Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
»Wer ist bei ihm?« fragte sie mich.
»Galahad, Sansum, Mordred und Oengus.«
»Und Ihr wurdet nicht zu Arthurs Rat einberufen?« fragte sie mit einem Anflug ihrer frühreren Spottlust.
»Nein, Lady.« Ich versuchte, meine Enttäuschung zu verbergen.
»Vergessen hat er Euch bestimmt nicht, da bin ich sicher.«
»Das hoffe ich, Lady«, sagte ich und berichtete ihr dann unter großem Zögern, daß Lancelot tot war. Wie er gestorben war, erwähnte ich nicht; nur, daß er nicht mehr unter den Lebenden weilte.
»Taliesin hat es mir bereits gesagt.« Sie starrte auf ihre Hände hinab.
»Woher konnte er das wissen?« fragte ich, denn Lancelot war erst vor kurzem gestorben, und Taliesin war nicht dabeigewesen.
»Er hat es letzte Nacht geträumt«, erklärte Guinevere; dann machte sie eine abrupte Geste, als wollte sie das Thema beenden. »Also, worüber wird da drüben so eifrig gesprochen?« fragte sie mich mit einem Blick auf den Tempel. »Über die Kindfrau?«
»Vermutlich ja, Lady«, antwortete ich. Ich erzählte ihr, was Bischof Sansum Oengus mac Airem vorgeschlagen hatte: daß Argante mit Mordred vermählt werden sollte. »Also, das ist wohl die schrecklichste Idee, die mir je untergekommen ist«, protestierte ich entrüstet.
»Findet Ihr das wirklich?«
»Eine absolut absurde Vorstellung«, sagte ich.
»Es war nicht Sansums Idee«, erklärte Guinevere lächelnd, »es war meine.«
Vorübergehend zu entgeistert, um ein Wort zu äußern, starrte ich sie an. »Eure Lady?« fragte ich schließlich.
»Sagt bitte niemandem, daß es meine Idee war«, ermahnte sie mich.
»Wenn Argante denken müßte, sie käme von mir, würde sie sie keine Sekunde in Erwägung ziehen. Lieber würde sie einen Schweinehirten heiraten als jemanden, den ich vorschlage. Also ließ ich den kleinen Sansum kommen und bat ihn, mir zu verraten, ob die Gerüchte über Argante und Mordred zuträfen, und dann erzählte ich ihm, wie sehr mir schon der Gedanke daran mißfallen würde, woraufhin er natürlich in größte Begeisterung darüber geriet, obwohl er so tat, als sei er gar nicht sehr erfreut. Ich weinte sogar ein wenig und bat ihn, Argante nur ja nicht zu verraten, wie unangenehm mir diese Vorstellung sei. In diesem Moment, Derfel, waren die beiden so gut wie vermählt.« Sie lächelte triumphierend.
»Aber warum?« fragte ich sie. »Mordred und Argante? Die beiden werden nichts als Unruhe stiften.«
»Sie werden Unruhe stiften, ob sie vermählt sind oder nicht. Und Mordred muß heiraten, Derfel, wenn er einen Erben produzieren soll; und er muß in königlichen Kreisen heiraten.« Sie hielt inne und spielte mit ihrer Halskette. »Ich muß gestehen, daß es mir lieber wäre, wenn er keinen Erben bekäme, denn dann wäre der Thron nach seinem Tod frei.« Sie unterließ es, diesen Gedanken weiterzuspinnen. Ich warf ihr einen neugierigen Blick zu, dem sie mit unschuldiger Miene begegnete. Dachte sie, daß Arthur den Thron von einem kinderlosen Mordred übernehmen würde? Aber Arthur hatte niemals herrschen wollen. Dann wurde mir klar, daß nach Mordreds Tod Gwydre, Guineveres Sohn, einen ziemlich sicheren Anspruch auf den Thron haben würde. Diese Erkenntnis muß sich auf meinem Gesicht abgezeichnet haben, denn Guinevere lächelte. »Nicht, daß wir über die Thronfolge spekulieren müßten«, fuhr sie fort, bevor ich etwas sagen konnte, »denn Arthur besteht darauf, daß Mordred sich nach seinem freien Wunsch vermählen dürfe, und wie es scheint, fühlt dieser unglückselige junge Mann sich zu Argante hingezogen. Eigentlich würden sie ganz gut zueinander passen. Wie zwei Nattern in einem verdreckten Nest.«
»Und Arthur wird zwei Feinde haben, die sich in Bitterkeit vereinen«, sagte ich.
»Nein«, widersprach Guinevere. Dann seufzte sie und blickte zum Fenster hinaus. »Nicht, wenn wir ihnen geben, was sie wollen, und nicht, wenn ich Arthur gebe, was er sich wünscht. Und was das ist, das wißt Ihr doch, nicht wahr?«
Ich überlegte einen Herzschlag lang; dann begriff ich auf einmal alles. Ich begriff, daß sie in der langen Nacht nach der Schlacht eingehend mit Arthur gesprochen haben mußte. Und ich begriff auch, was Arthur jetzt gerade im Minerva-Tempel zu arrangieren versuchte. »Nein!«
protestierte ich.
Guinevere lächelte. »Ich will es auch nicht, Derfel, aber ich will Arthur. Und was er sich wünscht, das muß ich ihm geben. Ich schulde ihm schließlich ein bißchen Glück, nicht wahr?« fragte sie mich.
»Er will
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