Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
im alten Stil mit einem einfachen Rhythmus, in dem Dramatik, Heldentum und Bombast pulsierten. Es war ein sehr langes Lied, denn es war wichtig, daß jeder Krieger, der gut gekämpft hatte, mindestens eine halbe Zeile Lob erhielt, während unseren Führern ganze Verse gewidmet wurden. Nach der Schlacht wurde Taliesin in Guineveres Haushalt aufgenommen, und so gab er seiner Gönnerin vernünftigerweise das, was ihr zustand, indem er eine wundervolle Schilderung der den Hang hinabpolternden Feuerwagen lieferte, es dagegen tunlichst vermied, den sächsischen Zauberer zu erwähnen, den sie mit Pfeil und Bogen getötet hatte. Ihr rotes Haar fügte er in ein Bild blutgetränkter Gerstenfelder, zwischen denen einige Sachsen starben, und obwohl ich noch nie gesehen hatte, daß auf einem Schlachtfeld Gerste wuchs, war es doch irgendwie ein geschickter Dreh. Aus dem Tod seines alten Gönners Cuneglas machte er eine getragene Klage, in welcher der Name des toten Königs wie dumpfer Trommelschlag wiederholt wurde, und aus Gawains Attacke wurde ein grausiger Bericht über die Geisterseelen unserer toten Speerkämpfer, die von der Schwerterbrücke herbeigeeilt kamen, um die Flanken des Feindes anzugreifen. Er pries Tewdric, gönnte auch mir ein freundliches Wort und ließ Sagramor die ihm gebührende Ehre zuteil werden, vor allem aber feierte er mit seinem Lied Arthur. In Taliesins Lied war es Arthur, der das Tal mit dem Blut der Feinde überschwemmte. Arthur, der den feindlichen König niederstreckte, und Arthur, der ganz Lloegyr in Angst und Schrecken versetzte.
Die Christen haßten Taliesins Lied. Sie machten ihre eigenen Lieder, in denen Tewdric die Sachsen besiegte. Gott, der Allmächtige, behaupteten die Christenlieder, habe Tewdrics Flehen erhört, die himmlischen Heerscharen zusammengetrommelt, und seine Engel hätten sodann die Sais mit Flammenschwertern besiegt. Arthur wurde in diesen Liedern mit keinem Wort erwähnt, ja, den Heiden wurde überhaupt kein Verdienst am Sieg zugestanden, und bis heute gibt es Leute, die behaupten, Arthur sei bei Mynydd Baddon gar nicht zugegen gewesen. Ein Christenlied schrieb Aelles Tod tatsächlich Meurig zu, obwohl Meurig gar nicht auf Mynydd Baddon, sondern vielmehr zu Hause in Gwent gewesen war. Nach der Schlacht wurde Meurig wieder als König eingesetzt, während Tewdric in sein Kloster zurückkehrte, wo er von Gwents Bischöfen zum Heiligen erklärt wurde.
Arthur war in jenem Sommer zu beschäftigt, um sich Gedanken über Lieder und Heilige zu machen. In den Wochen nach der Schlacht holten wir uns weite Teile von Lloegyr zurück, doch leider konnten wir es nicht ganz zurückerobern, denn viele Sachsen wollten unbedingt in Britannien bleiben. Je weiter wir nach Osten kamen, desto härter wurde der Widerstand, im Herbst war der Feind jedoch auf ein Gebiet zurückgedrängt worden, das nur halb so groß war wie jenes, das er zuvor beherrscht hatte. In jenem Jahr zahlte Cerdic uns sogar Tribut und versprach, ihn uns für zehn weitere Jahre zu zahlen, aber gehalten hat er sein Versprechen nicht. Statt dessen begrüßte er freudig jedes Boot, das übers Meer kam, und baute seine zerschlagenen Truppen allmählich wieder auf.
Aelles Königreich war geteilt. Der Süden ging an Cerdic zurück, während der nördliche in drei oder vier kleine Reiche zerfiel, die von Kriegshorden aus Elmet, Powys und Gwent gnadenlos überfallen und ausgeplündert wurden. Tausende von Sachsen gerieten unter britannische Herrschaft, ja, die neuen Gebiete im Osten von Dumnonia wurden fast ganz von ihnen bewohnt. Arthur wollte jenes Land wieder besiedeln, aber nur wenige Britannier waren bereit, dorthin zu ziehen, und so blieben die Sachsen da, beackerten den Boden und träumten von dem Tag, an dem ihre eigenen Könige zurückkehrten. Zum eigentlichen Herrscher über Dumnonias wiedereroberte Gebiete wurde Sagramor. Die Sachsenhäuptlinge wußten zwar, daß Mordred ihr König war, in jenen ersten Jahren nach Mynydd Baddon aber war es Sagramor, dem sie den Treueid leisteten und Steuern bezahlten, und es war sein schlichtes schwarzes Banner, das über der alten Flußfestung bei Fontes flatterte, wohin seine Krieger marschierten, um den Frieden zu bewahren.
Arthur führte den Feldzug an, durch den das gestohlene Land zurückgeholt wurde, aber sobald alles gesichert war und die Sachsen unsere neuen Grenzen akzeptiert hatten, machte er sich aus Dumnonia davon. Bis zur letzten Minute hatten einige von uns gehofft, er
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