Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
Arthur.
»Wir, Lord?«
»Meurig und ich. O ja, er haßt den Krieg, aber früher oder später werden in Powys ein paar von seinen Missionaren umgebracht werden, und diese Morde werden ihn, glaube ich, davon überzeugen, daß wir Perddel unsere Speerkämpfer zur Unterstützung schicken müssen. Natürlich nur, wenn Perddel sich bereit erklärt, das Christentum in Powys einzuführen, was er zweifellos tun wird, wenn er dadurch sein Reich zurückerhält. Und wenn Meurig in den Krieg zieht, wird er mich vermutlich bitten, das zu übernehmen. Denn ihm ist es lieber, wenn statt seinen meine Männer sterben.«
»Unter dem Christenbanner?« fragte ich verdrossen.
»Ich bezweifle, daß er ein anderes akzeptieren wird«, antwortete Arthur gelassen. »Ich bin sein Steuereinnehmer hier in Siluria, warum sollte ich in Powys nicht auch sein Kriegsherr sein?« Bei dieser Vorstellung lächelte er ironisch und warf mir dann einen verlegenen Blick zu. »Es gibt noch einen anderen Grund, warum ich mir für Gwydre und Morwenna eine christliche Vermählung wünsche«, sagte er nach einer Weile.
»Und der wäre?« Ich mußte ihn drängen, denn dieser weitere Grund brachte ihn eindeutig in Verlegenheit.
»Angenommen, Mordred und Argante bekommen keine Kinder«, sagte er fragend.
Eine Zeitlang schwieg ich. Auch Guinevere hatte diese Möglichkeit erwähnt, als ich in Aquae Sulis mit ihr sprach. Mir aber schien das eine höchst unwahrscheinliche Annahme zu sein, und ich äußerte mich auch dahingehend.
»Aber wenn die beiden kinderlos bleiben«, sagte Arthur eindringlich,
»wer hätte dann den sichersten Anspruch auf die Krone von Dumnonia?«
»Ihr natürlich«, antwortete ich. Arthur war Uthers Sohn, auch wenn er als Bastard geboren war, und außer ihm gab es keine Söhne, die das Königreich beanspruchen konnten.
»Nein, nein«, wehrte er hastig ab. »Ich will sie nicht. Ich habe sie nie gewollt!«
Ich starrte auf Guinevere hinab; vermutlich war sie es gewesen, die das Problem von Mordreds Nachfolge aufs Tapet gebracht hatte. »Dann wäre das wohl Gwydre, nicht wahr?« meinte ich.
»Dann wäre das Gwydre«, stimmte er zu.
»Will er sie denn?«
»Ich glaube schon. Er hört mehr auf seine Mutter als auf mich.«
»Und Ihr wollt nicht, daß Gwydre König wird?«
»Ich will, daß Gwydre das tut, was er selbst will«, sagte Arthur, »und wenn Mordred keinen Erben zeugt und Gwydre seinen Anspruch geltend machen will, werde ich ihn unterstützen.« Während er sprach, blickte er zu Guinevere hinab, die, wie ich vermutete, die eigentliche Triebkraft hinter seinen Ambitionen war. Sie hatte schon immer mit einem König vermählt sein wollen, würde es nun aber akzeptieren, die Mutter eines Königs zu sein, wenn Arthur auf den Thron verzichtete.
»Doch wie Ihr sagtet«, fuhr Arthur fort, »ist es eine unwahrscheinliche Annahme. Ich hoffe, daß Mordred viele Söhne bekommt, doch wenn das nicht geschehen sollte und Gwydre auf den Thron gerufen wird, dann wird er die Unterstützung der Christen brauchen. Denn in Dumnonia regieren ja jetzt die Christen, nicht wahr?«
»Das tun sie, Lord«, bestätigte ich grimmig.
»Also wäre es klug von uns, bei Gwydres Vermählung die christlichen Riten vollziehen zu lassen«, sagte Arthur und schenkte mir ein verschmitztes Lächeln. »Seht Ihr, wie nahe Eure Tochter daran ist, Königin zu werden?« Ehrlich gesagt, daran hatte ich nie gedacht, und das mußte sich auf meinem Gesicht abgezeichnet haben, denn Arthur lachte. »Eine christliche Vermählung ist wahrhaftig nicht das, was ich mir für Gwydre und Morwenna wünsche«, räumte er ein. »Wenn es nach mir ginge, Derfel, würde ich sie von Merlin zusammengeben lassen.«
»Habt Ihr etwas von ihm gehört, Lord?« erkundigte ich mich eifrig.
»Nein. Ich hatte gehofft, Ihr wüßtet etwas.«
»Nur Gerüchte«, antwortete ich. Seit einem Jahr war Merlin nicht mehr gesehen worden. Damals hatte er Mynydd Baddon mit Gawains Asche verlassen, oder wenigstens mit einem Bündel, das Gawains verkohlte, brüchige Knochen und ein wenig Asche enthielt, die dem toten Prinzen gehört haben mochte, aber auch einfache Holzasche sein konnte. Seit jenem Tag war Merlin nicht mehr gesehen worden. Gerüchte behaupteten, er sei in der Anderwelt, andere wiederum wollten wissen, daß er in Irland oder irgendwo in den westlichen Bergen sei, aber niemand wußte etwas Genaues. Mir hatte er erklärt, er werde Nimue helfen gehen, doch wo die war, wußte ebenfalls kein Mensch.
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