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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sanft die Nüstern und sang ihnen etwas in die Ohren; daraufhin ließen sie ruhig zu, daß er ihnen das Zaumzeug über den Kopf streifte.
    »Könnt Ihr ohne Sattel reiten, Lord?« fragte er mich.
    »Heute nacht sogar ohne Pferd, falls nötig.«
    »Und was ist mit mir?« fragte Sansum, als ich mich auf eins der Pferde schwang.
    Ich blickte zu ihm hinunter. Ich war versucht, ihn dort auf der Weide zurückzulassen, denn er war sein Leben lang ein hinterhältiger Verräter gewesen, und ich hatte keine Lust, sein Leben zu verlängern; aber er konnte uns in dieser Nacht auch nützlich sein, deswegen griff ich hinab und hievte ihn hinter mich auf den Rücken des Pferdes. »Ich hätte Euch hierlassen sollen, Bischof«, sagte ich, während er sich zurechtsetzte. Er gab keine Antwort, sondern schlang seine Arme fest um meine Taille. Taliesin führte das zweite Pferd zum Weidentor, das er öffnete. »Hat Merlin Euch auch gesagt, was wir nun tun sollen?« fragte ich den Barden, als ich mein Pferd durch die Öffnung spornte.
    »Hat er nicht, Lord, aber die Klugheit gebietet, daß wir zur Küste reiten, um uns dort ein Boot zu suchen. Und daß wir uns beeilen, Lord. Der Schlaf auf dem Hügel wird nicht allzu lange währen, und sobald sie merken, daß Ihr nicht mehr da seid, werden sie Suchtrupps nach uns aussenden.« Taliesin benutzte das Tor als Aufsitzhilfe.
    »Was sollen wir tun?« fragte Sansum angsterfüllt und umklammerte mich noch fester.
    »Euch töten«, schlug ich vor. »Dann können Taliesin und ich schneller reiten.«
    Taliesin blickte zu den dunstverhangenen Sternen empor. »Reiten wir nach Westen?« fragte er mich.
    »Ich weiß, wohin wir reiten werden«, gab ich zurück und spornte das Pferd auf den Weg, der nach Lindinis führte.
    »Wohin?«
    »Zu Eurer liebenden Gemahlin, Bischof«, antwortete ich. »Zu Eurer liebenden Gemahlin.« Deswegen hatte ich in jener Nacht Sansums Leben gerettet: weil Morgan jetzt unsere beste Hoffnung war. Ich bezweifelte zwar, daß sie mir helfen würde, und Taliesin würde sie ins Gesicht spucken, wenn er sie um Hilfe bat, aber für Sansum würde sie alles tun.
    Also ritten wir nach Ynys Wydryn.

    Wir weckten Morgan aus dem Schlaf, daher kam sie in sehr schlechter Laune ans Tor ihrer Halle, oder vielmehr, in einer noch schlechteren Laune als sonst. Ohne Bart erkannte sie mich nicht, und ihren Ehemann sah sie nicht, der sich, wundgeritten, ein Stück hinter uns dahinschleppte; statt dessen sah Morgan in Taliesin einen Druiden, der es gewagt hatte, den heiligen Boden ihres Schreins zu betreten.
    »Sünder!« kreischte sie ihn an, wobei die Tatsache, daß sie soeben aus dem Schlaf kam, der Wucht ihrer Schimpfkanonade keinen Abbruch tat.
    »Schänder! Götzenanbeter! Im Namen des heiligen Gottes und seiner gesegneten Mutter befehle ich Euch, zu gehen!«
    »Morgan!« rief ich, in diesem Moment entdeckte sie jedoch den durchnäßten, verschmutzten, hinkenden Sansum, stieß einen kleinen, miauenden Freudenschrei aus und eilte ihm entgegen. Der Viertelmond glänzte auf der goldenen Maske, hinter der sie ihr vom Feuer zerstörtes Gesicht verbarg.
    »Sansum!« rief sie. »Mein Süßer!«
    »Meine Teure!« sagte Sansum, und die beiden umarmten sich in der Nacht.
    »Liebster«, plapperte Morgan aufgeregt und streichelte sein Gesicht,
    »was haben sie dir angetan?«
    Taliesin lächelte, und sogar ich, der ich doch Sansum haßte und auch Morgan nicht liebte, konnte bei ihrer unübersehbaren Freude ein Lächeln nicht unterdrücken. Von allen Ehen, die ich kannte, war diese die seltsamste. Sansum war unehrlicher, als jemals ein anderer Mensch auf Erden gewesen ist, während Morgan so ehrlich war wie keine andere Frau der Schöpfung, und dennoch beteten sie einander an, oder vielmehr, Morgan betete Sansum an. Sie war als schönes Kind geboren worden, aber das gräßliche Feuer, in dem ihr erster Gemahl gestorben war, hatte ihren Körper entstellt und ihr Gesicht zu einer vernarbten Fratze gemacht. Kein Mann hätte Morgan wegen ihrer Schönheit lieben können, ebensowenig jedoch wegen ihres Charakters, der durch den Brand ebenso verzerrt und bitter geworden war wie ihr Gesicht; wegen ihrer Verbindungen dagegen konnte ein Mann Morgan schon lieben, denn sie war Arthurs Schwester, und das war es, wie ich überzeugt war, was Sansum an ihr so anziehend fand. Doch wenn er sie nicht um ihrer selbst willen liebte, so spielte er diese Liebe jedenfalls so geschickt, daß
    er sie überzeugte und dadurch glücklich

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