ich schleuderte den Gurt in den Fluß.
    So starb Lancelot, aber die Lieder, für die er bezahlt hatte, lebten weiter, und so wird er bis heute als ebenso großer Held wie Arthur gefeiert. An Arthur erinnert man sich als Herrscher, Lancelot aber wird als tapferer Krieger bezeichnet. In Wirklichkeit war er ein König ohne Land, ein Feigling, der größte Verräter von ganz Britannien; seine Seele wandert bis auf den heutigen Tag in Lloegyr umher und schreit nach ihrem Schattenkörper, der nicht existieren kann, weil wir seinen Leichnam in Stücke geschnitten und den Fischen im Fluß vorgeworfen haben. Wenn die Christen recht haben und es wirklich eine Hölle gibt, mag er dort auf ewig schmoren.

    Galahad und ich begleiteten Arthur an Cuneglas’ brennendem Totenfeuer vorbei und zwischen den Römergräben hindurch, bei denen so viele von Aelles Männer gefallen waren, bis in die Stadt. Ich hatte Arthur vor dem gewarnt, was ihn dort erwartete, doch als er hörte, daß
    Argante ebenfalls in die Stadt gekommen war, schien er keineswegs erschrocken zu sein.
    Seine Ankunft in Aquae Sulis bewirkte, daß ganze Scharen besorgter Bittsteller lärmend um seine Aufmerksamkeit wetteiferten. Die Bittsteller waren Männer, die Anerkennung für tapfere Taten in der Schlacht verlangten, Männer, die ihren Anteil an Sklaven oder Gold verlangten, und Männer, die Rechtsprechung für Auseinandersetzungen verlangten, die lange vor der sächsischen Invasion stattgefunden hatten. Arthur bat sie alle, ihn im Tempel aufzusuchen, obwohl er die Bittsteller, sobald er dort war, einfach ignorierte. Statt dessen rief er Galahad in einen Vorraum des Tempels und schickte nach einer Weile auch noch nach Sansum. Dem Bischof bereiteten die dumnonischen Speerkämpfer einen höhnischen Empfang, als er durch den Tempelbereich hastete. Er sprach sehr lange mit Arthur, bis schließlich Oengus mac Airem und Mordred zu Arthur gerufen wurden. Die Speerkämpfer auf dem Gelände schlossen Wetten ab, ob Arthur zu Argante in der Bischofsvilla oder zu Guinevere in den Gemächern der Priester gehen würde.
    Meinen Rat hatte Arthur nicht eingeholt. Statt dessen bat er mich, als er Oengus und Mordred zu sich befahl, Guinevere auszurichten, er sei zurück. Also ging ich quer durch den Hof zum Quartier der Priester, wo ich Guinevere in einem der oberen Gemächer fand, in dem Taliesin ihr Gesellschaft leistete. Der Barde, in einem sauberen weißen Gewand und mit dem Silberreif im schwarzen Haar, stand auf und verneigte sich, als ich eintrat. Er hatte eine kleine Harfe bei sich, aber ich ahnte, daß die beiden mehr über Musik diskutiert hatten, statt sie zu machen. Lächelnd zog er sich aus dem Gemach zurück und ließ den dicken Vorhang über die Türöffnung fallen. »Ein überaus kluger Mann«, sagte Guinevere und erhob sich, um mich zu begrüßen. Sie trug ein cremefarbenes, an den Säumen mit blauem Band besetztes Gewand, die sächsische Kette, die ich ihr auf Mynydd Baddon geschenkt hatte, und die roten Haare hatte sie mit einer Silberkette am Hinterkopf zusammengefaßt. Sie war zwar nicht ganz so elegant wie die Guinevere, an die ich mich aus der Zeit vor den Unruhen erinnerte, aber sie war bei weitem nicht mehr die kriegsgerüstete Frau, die so begeistert über das Schlachtfeld geritten war. Als ich näher kam, lächelte sie. »Ihr seid sauber, Derfel!«
    »Ich habe gebadet, Lady.«
    »Und Ihr lebt noch!« spöttelte sie freundlich. Dann küßte sie mich auf die Wange, und nach dem Kuß hielt sie mich einen Moment an den Schultern fest. »Ich stehe tief in Eurer Schuld«, sagte sie leise.
    »Nein, Lady, nein«, widersprach ich errötend und löste mich von ihr. Sie lachte über meine Verlegenheit und setzte sich an das Fenster, das auf das Tempelgelände hinausging. Zwischen den Steinen standen Regenpfützen, und Regen tropfte an der fleckigen Tempelfassade herab, wo Arthurs Pferd an einem in einen Pfeiler eingelassenen Ring festgemacht war. Sie hätte auch ohne mich gewußt, daß Arthur zurückgekommen war, denn sie hatte seine Ankunft offenbar selbst beobachtet.

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