Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Privatmann zu sein; konnte er es sich nicht verkneifen, seine Speerkämpfer einzusetzen, um die ruinösen Zänkereien der Häuptlinge zu beenden. Als wir Arthur und Guinevere ein Jahr nach Mynydd Baddon in Isca besuchten, nannte er sich ironisch Gouverneur – ein römischer Titel, der ihm zusagte, denn er erinnerte ihn in keiner Hinsicht an ein Königtum.
    Isca war eine wunderschöne Stadt. Anfangs hatten die Römer eine Festung gebaut, um die Furt im Fluß zu beschützen, doch als sie ihre Legionen weiter nach Westen und Norden verlegten, brauchten sie die Festung bald nicht mehr, und so machten sie aus Isca eine Stadt, ganz ähnlich wie Aquae Sulis: eine Stadt, welche die Römer aufsuchten, um sich zu amüsieren. Es gab ein Amphitheater, und obwohl Isca nicht über heiße Quellen verfügte, gab es immerhin sechs Badehäuser, drei Paläste und so viele Tempel wie römische Götter. Die Stadt war inzwischen natürlich verfallen, doch Arthur renovierte die Gerichtshäuser und die Paläste, und Aufbauarbeit machte ihn immer glücklich. Der größte Palast, in dem Lancelot gewohnt hatte, wurde Culhwch überlassen, der zum Befehlshaber von Arthurs Leibwache ernannt wurde und der sich den Palast mit dem größten Teil seiner Männer teilte. Der zweitgrößte Palast gehörte nun Emrys, dem früheren Bischof von Dumnonia, inzwischen jedoch Bischof von Isca. »Er konnte nicht in Dumnonia bleiben«, erklärte Arthur, als er mir die Stadt bei unserem ersten Besuch ein Jahr nach Mynydd Baddon zeigte. »In Dumnonia ist kein Platz für Emrys und Sansum«, sagte Arthur, »deswegen will Emrys mir hier helfen. Er hat einen unersättlichen Appetit auf
    Verwaltungsangelegenheiten, und – besser noch – er hält uns Meurigs Christen vom Hals.«
    »Alle?« fragte ich ihn.
    »Die meisten«, antwortete er lächelnd. »Und es ist wirklich schön hier, Derfel«, fuhr er mit einem Blick auf Iscas gepflasterte Straßen fort.
    »Wunderschön!« Er war über die Maßen stolz auf seine neue Heimat, ja, er behauptete sogar, daß es in Isca weniger regne als in seiner Umgebung. »Ich habe gesehen, daß überall auf den Bergen dicke Schneedecken lagen«, versicherte er mir, »hier aber schien die Sonne auf grüne Wiesen.«
    »Ja, Lord«, sagte ich mit leichtem Lächeln.
    »Es stimmt wirklich, Derfel! Wirklich! Wenn ich zur Stadt hinausreite, nehme ich einen Mantel mit, und dann kommt irgendwann der Moment, da die Hitze nachläßt und ich den Mantel umlegen muß. Wenn wir morgen auf die Jagd gehen, werdet Ihr es selbst erleben.«
    »Das klingt wie Magie«, sagte ich ein wenig spöttisch, denn normalerweise weigerte er sich, Magie überhaupt zu erwähnen.
    »Das könnte durchaus sein«, sagte er allen Ernstes und ging mit mir durch eine Gasse, die entlang dem großen Christenschrein zu einer Erhebung im Mittelpunkt der Stadt führte. Ein spiralförmiger Pfad verlief bis auf den Gipfel des Hügels, wo die Alten eine flache Grube ausgehoben hatten. Die Grube enthielt zahllose kleine Opfergaben für die Götter: – Bänder, Fellstückchen, Knöpfe – allesamt Beweis dafür, daß es Meurigs Missionaren, so eifrig sie auch sein mochten, nicht ganz gelungen war, die alte Religion auszumerzen. »Wenn es hier Magie gibt«, erklärte mir Arthur, als wir zur Kuppe des Hügels emporgestiegen waren und in die grasbewachsene Grube hinabblickten, »dann dort, wo ihre Ursprünge sind. Die Einheimischen behaupten, es sei der Eingang zur Anderwelt.«
    »Und Ihr glaubt ihnen?«
    »Ich weiß einfach, daß dies ein gesegneter Ort ist«, sagte er glücklich, und das war Isca an jenem Spätsommertag. Die auflaufende Flut hatte den Fluß anschwellen lassen, so daß er tief zwischen den grünen Ufern dahinfloß, die Sonne schien auf Häuser mit schneeweißen Mauern und auf die dichtbelaubten Bäume in den Höfen, während sich im Norden die sanften Hügel mit ihrem sorgfältig gepflegten Ackerland friedlich bis zu den Bergen hinzogen. Es war schwer zu glauben, daß vor gar nicht so vielen Jahren Angriffstruppen der Sachsen bis zu jenen Hügeln vorgedrungen waren und Bauern abgeschlachtet, Sklaven gefangen und Gehöfte in Brand gesteckt hatten. Der Überfall hatte sich während Uthers Regierungszeit ereignet, und es war Arthurs Verdienst, die Feinde so weit zurückgeschlagen zu haben, daß es uns in jenem Sommer und in vielen weiteren Sommern schien, als würde kein freier Sachse je wieder nach Isca hereinkommen.
    Der kleinste Palast des Ortes lag unmittelbar westlich

Weitere Kostenlose Bücher