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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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seine Gebete so tief aus dem Herzen kamen wie jene, die Emrys zu seinem Gott emporschickte. Morwenna kümmerte sich hingebungsvoll um ihre Mutter, und niemand kämpfte beharrlicher um ihre Heilung. Sie pflegte sie, wusch sie, betete für sie, weinte mit ihr. Guinevere konnte natürlich weder den Anblick der kranken Ceinwyn noch den Geruch ertragen, der im Krankenzimmer herrschte, aber sie ging stundenlang mit mir spazieren, während Galahad oder Arthur Ceinwyns Hand hielten. Ich erinnere mich an einen Tag, da wir zum Amphitheater gingen und in der Sandarena umherschlenderten; da versuchte Guinevere mich auf ihre ungeschickte Art zu trösten. »Ihr könnt von Glück sagen, Derfel«, sagte sie, »denn Ihr habt etwas sehr Seltenes erlebt. Die große Liebe.«
    »Ihr aber auch, Lady«, gab ich zurück.
    Sie verzog das Gesicht, und ich wünschte, ich hätte nicht den unausgesprochenen Gedanken heraufbeschworen, daß ihre große Liebe zerstört worden war, obgleich sowohl sie als auch Arthur, alle beide, diese unglückliche Phase überlebt hatten. Ich nehme an, daß er damals noch immer vorhanden war, ein Schatten tief innen, denn manchmal, wenn in jenen Jahren ein Dummkopf Lancelots Namen erwähnte, trat plötzlich eine peinliche Stille ein, und einmal, als ein zu Besuch weilender Barde uns ahnungslos den Klagegesang von Blodeuwedd darbot, ein Lied, das von der Treulosigkeit einer Gemahlin handelt, vibrierte die Luft nach Beendigung des Liedes vor gespanntem Schweigen. Normalerweise aber waren Arthur und Guinevere in jener Zeit wahrhaft glücklich. »Ja«, sagte Guinevere, »ich kann ebenfalls von Glück sagen.« Sie sprach barsch – nicht etwa, weil sie mich nicht mochte, sondern weil sie sich bei sehr persönlichen Gesprächen immer recht unbehaglich fühlte. Nur auf Mynydd Baddon hatte sie diese Reserviertheit überwunden; damals waren wir beiden, sie und ich, nahezu Freunde geworden, seither jedoch hatten wir uns wieder voneinander entfernt – nicht bis zu unserer alten Feindseligkeit, aber bis zu einer wachsamen, wenn auch liebevollen Bekanntschaft. »Ihr seht gut aus ohne Bart«, sagte sie jetzt, das Thema wechselnd. »Es macht Euch jünger.«
    »Ich habe geschworen, ihn erst nach Mordreds Tod wieder wachsen zu lassen«, antwortete ich.
    »Möge es bald sein. Ich würde nur ungern sterben, bevor dieser Wurm bekommt, was er verdient.« Sie sagte es heftig, wohl aus der realen Angst heraus, das Alter könnte sie töten, bevor Mordred starb. Wir waren inzwischen alle in den Vierzigern, und nur wenige Menschen lebten länger. Merlin hatte natürlich schon zweimal vierzig Jahre und mehr hinter sich, und wir alle kannten andere Menschen, die fünfzig, sechzig oder gar siebzig Jahre alt geworden waren, aber wir hielten uns für alt. Guineveres rote Haare waren mit grauen Strähnen durchzogen, aber sie war immer noch schön, und ihr starkes Gesicht blickte mit seiner alten Kraft und Arroganz in die Welt. Sie hielt inne, um Gwydre zu beobachten, der auf einem Pferd in die Arena geritten kam. Er hob grüßend die Hand, dann ließ er sein Reittier durch die Gänge gehen. Er wollte den Hengst zum Schlachtroß trainieren, damit es steigen, mit den Hufen ausschlagen und seine Beine auch dann noch in Bewegung halten lernte, wenn es stillstand, damit kein Feind ihm die Achillessehnen durchtrennen konnte. Guinevere sah ihm eine Weile zu. »Meint Ihr, daß
    er jemals König werden wird?« fragte sie mich wehmütig.
    »Ja, Lady«, antwortete ich. »Früher oder später wird Mordred einen Fehler machen. Dann schlagen wir zu.«
    »Das hoffe ich.« Sie schob ihren Arm unter den meinen. Ich glaube nicht, daß sie mich trösten wollte, sondern eher, daß sie Trost für sich selber suchte. »Hat Arthur mit Euch über Amhar gesprochen?« wollte sie wissen.
    »Flüchtig, Lady.«
    »Er macht Euch keine Vorwürfe. Das wißt Ihr, nicht wahr?«
    »Ich möchte es gern glauben«, sagte ich.
    »Das könnt Ihr«, gab sie barsch zurück. »Seine Trauer gilt dem eigenen Versagen als Vater, nicht dem Tod dieses kleinen Bastards.«
    Arthur trauerte, wie ich vermute, weit mehr um Dumnonia als um Amhar, denn die Nachricht von den Massakern hatte ihn zutiefst verbittert. Wie ich wollte er Rache, aber Mordred hatte ein ganzes Heer zur Verfügung, Arthur dagegen knapp zweihundert Mann, die alle per Boot über den Severn gebracht werden mußten, wenn sie gegen Mordred kämpfen sollten. Ehrlich gesagt, hatte er keine Ahnung, was nun zu tun sei. Er machte sich

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