Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
befanden sich über zwanzig Reiter auf dem Gelände, und immer mehr kamen noch den Hügel heraufgeritten. Sie mußten im Wald hinter dem Dorf gelauert, vielleicht sogar auf Issas Rückkehr gewartet haben. In Benoic hatte ich es genauso gemacht. Wir töteten die Franken in irgendeinem entlegenen Außenposten, dann lauerten wir im Hinterhalt, bis weitere kamen. Nun war ich selbst in eine ganz ähnliche Falle geraten.
Von diesen Reitern kannte ich keinen einzigen, und keiner trug ein Emblem auf dem Schild. Ein paar hatten den Lederbezug ihrer Schilde mit schwarzem Pech bestrichen, aber es waren nicht Oengus mac Airems Schwarzschilde. Es handelte sich um eine narbige Truppe von Kriegsveteranen, bärtig, mit zottigen Haaren und grimmigem Selbstvertrauen. Der Führer ritt einen Rappen und trug einen schönen Helm mit gravierten Wangenstücken. Als einer seiner Männer Gwydres Banner entrollte, lachte er; dann wandte er sich um und spornte sein Roß
in meine Richtung. »Lord Derfel«, grüßte er mich.
Ein paar Herzschläge lang ignorierte ich ihn und sah mich in der wilden Hoffnung auf irgendeinen Ausweg auf dem blutgetränkten Gelände um, aber wir waren von Reitern umringt, die mit Speeren und Schwertern auf den Befehl warteten, uns zu töten. »Wer seid Ihr?«
fragte ich den Mann mit dem verzierten Helm.
Als Antwort schlug er lediglich seine Wangenstücke zurück. Dann lächelte er mir zu.
Es war kein angenehmes Lächeln, aber er war auch kein angenehmer Mann. Vor mir auf dem Rappen saß Amhar, einer von Arthurs Zwillingsöhnen. »Amhar ap Arthur«, grüßte ich ihn. Dann spie ich aus.
»Prinz Amhar«, korrigierte er mich. Genau wie sein Bruder Loholt war Amhar von jeher über seine uneheliche Geburt verbittert gewesen und mußte jetzt beschlossen haben, den Prinzentitel anzunehmen, obwohl sein Vater kein König war. Dies wäre eine erbärmliche Anmaßung gewesen, hätte sich Amhar nicht seit meinem letzten kurzen Blick auf ihn an den Hängen von Mynydd Baddon so sehr verändert. Er wirkte älter und weit einschüchternder als damals. Sein Bart war voller, eine Narbe zierte seine Nase, und sein Brustpanzer war mit einem Dutzend Speerstichen übersät. Amhar, so schien es mir, war auf den Schlachtfeldern Armoricas gereift, aber die Reife hatte seinen mürrischen Groll nicht mindern können. »Ich habe Eure Beleidigungen bei Mynydd Baddon nicht vergessen«, erklärte er mir, »und mich stets nach dem Tag gesehnt, da ich sie endlich erwidern kann. Aber mein Bruder wird, glaube ich, noch erfreuter sein, Euch zu sehen.« Ich hatte Loholts Arm gehalten, als Arthur ihm die Hand abschlug.
»Wo ist Euer Bruder?« erkundigte ich mich.
»Bei unserem König.«
»Und wer ist Euer König?« Ich kannte die Antwort, wollte sie aber bestätigt haben.
»Derselbe wie der Eure, Derfel«, antwortete Amhar. »Mein geliebter Cousin Mordred.« Und wohin sonst hätten Amhor und Loholt nach der Niederlage bei Mynydd Baddon wohl gehen sollen? Wie so viele herrenlose Männer Britanniens hatten sie Zuflucht bei Mordred gesucht, der jeden verzweifelten Schwertkämpfer, der zu seiner Fahne eilte, freudig willkommen hieß. Wie sehr mußte es Mordred genossen haben, Arthurs Söhne auf seiner Seite zu haben!
»Der König lebt?« fragte ich ihn.
»Blüht und gedeiht!« gab Amhar zurück. »Seine Königin hat Clovis Geld zukommen lassen, und Clovis hat es vorgezogen, ihr Gold zu nehmen, statt gegen uns zu kämpfen.« Lächelnd deutete er auf seine Männer. »Da sind wir also, Derfel. Gekommen, um zu beenden, was wir heute morgen begonnen haben.«
»Für das, was Ihr diesen Menschen angetan habt«, entgegnete ich und deutete mit Hywelbane auf das Blut, das noch immer schwärzlich in Dun Carics Hof stand, »werde ich Euch die Seele nehmen.«
»Was Ihr bekommen werdet, Derfel,« sagte Amhar und beugte sich im Sattel vor, »ist das, was ich, mein Bruder und unser Cousin Euch zukommen lassen werden.«
Trotzig blickte ich zu ihm empor. »Ich habe Eurem Cousin treu gedient.«
Amhar lächelte. »Doch ich bezweifle, daß er Eure Dienste jetzt noch braucht.«
»Dann werde ich dieses Land verlassen«, erklärte ich.
»Ich glaube kaum«, widersprach Amhar sanft. »Ich glaube, mein König möchte Euch noch ein letztes Mal sehen, und ich weiß, daß mein Bruder begierig darauf ist, ein paar Worte mit Euch zu wechseln.«
»Ich würde lieber gehen«, sagte ich.
»Nein«, sagte Amhar. »Ihr werdet mit mir kommen. Legt Euer Schwert nieder.«
»Das
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