Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Bäume, die wir schlugen, waren kerngesund. Ich fragte Issa, ob er irgendwo abgestorbene Bäume gesehen hatte, aber er schüttelte den Kopf. Eachern jedoch sagte, er hätte einige unten an der Flußbiegung gesehen.
    »Zeigt sie mir.«
    Eachern führte eine ganze Gruppe von uns zum Flußufer hinab, und tatsächlich lag da, wo der Fluß eine scharfe Biegung nach Westen machte, eine riesige Masse abgestorbener Bäume, die an den halb entblößten Wurzeln einer Weide hängengeblieben war. In den Ästen hatte sich ein Wust von anderem Treibgut verfangen, das den Fluß
    hinabgespült worden war, aber selbst in diesem Durcheinander vermochte ich nichts von Wert zu entdecken. »Wenn Merlin sagt, daß
    da etwas ist«, mahnte Galahad, »sollten wir genauer hinsehen.«
    »Vielleicht hat er gar nicht diese Bäume gemeint«, wandte ich ein.
    »Fangen wir erst mal mit denen hier an«, sagte Issa, legte sein Schwert ab, damit es nicht naß wurde, und sprang mitten in das Gewirr hinein. Er brach durch die oberen trockenen Äste und landete platschend im Flußwasser. »Gebt mir einen Speer!« rief er uns zu. Galahad reichte ihm einen Speer hinunter, mit dem Issa in den Zweigen herumstocherte. An einer Stelle hatte sich ein Teil des ausgefransten und geteerten Netzes einer Frischreuse gefangen und bildete so etwas wie ein Zelt, das von abgestorbenen Blättern bedeckt war. Issa mußte seine ganze Kraft aufwenden, um die verfilzte Masse beiseite zu räumen.
    In diesem Moment brach der Flüchtige heraus. Er hatte sich, unbequem auf einem halb versunkenen Baumstamm kauernd, unter dem Netz versteckt; doch nun planschte er wie ein Otter, der von Hunden aufgestöbert wird, vor Issas Speer davon und versuchte flußaufwärts zu entkommen. Da er durch tote Bäume und das Gewicht seiner Rüstung behindert wurde, konnten ihn meine Männer, die johlend am Ufer entlangliefen, mühelos überholen. Hätte der Flüchtige keine Rüstung getragen, hätte er sich in den Fluß werfen und zum anderen Ufer hinüberschwimmen können, so aber blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu ergeben. Der Mann mußte zwei Nächte und einen Tag damit verbracht haben, sich flußaufwärts zu arbeiten; dann jedoch hatte er dieses Versteck entdeckt und geglaubt, dort aushallen zu können, bis wir alle das Schlachtfeld verlassen hatten. Nun aber war er entdeckt worden. Es war Lancelot. Ich erkannte ihn erst an seinen langen schwarzen Haaren, auf die er immer so stolz gewesen war; doch dann sah ich durch den Schlamm und die Zweige hindurch das berühmte weiße Email seiner Rüstung. Aus seiner Miene sprach das pure Entsetzen. Er blickte vom Fluß aus zu uns empor, als erwöge er, sich wieder in die Strömung zu stürzen, doch da fiel sein Blick auf seinen Halbbruder. »Galahad!«
    rief er. »Galahad!«
    Ein paar Herzschläge lang sah Galahad mich an, schlug dann das Kreuz, wandte sich ab und ging davon.
    »Galahad!« rief Lancelot noch einmal, als sein Bruder von der Uferböschung oben verschwand.
    Galahad ging einfach weiter.
    »Bring ihn herauf!« befahl ich. Als Issa Lancelot mit dem Speer anstieß, begann der verängstigte Mann verzweifelt durch die Disteln zu klettern, die an der Uferböschung wucherten. Er trug noch immer sein Schwert, das nach dem Aufenthalt im Wasser allerdings ziemlich rostig geworden sein mußte. »Wollt Ihr hier und jetzt gegen mich kämpfen, Lord König?« fragte ich ihn, während ich Hywelbane zog.
    »Laßt mich gehen, Derfel! Ich werde Euch mit Gold entlohnen, das verspreche ich Euch!« So plapperte er unentwegt weiter, verhieß mir so viel Gold, daß es meine kühnsten Träume überstieg, aber das Schwert wollte er nicht ziehen, bis ich ihm Hywelbanes Spitze hart auf die Brust setzte. In diesem Moment war ihm klar, daß er sterben mußte. Er spie mich an, trat einen Schritt zurück und zog seine Klinge. Früher einmal hatte sie Tanlladwr geheißen, das heißt Strahlender Töter, aber als er sich von Sansum taufen ließ, hatte er sie in Christusklinge umbenannt. Die Christusklinge war jetzt zwar verrostet, aber noch immer eine furchtbare Waffe, und zu meinem Erstaunen entpuppte sich Lancelot als guter Schwertkämpfer. Ich hatte ihn immer für einen Feigling gehalten, doch an jenem Tag focht er sehr tapfer. Er war verzweifelt, und die Verzweiflung äußerte sich in einer Serie schneller Hiebe, mit denen er mich zurücktrieb. Aber er war auch müde, durchnäßt und verfroren, deswegen erlahmte er so schnell, daß ich mir, als ich seine erste

Weitere Kostenlose Bücher