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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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als wir noch viel zu weit entfernt waren und sie den Stern auf unseren Schilden nicht erkennen konnte, in den Wald hinter dem Dorf rannte, um sich unter den Bäumen zu verstecken. »Die Menschen sind verängstigt«, sagte ich zu Eachern.
    »Sie haben davon gehört, daß Mordred stirbt«, gab er zurück und spie kräftig aus. »Und sie fürchten sich vor dem, was dann geschieht; dabei sollten sie sich freuen, daß dieser Bastard im Sterben liegt.« Als Mordred noch ein Knabe war, hatte Eachern zu seinen Leibwachen gehört, und auf Grund dieser Erfahrung hatte der irische Speerkämpfer einen abgrundtiefen Haß auf den König. Ich mochte Eachern. Er war kein intelligenter Mann, doch er war hartnäckig, treu und gut in der Schlacht. »Sie rechnen damit, daß es Krieg geben wird, Lord«, sagte er. Unterhalb von Dun Caric wateten wir durch den Bach, umgingen die Häuser und kamen an den steilen Pfad, der zur Palisade rings um den kleinen Hügel führte. Alles war totenstill. Nicht mal die Hunde waren auf der Dorfstraße, und – weitaus beunruhigender – keine Speerkämpfer bewachten die Palisade. »Issa ist nicht hier«, sagte ich und berührte Hywelbanes Heft. Issas Abwesenheit an sich war nicht ungewöhnlich, denn er verbrachte einen großen Teil seiner Zeit in anderen Regionen Dumnonias, doch ich bezweifelte, daß er Dun Caric unbewacht zurückgelassen hatte. Ich betrachtete das Dorf, doch alle Türen waren fest verschlossen. Kein Rauch stieg von den Dächern auf, nicht einmal von der Schmiede.
    »Keine Hunde auf dem Hügel«, sagte Eachern mißtrauisch. Normalerweise trieb sich ein ganzes Rudel Hunde um Dun Carics Halle herum, die inzwischen längst den Hang herabgejagt gekommen wären, um uns zu begrüßen. Statt dessen lärmten Raben auf dem Hallendach, und weitere Scharen von Vögeln krächzten auf der Palisade. Ein Vogel, der aus dem Gelände aufstob, trug einen lang herabhängenden, roten, knotigen Bissen im Schnabel.
    Keiner von uns sagte etwas, als wir den Hang emporstiegen. Die Stille war das erste Zeichen des Schreckens, danach die Raben, und auf halber Höhe spürten wir den säuerlichsüßen Gestank des Todes, der sich in der Kehle festsetzt, und dieser Gestank war für uns eine weit bedrohlichere Warnung vor dem, was uns hinter dem offenen Tor erwartete, als die Stille, und eine weit deutlichere als die Raben. Es war der Tod, der uns dort erwartete, nichts als der Tod. Dun Caric war eine Walstatt des Todes geworden. Überall auf dem Gelände waren die Leichen von Frauen und Männern verstreut, im Innern der Halle waren sie hoch aufgetürmt. Sechsundvierzig Leichen insgesamt, und keine einzige besaß noch einen Kopf. Der Boden war durch und durch blutgetränkt. Die Halle war geplündert, jeder Korb und jede Truhe umgekippt worden, und alle Ställe waren leer. Sogar die Hunde waren getötet worden, obwohl man ihnen wenigstens den Kopf gelassen hatte. Die einzigen, die noch lebten, waren die Katzen und die Raben, und die ergriffen vor uns die Flucht.
    Benommen schritt ich durch dieses Grauen. Erst nach ein paar Augenblicken wurde mir klar, daß sich unter den Toten nur zehn junge Männer befanden. Vermutlich waren das die Wachen, die Issa zurückgelassen hatte, während die anderen Toten die Familien seiner Männer waren. Pyrlig war da, der arme Pyrlig, der in Dun Caric geblieben war, weil er wußte, daß er nicht mit Taliesin konkurrieren konnte, und nun lag er da, tot, das weiße Gewand blutdurchtränkt, die Harfenistenhände tief zerschnitten, weil er versucht hatte, die Schwerthiebe abzuwehren. Issa war nicht dort, genausowenig wie Scarach, seine Frau, denn in diesem Schlachthaus gab es weder junge Frauen noch Kinder. Die jungen Frauen und Kinder mußten davongeschleppt worden sein, entweder als Spielzeug oder als Sklaven, während die älteren Menschen, die Babys und die Wachen allesamt niedergemetzelt und ihre Köpfe dann als Trophäen mitgenommen worden waren. Das Blutbad konnte noch nicht lange zurückliegen, denn keine der Leichen war aufgedunsen oder faulte. Fliegen krabbelten durch das Blut, bisher aber wanden sich keine Würmer in den von Speeren und Schwertern geschlagenen klaffenden Wunden. Wie ich sah, war das Tor aus seinen Angeln gerissen worden, doch nirgends fand ich Anzeichen eines Kampfes, daher vermutete ich, daß
    die Männer, die dieses Gemetzel angerichtet hatten, als Gäste eingelassen worden waren.
    »Wer war das, Lord?« fragte mich einer meiner Speerkämpfer.
    »Mordred«,

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